Public Viewing: Die Fußball-WM in Münster (Teil 7)
Heute noch zweimal Achtelfinale, dann viermal Viertelfinale, zweimal Halbfinale, einmal Spiel um Platz drei und dann am übernächsten Sonntag das große Finale – die WM 2006 befindet sich auf der Zielgeraden. Dementsprechend neigt sich meine Serie „Die Fußball-WM in Münster“ auch langsam aber sicher dem Ende entgegen. In Abwandlung des Spruchs „Hoch gewinnen werden wir heute nicht mehr“ (Antwort eines mir leider entfallenen Fußballers auf eine Frage im Kurzinterview in der Halbzeitpause beim Spielstand von 0:4) behaupte ich ganz keck, dass die Serie sicherlich nicht noch einmal sechs Teile haben wird. Aber ein paar „Locations“ habe ich doch noch in petto – und deshalb geht es heute nach einer kleinen Pause weiter mit Teil 7.
Name: „Absoluut Gassi“
Adresse: Alter Steinweg 25, 48143 Münster
Homepage: http://www.absoluut.de
Öffnungszeiten: nachmittags etwa eine Stunde vor dem Anstoß geöffnet
Erinnerst du dich: Im sechsten Teil der Serie hatte ich geschrieben, dass beim letzten Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft (das 3:0 gegen Ecudador) ein gemeinschaftliche Fußballkucken (um nicht immer „Public Viewing“ sagen zu müssen) im „Bunten Vogel“ ausfallen musste, da ich nur wenig Zutrauen in die Ãœbertragungstechnik hatte. Da standen wir also, der Hoshie, Mark und ich, und suchten etwa 45 Minuten vor dem Anstoß eine zentral gelegene Örtlichkeit mit funktionierender Großbildleinwand. Unsere Suche dauerte denkbar kurz. Erstens weil wir uns in Münster auskennen. Zweitens, weil wir den Alternativvorschlag bereits im Hinterkopf hatten. Drittens, weil diese Alternative nur 20 Meter vom „Bunten Vogel“ entfernt liegt: Das allseits beliebte „Absoluut Gassi“.
„Absoluut Gassi“, Namensähnlichkeiten zu „Absolut Vodka“ sind alles andere als ungewollt, ist eine der Kneipen, die sicherlich auf meinem Zettel für häufigere Besuche stünden, wenn auf dem Weg von meiner Wohnung bis zur Gassi-Pforte nicht mindestens vier andere Lokalitäten lägen, die ebenfalls immer einen Besuch wert sind. Und deshalb war es mir bei meinen sehr sporadischen Besuchen auch entgangen, dass das „Gassi“ seit mindestens einem Jahr auch eine „Fußballkneipe“ ist – also mit Sportsbar-Lizenz und regelmäßigen Bundesliga-Ãœbertragungen.
Der Gastraum des „Gassi“ ist ein entlang der großen Theke gezogener „Schlauch“ mit einer kleinen Empore am Kopfende. Den freien Platz in der Parterre teilen sich Sitzecken und Stehtische brüderlich. Bei Fußballübertragungen wird der Beamer auf eine mittelgroße Leinwand auf der Empore gerichtet. Das bedingt allerdings, dass die Empore für Besucher größtenteils geschlossen werden muss, da diese ja sonst direkt vor der Projektion säßen. Das oben abgebildete Foto verschafft einen ganz guten Eindruck von den Gegebenheiten.
Leider – ich muss es so hart sagen – entspricht die Projektion nicht dem, was man sonst „Indoor“ geboten bekommt. Eine Fensterreihe, die seitlich den gesamten „Schlauch“ durchzieht, lässt schlichtweg zu viel Licht einfallen, als dass der Beamer brilliante Ergebnisse liefern könnte. Stattdessen wird ein sehr helles und kontrastarmes Bild auf die Leinwand geworfen. Es war anfänglich wirklich schwer zu erkennen, wo sich den nun gerade der Ball befindet. Und deshalb erinnerte die ganze Situation auch ein wenig an Eishockey-Ãœbertragungen, wo man die Position des Spielgerätes auch nur anhand der Bewegungen der Spieler erahnen kann. Natürlich, nach ein paar Minuten gewöhnen sich die Augen auch daran und je voller der Raum wurde und und je mehr Besucher sich entlang der Fensterfront stellten, desto dunkler und besser wurde es auch – aber auf meiner WM-Reise durch Münsteraner Kneipen habe ich durchweg bessere Resultate gesehen. Ein simples schwarzes Bettlaken provisorisch vor den vordersten Fenstern angebracht würde hier wahre Wunder bewirken.
Der Getränkenachschub im „Gassi“ geht schnell und unkompliziert. Logisch, denn irgendwie steht ja jeder aufgrund der örtlichen Gegebenheiten in direkter Nähe zur Theke. Einmal fix die Bestellung über den Kopf des Vordermanns gerufen, dann eine Minute gewartet und mit einem langen Arm entgegen genommen – super! Ãœberhaupt fiel auf, dass – obwohl der Laden nur von einer einzigen Thekenkraft geschmissen wurde – alles wirklich sehr schnell, reibungslos und komfortabel ging.
Das „Absoluut Gassi“ verfügt auch über eine Küche, die sogar während der WM-Spiele arbeitet. Mein Mitleid mit meinem Vor-Vordermann, der mitten im größten Gedränge meinte, ein Tellergericht verspeisen zu müssen und dies nur mit teilweise artistischen Bewegungen bewerkstelligen konnte, hält sich allerdings in sehr engen Grenzen.
Mein Fazit: OK, das Bild war – gemessen an dem was heute Standard ist – wirklich übel. Aber dafür war der Laden letztendlich gerammelt voll, es herrschte gute Stimmung und der Getränkenachschub funktionierte Rubbeldiekatz. Was ich bei der Qualität der Projektion leider abziehen muss, kann ich beim „Fußballambiente“ locker wieder draufschlagen. Kurzum: Der Nachmittag im „Gassi“ hat wirklich Spaß gemacht.
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