Schalke zwischen Anspruch und Wirklichkeit

04. Mai. 2008 | 4 Kommentare

Schalke Fanclub MonasteriaNach dem glücklichen 1:0-Sieg in Hamburg steckte Schalkes Manager Andreas Müller zum x-ten Mal in diesem Jahr das Saisonziel neu ab. Nun ist Platz drei – in der Winterpause noch das höchste aller Gefühle – nicht mehr gut genug. Nun muss es plötzlich unbedingt der zweite Platz sein. Ebenfalls seine Ziele neu gesteckt hat unter der Woche Jermaine Jones. Als Dauerverletzter aus Frankfurt gekommen und von vielen als prominentester Neuzugang für das Medicos-Zentrum auf dem Schalker Vereinsgelände bezeichnet, reichte eine ordentliche Saison, um ihn – zumindest in Jones eigenen Augen – für höheres als den FC Schalke zu qualifizieren. Ein Top-Verein wie Madrid oder ManU müsse es einfach sein, so Jones in diversen Interviews. In die Reihe derjenigen, die ihre persönlichen Ziele neu steckten, reihte sich schließlich noch Rafinha ein, der offen mit einem Engagement beim FC Liverpool liebäugelt. Nun ist es mit den Ansprüchen allerdings so, dass sie ab und an sehr schnell von der Wirklichkeit eingeholt werden. Diese Feststellung mussten gestern auch Andreas Müller, Jermaine Jones und Rafinha machen. Schalke ließ beim 1:1 gegen Hannover 96 fahrlässig zwei Punkte liegen und muss nun wieder um den dritten Platz bangen, ausgerechnet Jones (obwohl laut Datenbank der beste Zweikämpfer gestern) und Rafinha lieferten dabei ein erbärmliches Spiel ab, das sicherlich nicht Einzug in das Bewerbungsvideo für die internationalen Top-Clubs halten wird.
Nach zwei Siegen und 6:0 Toren ist Schalke gestern gegen Hannover hart auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. Nichts mehr war zu sehen vom Offensivdrang gegen Cottbus und erst recht nichts von der konzentrierten Abwehrleistung aus Hamburg. Stattdessen mogelte sich Schalke durch ein „gebrauchtes“ Spiel und musste am Ende froh sein, zumindest einen Punkt mitgenommen zu haben. Denn die Nachlässigkeiten in der Anfangsviertelstunde hätten leicht zu mehr als zum 1:0 für die Gäste (8. Minute) führen können. Ãœberhaupt – dieses 1:0 sollte man als Endlosschleife in den kommenden beiden Tagen in der Kabine laufen lassen. Denn bei einem Freistoß aus knapp 18 Metern nur eine halbherzige Zwei-Mann-Mauer zu stellen und dann im Strafraumzentrum Mike Hanke völlig frei stehen zu lassen ist schon gehobener Dilettantismus. Da machte es auch nichts, dass Hanke letztendlich gar nicht mehr an den Ball kam und die Kugel stattdessen direkt getreten von Bruggink ins lange Eck kullerte.

Schalke brauchte fast 20 Minuten um erstmals gefährlich vor das Hannoveraner Tor zu kommen. Als Altintop nach Kuranyis Kopfballablage aus gut 16 Metern voll abzog, verhinderte allein Hannovers Enke mit einer Klasseparade den Ausgleich. Die Szene sollten Auftakt für Schalkes stärkste Phase sein, in der Kuranyi und Rakitic die besten Möglichkeiten liegen ließen und Halil Altintop schließlich nach Pass von Raktitic in der 40. Minute zum 1:1 traf. Die gute Phase zog sich sogar noch in die Anfangsminuten der zweiten Halbzeit. Nach 47. Minuten taucht Rakitic frei vor Enke auf, scheitert jedoch in der 1:1-Situation. Nun rechnete eigentlich jeder damit, dass Schalke das Spiel zeitnah drehen würde. Letztendlich kam es jedoch anders, denn es folgten 30 Minuten gepflegte Langeweile, unterbrochen nur von gelegentlichen Verlegenheitschancen.

Erst in der Schlussphase erarbeitete sich Schalke noch einmal Möglichkeiten. Doch wer in einem wichtigen Heimspiel so wenig tut wie die Mannschaft gestern darf auch nicht erwarten, dass Kopfbälle von Westermann (84.) oder Krstajic (90.) den Weg ins Gehäuse finden. Da auch Hannover in der zweiten Halbzeit so gut wie nichts mehr leistete, war die Punkteteilung letztendlich gerecht. Für das anstehende Auswärtsspiel in Bochum bleibt zu hoffen, dass Rafinha und Jones einfach mal die Fresse halten und sich stattdessen wieder auf ihr Spiel konzentrieren, dass Ivan Rakitic vielleicht noch ein paar Sonderschichten im Eckballtraining einlegt und das Vicente Sanchez, der gestern an allen Ecken und Enden fehlte, in den Kader zurückkehrt. Denn noch fehlen sechs Punkte um die letzten Zweifel an Platz drei zu vertreiben. Und erst wenn man die eingesackt hat, darf Andreas Müller zum aber-x-ten-Mal in diesem Jahr auch wieder das Saisonziel neu abstecken.

Mehr zum Spiel schreibt die Süddeutsche Zeitung. Das Spiel in voller Länge oder als Zusammenfassung kann man im Schalke-04-TV auf „Maxdome“ noch einmal in Augenschein nehmen.


www.maxdome.de

Abgelegt unter Schalke

4 Kommentare zu “Schalke zwischen Anspruch und Wirklichkeit”

  1. Rainer Hageböllingam 4. Mai 2008 um 12:22 1

    Moin, moin,
    kann mich dem nur anschließen was Mathias geschrieben hat.
    (Dein Stiel gefällt mir!)
    Wenn die jetzt den 3. Platz auch noch verdadeln…
    Aber als Schalkefan ist man ja einiges gewohnt!
    Habt ihr das diese Woche gelesen? Schalke hat, glaube ich , ca. die
    10. wertvollste Mannschaft der Welt!

    Tschüss

  2. verschwenderam 4. Mai 2008 um 12:59 2

    Das hört sich ziemlich frustiert an. Aber schön, daß auch Du erkannt hast, wer wirklich gefehlt hat;)

  3. Franzam 5. Mai 2008 um 16:41 3

    Toller Blog! [Der Rest dieses „Kommentars“ war ziemlich plumpe Werbung und wurde deshalb gelöscht.]

  4. Frank Zelinskiam 5. Mai 2008 um 23:14 4

    Reisende soll man nicht aufhalten……..
    Hoffentlich war am Samstag niemand aus Liverpool da, sonst bekommen wir wohl keine 20 Millionen für Rafinha.
    Es ist schade das gerade in so einer entscheidenden Phase Spieler sich mehr Gedanken machen wo sie überall spielen könnten, anstatt sich auf das zu konzentrieren wofür sie einen Vertrag unterschrieben haben: zum Fußball spielen.