Ein großer Kampf – ganz großes Glück
Da muss man erst mal schlucken: Schalke gehört – zumindest nominell – tatsächlich zu den acht besten Mannschaften in Europa! Im Elfmeterschießen setzte man sich beim FC Porto durch und steht jetzt im Viertelfinale der UEFA Champions-League. Wahnsinn! Eine großartige kämpferische Leistung der Mannschaft. Eine Weltklasse-Leistung von Torhüter Manuel Neuer. Und dennoch: Spielerisch zeigte Schalke wenig bis gar nichts. Bevor wir uns alle auf die Schulter klopfen, sollten wir eben Selbiges bei der Glücksgöttin Fortuna tun. Denn die hatte heute beide Hände mit im Spiel.
Wo wir gerade bei Thema „Hand im Spiel“ sind: In der 65. Minute wehrte Portos Torhüter Helton so etwas von klar außerhalb des Strafraums ein sicheres Tor mit der Hand ab, dass ich es gar nicht weiter beschreiben möchte. Mehr Rot geht nicht – aber das Spiel lief weiter. Soll man sich jetzt als Schalker benachteiligt fühlen, zumal Schiedsrichter Webb aus England gleich mehrmals eine äußerst kreative Regelauswendung an den Tag legte? Nein! Denn diese 65. Minute war keine spielentscheidende Szene. Es war – und das ist eigentlich eine traurige Nachricht – die erste Schalker Chance im Spiel überhaupt.
Bis dahin, und auch danach, spielte ausschließlich Porto. Schalke bekam teilweise über Minuten den Ball nicht aus der eigenen Hälfte heraus. In der ersten Halbzeit war es ein einziges Fehlpassfestival, das die Mannschaft bot. In der der zweiten Spielhälfte wurde es zwar etwas besser, aber dennoch war Porto nach objektiven Maßstäben die klar bessere Mannschaft.
Warum Schalke dennoch weiter ist? Diese Frage kann nur Manuel Neuer beantworten! In der 13. Spielminute hielt er gleich zwei, in der 55. Minute noch einmal eine 100%ige Torchance. Sein Meisterstück aber legte er in der Verlängerung ab, als er Quaresma in einer 1:1-Situation bezwang. Nachspielzeit? Ja, genau – die gab es. Denn Porto hatte Ãn der 86. Minute doch noch das 1:0 erzielt. Eine ganz dumme Situation! Erst spielt die Schalker Abwehr mit sich selbst Flipper, dann springt der Ball zu Lucho Gonzales, der Lisandro Lopez bedient. Der Argentinier dreht sich auf der Stelle und nagelt die Kugel aus 16 Metern unter die Latte. Für Manuel Neuer gab es da gar nichts zu halten.
Wenn schon das klare Handspiel des Porto-Keepers Helton in der 65. Minute nicht die spielentscheidende Szene war – welche war es dann? Vielleicht die rote Karte gegen Fucile in der 82. Minute. Nach einem harten Foul an Kobiashvili musste er direkt vom Platz. Zu diesem Zeitpunkt stand es noch 0:0 und Schalke wähnte sich vielleicht zu sicher. Zu früh.
120 Minuten waren gespielt. Es ging in das Elfmeterschießen. Mit Manuel Neuer gab es bislang nur ein Elfmeterschießen und das ging in Wolfsburg leider richtig in die Hose. Überhaupt hatte Neuer vor dem heutigen Spiel noch keinen einzigen Elfmeter in der ersten Mannschaft gehalten. Doch die Dramaturgie des Fußballs sieht in derartigen Situationen vor, dass Neuer einfach der Elfmeterheld werden musste.
Er wurde es. Er hielt die Schüsse von Bruno Alves und Lisandro Lopez. Auf Schalker Seite verwandelten Rafinha, Rakitic, Altintop und Jones – das war’s! Schalke ist weiter, Porto ist raus.
Noch ein Wort zu Mirko Slomka: Ich werde von meiner Meinung nicht abrücken und weiterhin sagen (schreiben), dass er nicht der richtige Trainer für Schalke ist. Daran ändert auch ein sehr glückliches Weiterkommen in der Champions-League nichts. Auch heute habe ich mich extrem geärgert, weil er den megaschwachen Grossmüller erst in der 111. Minute vom Platz holte. Auch die Geste des ausgewechselten (und ebenfalls schwachen) Kuranyi, der dem Trainer den Handschlag verweigerte, spricht Bände. Schalke wird sich weiterhin nach einem neuen Trainer umschauen.
Mehr zum Spiel schreibt der kicker. Wer das Spiel in Porto noch einmal in voller Länge oder in der Zusamenfassung sehen möchte, surft bei Schalke-04-TV bei Maxdome vorbei.
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