Voll in die Schlafwagen-Falle getappt

16. Feb. 2008 | Keine Kommentare

WolfFrüher, in den späten 90er Jahren, hasste ich Heimspiele gegen Hansa Rostock oder 1860 München. Der Gegner kam ins Parkstadion, stellte sich 90 Minuten lang mit 11 Mann auf die eigene Torlinie, Schalke agierte hektisch und planlos, aber am Ende stand immerhin ein 0:0, weil die Gastmannschaft gar keine Anstalten machte, mal über die Mittellinie zu kommen. Zehn Jahre später hat sich der Fußball weiterentwickelt. Da kommen zwar immer noch Gastmannschaften vorbei, die sich am Spiel nicht beteiligen möchten, die aber dennoch gewillt sind, mehr als nur ein torloses Remis einzusacken. Das Spiel gegen Karlsruhe (0:2) in der Hinrunde war so ein Beispiel. Die gestrige Partie gegen Wolfsburg ebenfalls. Eine 1:2-Niederlage, die aufgrund der überbordenden Dummheit unserer Blauen sogar gerecht war. „Die Wolfsburger kommen heute vor Lachen nicht zum Schlafen“, zog ein mir unbekannter Fan beim Verlassen des Stadions sein Fazit. Dem habe ich fast nichts mehr hinzuzufügen.

Es war ein Spiel, das nie und nimmer hätte verloren gehen dürfen. Schalke begann druckvoll, spielerisch ansprechend und mit besten Chancen. Asamoah, Kuranyi, Westermann – sie hätten die Gastgeber in der ersten halben Stunde bereits mit zwei, drei oder gar vier zu null in Führung bringen müssen, so oft kamen sie völlig frei vor dem Gäste-Tor zum Zuge. Doch so leichtfüßig, wie die Chancen herausgespielt wurden, so leichtsinnig wurden sie auch vergeben. Dennoch war das Schalker Tor letztendlich nur eine Frage der Zeit. Wolfsburg fand überhaupt nicht statt, zeigte sich nachlässig und in den Zweikämpfen gänzlich ohne Biss.

Nach einer halben Stunde kam es dann aber zu dem Bruch, der Spiele wie das gestrige charakterisiert. Wenn es dem Esel zu gut geht, wagt er sich aufs Eis. Und wenn es Schalke zu einfach hat, wird man nachlässig. Es ist geradezu eine Gesetzmäßigkeit, die ich schon seit Jahren beobachte. Und deshalb wunderte mich auch nicht, was ich fortan miterleben musste. Schalke mal über rechts, mal über links, mal durch die Mitte – immer recht gut bis zum gegnerischen Strafraum, doch in der Chancenverwertung viel zu harmlos. Hinzu kam, dass die Standardsituationen – eigentlich ja unsere beste Waffe – überhaupt nicht zündeten. Keine einzige echte Chance nach einer der zahlreichen Ecken und Freistößen – da steckte der Wurm drin!

Nach 65. Minuten – Schalke hatte bis dahin das Dutzend an vergebenen hochkarätigen Chancen längst zugemacht – fällt dennoch das 1:0. Asamoah scheitert in einer 1:1-Situation zunächst an VfL-Keeper Benaglio, den Abpraller verwandelt der eingewechselte Neuzugang Sanchez zur Führung.

So paradox es klingen mag: Das Tor war der endgültige Todesstoß für das Schalker Spiel. Von nun an lief gar nichts mehr. Im Gefühl des sicheren Sieges – was sollte bei diesem Spielverlauf schon noch passieren? – schaltete die gesamte Mannschaft drei Gänge zurück. Wolfsburg, das in der zweiten Halbzeit nur zweimal vor dem Schalker Tor auftauchte, erkannte dies und nutzte es cool aus. Zunächst in Person von Grafite, der einen Patzer von Rafinha und den Tiefschlaf der kompletten Schalker Verteidigung zum 1:1 nutzte (73. Minute), zehn Minuten später durch Dzeko, der gegen nun völlig kopflos agierende Schalker einen Konter setze, von Manuel Neuer ungestüm gefällt wird und zu Recht einen Elfmeter erhält. Grafite verwandelte sicher zum 1:2. Die restlichen Minuten verliefen ohne jeglichen Höhepunkt. Schalke war nach den beiden Gegentreffern einfach gar.

Es wäre jetzt müßig, über verdient oder unverdient zu lamentieren. Beim Fußball gewinnt der, der die meisten Tore schießt. 41:17 Flanken, 60:40 Prozent Ballbesitz, 79:69 Prozent gelungene Pässe – das alles spricht eine deutliche Sprache. Allerdings war es gestern die Sprache des Schalker Versagens bei drückender Ãœberlegenheit. Königsblau hat sich, das hat auch die „Financial Times“ treffend erkannt, letztendlich selbst geschlagen, weil man in die Wolfsburger Schlafwagen-Falle tappte.

Wer das Spiel noch einmal in Ausschnitten oder komplett sehen möchte, der surft bei „Maxdome“ vorbei. Doch ganz ehrlich: Dieses üble Gekicke muss man sich nicht noch einmal antun…

www.maxdome.de

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