Schalke lässt in Wolfsburg Punkte liegen
Fußball ist manchmal ein fürchterlich ungerechter Sport. Da spielt der FC Schalke beim Auswärtsmatch in Wolfsburg den Gegner 90 Minuten lang fast an die Wand – und am Ende steht nach 33:10 Torschüssen, 66%igem Ballbesitz und mindestens sieben sehr guten Schalker Torchancen ein mickeriges 1:1, mit dem man angesichts des späten Ausgleichs sogar noch zufrieden sein muss. Der Reihe nach: Bereits nach drei Minuten verpasst Kapitän Bordon eine Freistoßflanke von Pander freistehend nur um Zentimeter, nach 27 Minuten ballert Bajramovic aus sechs Metern Torentfernung drüber. Zwischen diesen Szenen lagen weitere Chancen durch Rakitic, Jones und Asamoah. Dann die 36. Minute, ein Allerwelts-Zweikampf zwischen Bordon Sergiu Radu am Schalker Strafraum, der Wolfsburger fällt ohne erkennbaren Grund – und ohne eben diesen entscheidet Schiedsrichter Dr. Felix Brych auf Freistoß. Krzynowek verwandelt aus 17 Metern und lässt dabei S04-Torwart Manuel Neuer nicht unbedingt glücklich aussehen. Der junge Keeper hatte spekuliert und die Torwartecke freigegeben, genau da schlug die Kugel dann ein. Der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt.
Und es hätte durchaus noch dicker für Schalke kommen können, denn unmittelbar nach dem Führungstreffer lässt sich Sergiu Radu zu einem Sonntagsschuss aus 25 Metern hinreißen, der ganz fies abdreht und von Neuer nur in höchster Not pariert werden kann. Der Fehler vor dem 1:0 war fast wieder gutgemacht.
Die zweite Halbzeit sah ein einziges Schalker Anrennen auf das Wolfsburger Tor. Beinahe im Minutentakt prasselten die Bälle auf das Tor des guten aber in vielen Szenen auch glücklichen Simon Jentzsch. Wolfsburg wehrte sich nach Kräften, musste dies ab der 52. Minute nach einer ebenso wie der Freistoß zum 1:0 zweifelhaften gelb-roten Karte gegen Josué sogar in Unterzahl bewerkstelligen. Und um ein Haar wären die Gastgeber für ihre destruktive Defensivspielweise noch belohnt worden, aber Marcelinho vollbrachte beim einzigen ernst zu nehmenden Wolfsburger Konter das Kunststück, den Ball aus einem Meter neben das Tor zu schießen (58.).
Als man bereits mit der ersten Saisonniederlage rechnen musste, erlöste der eingewechselte Halil Altintop die Schalker. Eine weite Flanke wird von der vielbeinigen Wolfsburger Abwehr eigentlich geklärt, der der Ball springt aber genau vor die Füße des türkischen Nationalspielers, der aus 16 Metern zum erlösenden 1:1 einschießt (86. Minute). In der Folgezeit verpasste Schalke es, den zweiten Treffer, der durchaus möglich war, nachzulegen und begnügte sich letztendlich mit einem Punkt. Angesichts des Spielverlaufs hat dieser jedoch den Beigeschmack eines Punktverlustes.
Schalke bot eine engagierte Leistung, spielte zweitweise richtig guten Fußball, zeigte aber auch, dass man gegen tief stehende Gegner nach wie vor große Probleme hat. Auf die kommenden Heimspiele gegen Gegner wie Cottbus oder Rostock muss man sich demnach nicht unbedingt freuen.
Ein Fleißkärtchen verdiente sich einmal mehr Kevin Kuranyi, der an fast 70 Prozent aller Schalker Torchancen beteiligt war. Glücklos hingegen agierten vor allem der in den letzten Tagen überragende Christian Pander und Ivan Raktitic – beiden sei ein schlechterer Tag gegönnt.
Bemerkenswert noch, dass Trainer Mirko Slomka erneut auf das 442-System mit den Spitzen Asamoah und Kuranyi setzte und dieses auch in der zweiten Halbzeit trotz Rückstandes nicht aufgab. Ist das etwa ein Fingerzeig für den weiteren Saisonverlauf?
Mehr zum Spiel in Wolfsburg weiß der kicker.
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