1:0 gegen Rostock – Schalke macht einen guten Job
„Der FC Schalke 04 ist Bayern-Jäger Nummer 1.“ So oder so ähnlich werden einige Textentwürfe von Journalisten gestern Nachmittag begonnen haben. Dass man diese Zeilen tatsächlich gedruckt oder online lesen wird, ist aber eher unwahrscheinlich. Denn spätestens als er sich den „Bayern-Jäger Nummer 1“ kurz vor der Ãœbermittlung an die Redaktion noch einmal durchlas, entschloss sich auch der letzte einigermaßen rational denkende Schreiber zu einer deutlich neutraleren Formulierung. „Schalke 04 neuer Tabellenzweiter der Bundesliga“ zum Beispiel. Das trifft den Kern um einiges besser, wenngleich die Tatsache vom zweiten Tabellenrang unglaublich genug ist. Schalke „spielt“ eine erbärmliche Saison, kommt über gute Ansätze zumeist nicht hinaus, verwaltet stattdessen Ergebnisse wie weiland die Bayern. In früheren Jahren hätte man damit bestenfalls einen Platz im gesicherten Mittelfeld erreicht. In diesem Jahr findet man sich in der Spitzengruppe der Liga wieder, was vor allem eines beweist: Fußball ist nicht nur ein „Spiel“, sondern zu weitaus größeren Teilen ein „Job“. Wichtig ist, was hinten rauskommt. In den letzten fünf Liga-Partien waren es satte 13 von 15 möglichen Punkten.
Gegen Rostock gab es sie wieder, die vielen guten Ansätze. Und es gab auch wieder diesen absoluten Bruch im Spiel, den man sich kaum erklären kann oder mag. Das 1:0 über Hansa war somit ein perfektes Spiegelbild der bisherigen Spielzeit und das obwohl sich Trainer Slomka diesmal alle Mühe gab, einen anderen „Drive“ in die Partie zu bekommen. So musste Kevin Kuranyi zunächst auf der Bank Platz nehmen, ebenso Gerald Asamoah. Dafür durften Vicente Sanchez und Sören Larsen zusammen mit Halil Altintop von Beginn an ran. Bei einer derartig revolutionären Grundaufstellung ging eine Personalie fast unter. Denn dass Albert Streit in absehbarer Zukunft einen Platz in der Startelf ergattern könnte, hätte man nach seinem Mecker-Interview in der Frankfurter Rundschau vor zwei Wochen nicht unbedingt erwarten dürfen. Um es vorweg zu nehmen: Während Sanchez und Streit ihre Chance nutzten und sich für weitere Einsätze in der Stammelf empfahlen, hing Larsen den Erwartungen doch ein ganzes Stück weit hinterher.
Schalke begann fulminant. Bereits nach einer Minute die erste Torchance durch Mladen Kristajic, der einen Freistoß von Christian Pander letztendlich aber zu ungefährlich in Richtung des Gäste-Tores brachte. Nur wenige Minuten später versucht der gestern sehr gefällige Halil Altintop sein Glück aus der Halbdistanz, verfehlt das Tor aber nur um Zentimeter. Ein Pech, dass sich in der 17. Minute noch einmal wiederholen sollte. Was auffiel: Schalke versuchte schnell über die Flügel zu spielen, band Neuling Streit dabei immer wieder ein. Viele gute Ansätze – aber kein Erfolgserlebnis. Bereits nach 30 äußerst einseitigen Minuten kam so der Eindruck auf, als könne Schalke gegen ungefährliche aber kompakt in der Abwehr stehende Rostocker die Zeit weglaufen.
Und so griff Schalke wieder zu alt bewährten Mitteln. Das Flügelspiel wurde zurückgefahren, stattdessen sollten es nun Standards und Einzelaktionen durch die Mitte richten. Marcelo Bordons Kopfball-Ablage in der 26. Minute, die von Rostocks Bülow nur mit höchster Not aus fünf Metern über die Querlatte bugsiert werden konnte, und Jermaine Jones‘ feines Solo aus dem Mittelfeld, das mit einem strammen Schuss knapp vorbei endete, waren die deutlichsten Anzeichen dieses spielerischen Umdenkens. Auch Altintops Chance in der 40. Minute (Einwurf Pander, Kopfballverlängerung Larsen, Abschluss Altintop) passte in dieses Schema.
Vier, fünf zum Teil wirklich gute Möglichkeiten in den ersten 40 Minuten – wieder kein Tor. Und dann hatte Schalke urplötzlich auch noch Glück. Denn als bei Rostocks ersten echten Angriff kurz vor der Pause Jermaine Jones den enteilten Shapourzadeh mit einem Zupfer an der Schulter stoppt, hätte Schiedsrichter Knut Kircher durchaus die Rote Karte zeigen können, entschied sich jedoch für Gelb. Den anschließenden Freistoß aus 22 Metern parierte Manuel Neuer sicher.
Rostock konnte sich nun vielleicht benachteiligt vorkommen, doch als kurz nach dem Wiederanpfiff Heiko Westermann gleich von zwei Hansa-Abwehrspielern im Strafraum gefällt wurde, die Pfeife des Unparteiischen aber stumm blieb, war dieses Thema im Prinzip auch schon wieder durch. Ausgleichende Gerechtigkeit, könnte man sagen.
Nach 52 Minuten ist es dann endlich soweit. Schalke erzielt nach einer schönen Kombination über Streit das 1:0 durch Halil Altintop, der die gefühlvolle Flanke von rechts aus vollem Lauf per Kopf verwertet. Das Anrennen auf die Rostocker Gummiwand war endlich von Erfolg gekrönt worden. Und Schalke hätte in der Folgezeit leicht noch das ein oder andere Tor nachlegen können, allen voran der in der 60. Minute eingewechselte Kevin Kuranyi, der gleich dreimal in 1:1-Situationen an Rostocks Keeper Wächter scheiterte (62., 91. und 92. Minute).
Rostock wurde in der Schlussphase aber ebenfalls gefährlicher und verbuchte in der 70. Minute durch eine Doppelchance die beste Einschussmöglichkeit zum Ausgleich. Zuerst pariert Manuel Neuer mit einem tollen Reflex den Kopfball von Gledson, Sekunden später blockt Albert Streit den Nachschuss von Menga auf der Linie. Generell stellte sich Schalke in der Schlussphase einmal mehr nicht sonderlich clever an, gestattete Rostock sogar noch einmal eine Schlussoffensive. Und so war die Erleichterung in der Arena riesengroß, als die Partie gegen 17.17 Uhr endlich für beendet erklärt wurde.
Zurück zu meiner Einstiegsbetrachtung: „Spielerisch“ war auch die gestrige Partie gegen Rostock alles andere als ein Zungenschnalzer. Betrachtet man das Wirken der Schalker Elf auf dem Rasen jedoch als „Job“ muss man zugeben, dass sie den Spagat zwischen Champions-League-Viertelfinale und Bundesliga-Pflichtaufgabe letztendlich doch gut gelöst hat. Respekt.
Mehr zum Spiel gegen Rostock schreibt der „kicker“. Wer den Sprung auf Tabellenrang 2 noch einmal in Ausschnitten oder in voller Länge sehen möchte, dem lege ich das „Schalke 04-TV“ auf „Maxdome“ ans Herz.
Abgelegt unter Schalke
………das mit dem guten Job muss ich anerkennen!!!!!!!!!
Ein zerknirschter Rostock-Fan aus Franken