BIE-LE-FELD!

30. Apr. 2007 | Keine Kommentare

Eine der interessantesten und zugleich ärgerlichsten Eigenarten im Leben eines Fußballfans ist, dass bereits am Freitagabend ein ganzes Wochenende beschissen sein kann. Wie soll man sich denn auch fühlen, wenn Schalke ein Spiel in Bochum deutlich kontrolliert, locker und leicht mit 1:0 in Führung geht, danach noch zwei, drei hundertprozentige Chancen hat, man sich im Hinterkopf bereits ausmalt, wie man am 19. Mai durch die Straßen von Gelsenkirchen hüpfen wird und dann – urplötzlich aus dem Nichts – zwei Tore für den Gegner fallen, die so nie und nimmer passieren dürfen? Die Tabellenführung und damit auch der Traum von der Meisterschaft – beide waren am Freitag gegen 22.30 Uhr mindestens so weit weg wie der drollige Zwergstern Gliese 581 und seine neue „Super-Erde“. Eine tröstliche Eigenart des Lebens als Fußballfan indes ist, dass nach einem Wochenende voller Leiden und Zweifeln am Sonntagabend dann urplötzlich wieder alles anders aussehen kann.

Schalke verlor also in Bochum mit 1:2. OK, mag man jetzt sagen, ist doch nichts passiert. Schließlich hört Werder Bremens Bochum auf den Namen Bielefeld. Die Werderaner haben einmal mehr den Sprung an die Tabellenspitze verpasst, Schalke es somit immer noch als einzige Mannschaft selbst in der Hand. Fast scheint es, als habe der FC Schalke katzengleich sieben Leben. Wenn dem so wäre, dann dürften wir angesichts vier bereits verbrauchter Leben und nur noch drei ausstehender Spieltage bereits jetzt die Meisterschaft feiern. Allerdings – und da lege ich mich fest – noch dreimal werden die Gegner Schalke diesen Gefallen nicht tun!

Nein, am Freitag in Bochum hätte ein Sieg herausspringen müssen. Da kann man dann zwar anerkennen, dass das Spiel der Schalker mit Ausnahme der Minuten 30 bis 45 in der Tat ein recht gutes war, dass zweimal der Ball vom Pfosten zurück ins Spiel tropfte und Bochums Keeper Drobny mindestens einmal ein sicheres Tor durch Asamoah vereitelte. Da kann man dann auch lamentieren, dass im Saisonendspurt Schalker Spieler allem Anschein nach im Strafraum rituell gevierteilt und gepfählt werden müssen, bevor der Schiedsrichter überhaupt einen Gedanken an eine Sanktion für den Gegner – mmmh, ein indirekter Freitoß, vielleicht – verliert. Doch das alles bringt nichts: Am Freitag in Bochum hätte Schalke gewinnen müssen. Haben sie aber nicht! Bonjour Tristesse?

Nach dem gestrigen Sieg der Arminia gegen Bremen ist man versucht zu sagen, dass doch nichts passiert sei. Doch der Dämpfer, den Schalke am Freitag in Bochum erhalten hat, könnte weit über den 31. Spieltag hinaus strahlen. Plötzlich sind die da, die Zweifel. Was wenn Nürnberg am kommenden Samstag seinen Ruf als Remis-Könige in der Veltins-Arena unterstreicht? Was wenn die nunmehr geretteten Dortmunder (ein ehrlich gemeintes Herzlichen Glückwunsch meinerseits, übrigens!) den Sinn ihrer verkorksten Saison nun einzig und allein darin sehen, uns am 33. Spieltag in die Suppe zu spucken? Und was, wenn Bielefeld am 34. Spieltag noch einmal so unglaublich konzentriert und engagiert auftritt wie gestern? Es ist dann doch viel mehr passiert an diesem 31. Spieltag, als man beim Blick auf die Tabelle denken mag.

Der Weg zur Meisterschaft – noch ist er möglich! Doch es ist nach wie vor ein ganz schwerer. Bielefeld hat uns am Sonntagabend ein neues Leben geschenkt. Es könnte nun allerdings wirklich das letzte sein. Ich hoffe, die Mannschaft und Fans sind sich dessen endlich bewusst.

Berichte zum Schalker Spiel in Bochum liest man im kicker, in der Financial Times Deutschland und auf sport1.de.

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