Schalke wirft die Saison ins Klo
Ãœber das heutige Spiel in Cottbus schreibe ich Nichts. Das überlasse ich dem Kicker. Worum es mir hier und jetzt geht, ist ein paar klare Worte zu finden. Schalke schmeißt gerade eine ganze Saison in die Toilette. Was ich bereits nach dem Spiel gegen Rostock schrieb, ist wahr geworden. Schalke steckt mitten in der Herbstdepression. Das hat einerseits mit Pech zu tun, andererseits aber nicht ausschließlich. Denn mehr und mehr zeigen sich handfeste Fehler, die in den letzten Monaten gemacht wurden. Ich war nie ein Freund von Trainer Mirko Slomka. Ich habe mich – wie so viele – milde von den „Erfolgen“ stimmen lassen. Wobei man diese „Erfolge“ auch ruhig mal hinterfragen darf. Aus im UEFA-Cup-Halbfinale. Aus in der ersten Runde des UEFA-Cups. Eine 0:6-Klatsche in Frankfurt in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Ein klägliches Versagen im Meisterschaftsfinale. Jetzt schon wieder ein Quasi-Aus in der Champions-League. Und zu allem Ãœberfluss auch bereits jetzt die Erkenntnis, dass Schalke in der aktuellen Saison maximal um einen UEFA-Cup-Platz spielen wird. Das alles einhergehend mit einer ständig ausverkauften Arena, enorm gestiegenen Sponsoreinnahmen und einigen Transfers die, obwohl die ganz großen Namen fehlten, großes Erwarten ließen… Das also sind die „Erfolge“.
Es liegt mir fern, jetzt den Selbstzerfleischungsprozess einleiten zu wollen. Dafür liegt mir Schalke zu sehr am Herzen. Dafür tat mir zu sehr weh, was ich heute sah. Doch was sah ich überhaupt?
Ich sah eine Mannschaft, in der nur einige Spieler bereit sind, etwas zu leisten. Bordon, Jones, Rafinha und Ernst. Der Rest versagt seit Wochen auf voller Linie. Ein schlechtes Spiel sei jedem gegönnt. Aber eine Reihe von Spielen, in denen ich mir als Zuschauer verhöhnt vorkomme, schlägt dem Fass den Boden aus.
Ein Fehler wie der von Westermann heute kann passieren. Ist überhaupt kein Ding. Aber mittlerweile geschehen uns derartige Fehler regelmäßig. In Rostock und in Chelsea patzt Manuel Neuer stümperhaft. Heute patzt Westermann. Tore fallen durch Fehler. Aber mir fehlt die Reaktion des Teams. Anscheinend ist es einfacher, nach einem Spiel Krokodilstränen zu weinen und den Pechvogel öffentlich zu bemitleiden, als noch während des Spiels die Ärmel hochzukrempeln und etwas gegen das Unheil zu unternehmen. Schalke spielt Alibi-Fußball. Und das im besten Sinne des Wortes. Denn jeder sucht einen Grund, warum ein anderer und nicht er selbst Schuld an der Misere ist.
Zum Thema Slomka: Wenn sich die taktischen Mittel eines Trainers darin erschöpfen, dass er grundsätzlich (!) in der 60. Minute wechselt (plus/minus zwei Minuten), dann muss er sich hinterfragen. Das hat Präsident Josef Schnusenberg bereits getan – doch kurz danach ruderte er feige zurück. Ruder nach vorne, Jupp! Stell‘ dir die ernsthafte Frage, ob das jetzige Gebilde aus Mannschaft und Trainer in der Tat dazu geschaffen ist, mit einem der teuersten Schalker Kader der letzten Jahrzehnte im Mittelfeld der Liga herumzukrebsen.
Wo bleibt das Flügelspiel, verdammte Hacke??? Ich habe echt keinen Bock mehr auf diese Halbfeld-Flanken! Das kann man mal in der Schlussphase machen, wenn nur noch die Brechstange hilft. Aber heute in Cottbus gab es keinen einzigen absichtlich vorgetragenen Angriff über die Grundlinie. Stattdessen ging alles über die Mitte. *Sarkasmusmode on* Eine tolle Idee gegen einen Gegner, der mit zehn Mann im eigenen Strafraum steht. *Sarkasmusmode off*
Und komm‘ mir jetzt bitte niemand mit „Die Mannschaft macht nicht das, was der Trainer will.“ Der Trainer hat das Team jetzt seit weit über einem Jahr – und es wurde immer schlechter. Eine Zeit lang haben Geistesblitze von Lincoln oder schöne Standards von Pander über die wahre Situation hinweggetäuscht. Doch jetzt kommt die ganze Wahrheit ans Licht: Obwohl Schalke über Spieler verfügt, die sicherlich zu den technisch besten der Liga gehören, spielt man wie eine Thekenmannschaft am Sonntagmorgen. Und das – nicht mehr und nicht weniger – laste ich dem Trainer an.
Ich habe keinen Bock mehr auf diesen Mist. Lasst uns den Slomka rauswerfen. Lasst uns gegen den Abstieg spielen. Lasst uns meinetwegen auch mal wieder ein paar Jahre in der zweiten Liga versacken. Aber diese latente Mischung aus Großmannssucht, Arroganz und Versagen ist unerträglich.
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