Schalke gewinnt ein rassiges Derby mit 3:2

10. Feb. 2008 | Keine Kommentare

Gerald Asamoah - Quelle: www.de.wikipedia.orgZumeist wird es als „Mutter aller Derbys“ bezeichnet – doch oft ist nicht einmal halb so viel drin, wie vorher versprochen wurde. Spiele von Schalke gegen Dortmund haben etwas folkloristisches: Da wird auf der einen Seite mit den Säbeln gerasselt, auf der anderen Seite polemisiert und dann steht unter dem Strich meistens ein Grottenkick, den Schalke in der Regel zwar gewinnt, den man aber dennoch ganz schnell wieder vergessen möchte. Diesmal war es anders. Die Zuschauer sahen endlich wieder ein rassiges Derby von zwei Mannschaften, die sich zumindest 90 Minuten lang auf Augenhöhe begegneten und das erfüllten, was man sich vorab von ihnen versprochen hatte. Am Ende gewann Schalke 3:2 in Dortmund, doch – ganz ehrlich – es wäre auch nicht schlimm gewesen, wenn wir verloren hätten. Denn solche Spiele, wie das seit ein paar Stunden zurückliegende Derby von Dortmund, machen den Fußball sehenswert.

Das Spiel hatte so viele Höhepunkte, dass es kaum möglich ist, sie alle aufzuzählen. Deshalb müssen die Schlüsselszenen herhalten. Eine derartige gab es nach knapp zehn Minuten, als Gerald Asamoah – der heute vielleicht sein bestes Spiel seit Jahren machte – nach einem leicht verunglückten Kobiashvili-Schuss ins Tor köpfte. 1:0? Doch nicht! Denn „Asa“ stand beim Kopfball im Abseits.

Dennoch jubelte er nur wenige Minuten später. Als in der 19. Minute der Dortmunder Martin Amedick einen Ball gegen Halil Altintop vertendelt, der steil auf Asamoah spielt und der herausgeeilte BVB-Keeper Ziegler über die Kugel säbelt, steht Gerald Asaomoah urplötzlich vor einem recht leeren Tor und spitzelt den Ball aus 15 Metern an zwei Gegner vorbei ins Ziel. Schalke führt!

Schalke hatte sich die Führung durch ein engagiertes und gutes Spiel redlich verdient. Eigentlich lief nun alles nach Plan, doch der BVB schlug prompt zurück. Ein Missverständnis in der Abwehr, bei dem Rafinha nicht ganz glücklich aussah, nutze Giovanni Federico zum überraschenden Ausgleich. Das war spätestens der Moment, an dem man wusste, dass dieses Derby eines der Besseren werden sollte.

Beide Mannschaften waren nun voll drin im Spiel. Schalke war zwar taktisch und technisch besser, Dortmund konnte aber mit großer Leidenschaft, die so manches Defizit wettmachte, dagegen halten. Ausgerechnet diese Leidenschaft ermöglichte Schalke in der 30. Spielminute das 2:1. Denn als nach einem Rakitic-Freistoß der – zu diesem Zeitpunkt bereits angeschlagene – BVB-Schlussmann Ziegler am Ball vorbeispringt, will Amedick kein Risiko eingehen und den Ball ins Toraus köpfen. Gut gemeint, ganz schlecht gemacht. Der Befreiungsschlag landet im eigenen Kasten! Ein klassisches Eigentor ohne große Not.

Schalke war zum zweiten Mal in Front – jetzt musste es doch ein Selbstläufer werden. Weit gefehlt! Sowohl die Schlussphase der ersten, als auch der Anfang der zweiten Spielhälfte, ging wieder klar an die Gastgeber. Dementsprechend nicht unverdient und wieder unterstützt durch einen Lapsus von Rafinha erzielte Dortmund nach einem wirklich schönen Konter das 2:2 durch Mladen Petric (50. Minute).

Im Anschluss verflachte die Partie ein wenig – Schalke tat sich gegen sehr kämpferische Dortmunder mitunter reichlich schwer. Die vielleicht entscheidende Szene dann in der 76. Minute. Dede – der einmal mehr alles trat und schlug was sich bewegte – sah endlich, endlich, endlich, endlich, endlich nach seinem x-ten Foul und Ellenbogencheck eine Karte. Zur Ãœberraschung aller war es aber keine Gelbe, sondern eine glatte Rote nach einer fiesen Attacke auf Rakitic. Der Kroate musste im Anschluss ausgewechselt werden. Dortmund war nun in Unterzahl.

Schalke nutze diese Überlegenheit klug, spielte schnell und direkt über die Flügel und traf in der 82. Minute zum Endstand von 3:2. Ein Vorstoß wird vom überragenden Asamoah aufgenommen, der lässt durch einen Hackentrick mit sich selbst seinen Gegenspieler an der Strafraumkante dumm dastehen, spielt zurück in den Rücken der Abwehr, wo Fabian Ernst bereits wartet und den Ball aus 14 Metern unhaltbar unter die Latte knallt. Zu diesem Zeitpunkt stand bereits Dortmunds Ersatzkeeper Bade im Tor, der den verletzten Ziegler ersetzte.

Zum dritten Mal in Führung – und diesmal sollte es reichen! Dortmund hatte Schalke nicht mehr viel entgegen zu setzen. Ein gefährlicher Freistoß noch durch den Rekonvaleszenten Frei (Neuer hielt souverän) – das war es dann auch! Letztendlich siegte Schalke vielleicht nicht hochverdient, behielt als bessere von zwei guten Mannschaften aber die Punkte.

Ãœberragender Spieler bei den Königsblauen war Gerald Asamoah. Ein Tor, eine meisterhafte Vorbereitung und auch sonst tolle, wirklich schöne Szenen: So will man den Gerald einfach sehen! Ein Sonderlob gebührt aber auch Fabian Ernst der – nicht nur wegen seines Tores heute – phantastisch spielte und im Mittelfeld rein gar nichts anbrennen ließ. Generell gilt es der gesamten Mannschaft heute ein Lob auszusprechen. Schalke hat bewiesen, dass man Fußball arbeiten, kämpfen und vor allem auch spielen kann. Dankeschön, Jungs!

Durch den Sieg beim BVB rückt der S04 nun auf den dritten Tabellenplatz vor. Da sich zeitgleich München und Bremen mit 1:1 trennten, sind es zum Platz an der Sonne „nur“ noch 5 Punkte. OK, OK – das ist immer noch eine Menge Holz. Aber man wird doch schon mal träumen dürfen? Zumindest nach so großartigen Tagen, wie der Heutige einer ist.

Mehr zum Spiel schreibt u.a. die OP-Marburg. Und wer sich nicht am Schalker Derbysieg satt sehen kann, sollte unbedingt auf „Schalke04-TV“ bei Maxdome vorbeisurfen. Dort gibt es entweder das Match in voller Länge oder eine längere Zusammenfassung für kleines Geld zu sehen.

www.maxdome.de

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