Public Viewing: Die Fußball-WM in Münster (Teil 1)
Zum Auftakt der kleinen „Serie“ über die Möglichkeiten, in Münster die WM in größerer Gemeinschaft zu erleben (neudeutsch: Public Viewing), komme ich natürlich nicht an den beiden größten angekündigten Events vorbei. Die „Hafenarena“ und der Megabildschirm am „Hafenplatz„. Bereits an den Namen der Lokalitäten erkennt man: Zumindest was die Großveranstaltungen angeht wird sich die Weltmeisterschaft in Münster hauptsächlich am Wasser abspielen. Ohnehin hat sich in den letzten Jahren einiges, was ansonsten im Zentrum oder über die gesamte Stadt verteilt war, in Münster an den alten Stadthafen verlagert. Bei gutem Wetter locken hier mittlerweile ein gutes Dutzend Bars und Biergärten – einige davon als „Eventlocations für ein Jahr“ in Abrisshäusern – allabendlich mehrere tausend Besucher an. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend gerade während der WM noch verstärken wird.
Sowohl die von örtlichen Gastronomen betriebene „Hafenarena“ als auch der von den Stadtwerken gesponsorte Megabildschirm auf dem Hafenplatz wollen nicht nur die Fußballspiele zeigen. Bei beiden hat man ein zum Teil extrem ausgeklügeltes Programm um die Spiele herum konzipiert. Das dürfte insofern gerade für „Partypendler“ interessant werden, weil beide Orte gerade mal ein paar hundert Meter voneinander entfernt liegen und der Eintritt zu den Veranstaltungen in der Regel frei ist. Und dennoch gibt es Unterschiede zwischen den Angeboten.
Während die „Hafenarena“ in den „Osmo-Hallen“, einer ehemaligen Holzlagerhalle mit gigantischen Ausmaßen, beheimatet ist, setzten die Stadtwerke auf Open-Air-Feeling. Ein Konzept, das gerade bei typisch Münsteraner Wetter durchaus ein Risiko birgt. Sollte das Wetter jedoch halten, werden die Besucher mit einem wirklich bemerkenswerten internationalem Programm beschenkt. 23 verschiedene Bands aus 14 verschiedenen Nationen sollen an den Spieltagen auftreten und die Wartezeiten vor und nach den Spielen versüßen. Zwischendrin werden immer wieder Talkrunden – präsentiert vom Lokalradiosender „Antenne Münster“ – eingestreut. Auftritte von Tanz- und Sportgruppen runden das Angebot ab und bergen vor einem typischen Fußballpublikum ein durchaus nicht zu unterschätzendes Peinlichkeitsrisiko. Einen kompletten Terminplan gibt es hier.
Die „Hafenarena“ setzt ebenfalls auf die Kombination von Sport und Musik, allerdings wird hier die Musik größtenteils – Ausnahmen bestätigen die Regel – vom Band kommen. Als „Ersatz“ für fehlende Live-Musik setzen die Macher der „Hafenarena“ auf Events jeglicher Art. Vom „Eventkino“ über „Kino-Karaoke“ mit Stargast Oliver Korittke über eine „Big Wall“-Kletterwand und „Massen-Spinning-Events“ (früher hieß das doch mal Heimtrainer, oder?) reicht das Angebot zwischen den WM-Spielen. Auf zwei extra angelegten „Beachsoccer-Plätzen“ werden zudem regelmäßig Turniere und Juxspiele ausgetragen. Das komplette Programm – übrigens nicht nur für Tage, an denen bei der WM auch wirklich gespielt wird – sowie noch viele weitere Informationen erhält man hier.
Von den reinen Zuschauerzahlen her wird die „Hafenarena“ gegen die Stadtwerke-Bühne auf dem „Hafenplatz“ leicht den Kürzeren ziehen. Während vor der 28 qm großen LED-Videowall auf dem Open-Air-Platz rund 5000 Fans Platz finden können, sind es in der „Hafenarena“ nur etwa 3200 Zuschauer, die die Spiele dafür aber auf zwei Großbildleinwänden à 36 qm verfolgen dürfen.
Beiden Angeboten ist gemein, dass sie als Großveranstaltungen besonderen Sicherheitsauflagen unterliegen. Das heißt u.a.: Eingangskontrollen mit Rucksackrazzia und Getränke mitbringen ist nicht – nicht auf dem „Hafenplatz“ und in der komerzielleren „Hafenarena“ sowieso nicht.
Ob ich die beiden Megaveranstaltungen besuchen werde? Irgendwann sicherlich! Allerdings werde ich mit genau so großer Sicherheit kein Stammgast sein und deutsche Spiele darüber hinaus konsequent meiden. Meine Gründe sind ganz persönliche. Erstens habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen auch immer gleichbedeutend mit vielen Idioten ist, die gerade beim Fußball ihre Kinderstube vergessen. Ich hoffe, die Macher der beiden Großveranstaltungen haben konkrete Pläne, wie sie die Massen in Zaum halten werden ohne die Besucher dabei zu drangsalieren. Zum anderen habe ich schlichtweg keine Lust darauf, mich stundenlang in Warteschlangen einzureihen um dann Bier aus Plastikbechern serviert zu bekommen. Etwas anderes wird es bei den beiden Megaevents aus Sicherheitsgründen kaum geben.
Aus diesem Grund ziehe ich die etwas kleineren „Public-Viewing-Locations“ deutlich vor. Mehr dazu – unter anderem meine persönlichen Favoriten im Bereich „Kneipen-Public-Viewing“ – gibt es Morgen im zweiten Teil der Serie.
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