Public Viewing: Die Fußball-WM in Münster (Teil 4)
Die Fußball-Weltmeisterschaft des Jahres 2006 läuft jetzt ja schon eine kleine Weile und ich habe seitdem einige Möglichkeiten, die Spiele in Münster live zu erleben, angetestet. Bei dem schönen Wetter der letzten Tage standen natürlich die Open-Air-Veranstaltungen im Mittelpunkt meines Interesses, denn wer setzt sich bei 30 Grad im Schatten schon gerne in eine Kneipe? So zog es mich am frühen Montagabend in das traditionsreiche Münsteraner „Kuhviertel„, dem ältesten Kneipenviertel der Studentenstadt. Dort haben sich in der „Kreuzstraße“ einige Gastronomen zusammengeschlossen und bieten ein gemeinschaftliches „Public Viewing“ in der engen Gasse an.
Name: „Das blaue Haus“, „Ziege“, u.a.
Adresse: Kreuzstraße, 48143 Münster (im Kuhviertel)
Internet-Infos: als PDF hier abrufbar
Öffnungszeiten: bereits ab Mittag geöffnet
Die Wirte in der Kreuzstraße haben sich sehr viel Mühe gegeben und einigen Erfindergeist bewiesen, um ihren Gästen ein paar tolle Stunden bei der WM zu ermöglichen. Wohlwissend, dass ein Beamer bei Tageslicht keine annehmbare Bildqualität liefert und LCD-Fernseher mit einer Bilddiagonale von zwei Metern noch nicht erfunden bzw. unbezahlbar sind, haben sie einen Rückprojektionsfernseher der Marke Eigenbau gebastelt. Aus dem Inneren einer auf Stelzen stehenden Zeltkontruktion wird das Bild von hinten auf eine schwarze, lichtdurchlässige Leinwand in einer Größe von etwa 2,5 x 1,7 Metern gestrahlt. Leider mit nur mittelmäßigem Erfolg, denn selbst beim 18-Uhr-Spiel war es noch viel zu hell, als dass man eine brilliante Bildqualität erwarten durfte. Stattdessen flimmerte ein etwas zu dunkles und leicht kontrastarmes Bild über die Mattscheibe des Mega-Fernsehers. Erst zum 21-Uhr-Spiel, als die Sonne hinter den Häuserschluchten der engenen Gasse verschwunden war, lieferte die Konstruktion ein wirklich klares und von allen Plätzen einsehbares Bild.
Was sich jetzt vielleicht abschreckend anhört, ist letztendlich halb so schlimm. Denn nach ein paar Minuten gewöhnen sich die Augen an die „schwummerige“ Darstellung und man kann entspannt die Spiele verfolgen. Zumal das Ambiente seinesgleichen suchen dürfte, denn man sitzt wirklich mitten in einem der ältesten Stadtviertels Münsters.
Bei normalem Andrang arbeiten die Bedienungen recht zügig und sind in der Regel auch sehr freundlich. Die Preise für Getränke sind münstertypisch, ein halber Liter Weizenbier (Schöfferhofer) kostet in der „Ziege“ sogar nur 2,90 Euro und ist somit günstiger als in allen anderen Lokalitäten, die ich im Rahmen der Serie „Die WM in Münster“ bislang beschrieben habe. Die Küche im „Blauen Haus“ öffnet um 18.00 Uhr und bietet insbesondere für Pasta- und Auflauffreunde ein reichhaltiges Angebot zu korrekten Preisen (ca. 7,00 Euro pro Mahlzeit). Und da die Gaststätten in diesem Bereich des Kuhviertels irgendwie alle zusammengehören ist es egal, ob man vor Kneipe A sitzt und sein Essen aus Kneipe B bezieht. Typisch Münsteraner Kneipenklüngel eben…
Mein Fazit: Das Angebot in der Kreuzstraße hat mich positiv überrascht. Ansonsten nicht gerade als Fußballmeile bekannt haben die hier ansässigen Wirte sich einiges einfallen lassen, um die WM in ihre Gasse zu zaubern. Mit ein paar baulichen Veränderungen an ihrem Rückprojektions-Fernseher werden sie sicherlich auch bald die Bildprobleme beim 18-Uhr-Spiel in den Griff bekommen. Wer in lockerer Runde ein paar WM-Spiele sehen und dabei auf den Komfort von Sitzplätzen, Tischen und Bedienungen nicht verzichten möchte, ist im Kuhviertel auf jeden Fall gut aufgehoben.
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