Einraumgaststätten

12. Jun. 2007 | Keine Kommentare

Der deutschen Wiedervereinigung vom 3. Oktober 1990 verdanken wir hierzulande vieles. Neben einer ganzen Menge gedopter Sportler schwappten im November 1989 beispielsweise auch viele Trabbis, das drollige Ampelmännchen, die unvergessene Tamara Danz und einige witzige Wortkreationen wie die „Sättigungsbeilage„, die „Ketwurst“ oder der „Jahresendflügelfigur“ über die Mauer. Auch die „Zweiraumwohnung“ soll dem Vernehmen nach eine typisch ostdeutsche Wortkreation sein. Definitiv keine Ossi-Sprachschöpfung ist indes die „Einraumgaststätte“, denn dieser Begriff geistert erst seit einigen Wochen in Nordrhein-Westfalen durch die Medien. Gemeint sind Lokale, die nur einen einzigen Schankraum aufweisen – und das dürften grob geschätzt so etwa 80 Prozent aller Kneipen sein. Heute wurde bekannt: In den Einraumgaststätten in NRW darf ab dem 1. Januar 2008 nicht mehr geraucht werden. Gewinnen soll dadurch der Nichtraucherschutz. Verlieren werden die Kneipen und die Anwohner.

In Münster gibt es für Nachtschwärmer diverse „Hotspots“. Das Kuhviertel nur wenige Minuten von meiner Haustür entfernt ist so einer. In der Jüdefelder Straße drängen sich auf nur wenigen Metern mit der Destille, der Gorilla Bar und dem Barzillus drei der meistbesuchten Lokale in der Innenstadt. Sie alle verfügen über nur einen Schankraum, sind somit „Einraumgaststätten“. Und im Gegensatz zu den ebenfalls in der Jüdefelder Straße beheimateten Lokalen „Visages“ und „Havana“ sind die drei erstgenannten Kneipen auch ziemlich klein, eng, atmosphärisch und durch absolut ungeignet, eine wie auch immer geartete Trennwand einzuziehen. Bedeutet unter dem Strich: Destille, Gorilla Bar und Barzillus werden ab dem 1. Januar 2008 nach heutigem Stand auf jeden Fall Nichtraucher-Zonen.

Nun wäre es illusorisch zu glauben, dass in der Silvesternacht 2007/08 urplötzlich alle Welt das qualmen drangibt. Bliebe also noch die Alternative des Ganges auf die Straße. In Irland klappt das ja schließlich auch seit Jahren. Doch leider sind die Iren im Gegensatz zu den Münsteranern ziemlich coole Säue. Oder anders: Der typische Münsteraner fühlt sich bereits in seiner Nachtruhe gestört, wenn drei Kilometer entfernt ein Rotkehlchen rülpst. Horden von rauchenden, redenden und feiernden Ausgeschlossenen unter meinem Wohnungsfenster wären allerdings selbst für mich, der einen gottgegeben guten Schlaf sein eigen nennen darf, zu viel. Und bereits jetzt hat die Tür-Security in der Jüdefelder Straße genug damit zu tun, den Geräuschpegel auf der Straße möglichst gering zu halten.

Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird. Doch ich gebe zu: Auf die Suppe, die die heutige Entscheidung in Düsseldorf den Gastronomen und Innenstadtbewohnern eingebrockt hat, bin ich wirklich gespannt.

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