EM-Tagebuch: Deckel drauf und gut
Wir beobachten regelrecht eine Eventomanie, also eine Sehnsucht, Events immer wieder zu zelebrieren, die dieses wunderbare Gemeinschaftsgefühl ermöglichen. (…) Da geht es um ein Zusammenwachsen. Dieses Zusammenwachsen braucht immer eine übergeordnete Vision – wie in diesem Fall, Europameister zu werden. Und daran kann jeder aktiv mitwirken, durch Fan-Gesänge, durch Kriegsbemalung, durch Fahnen schwenken oder auch nur durch das Anschmeißen des Grills. Wir beobachten seit zwei Jahren, dass man ständig versucht, auch Events wie (…) selbst den den Katholikentag mit dieser Feierfreude und diesem Partyotismus aufzuladen.
… sagt Psychologe Stephan Gründewald im Interview mit ARD-Online. Und irgendwie hat er sogar recht. Allerdings muss ich auch zugeben, dass mir Psychologen, die immer und immer wieder das Phänomen des „Public Viewings“ zu erklären versuchen, mittlerweile genau so auf den Geist gehen, wie Leute, die nach der Landung ihres Ferienfliegers pikiert und übergestikulierend mit den Augen rollen, weil andere Mitreisende geklatscht haben. Auch gehen mir die Leute auf den Keks, die sich immer wieder darüber aufregen, dass sich auch in diesem Jahr Millionen von Autofahrern ein Fähnchen an ihre Karre gepappt haben und eine angestrengte Argumentation bemühen, um diese recht neue Masche zu geißeln. Und das sage ich, der kein Fähnchen am Auto hatte, weil ich die Dinger kurzgesagt potthässlich finde. Leben und Leben lassen, jeder nach seiner Fasson. Die EM ist jedenfalls vorbei. Hat ja auch lang genug gedauert. Jetzt warten wir gemeinsam auf die neue Bundesligasaison, die für Schalke mit dem morgigen Trainingsauftakt erste Konturen annehmen wird. Sportlich fand ich die EM in Österreich und der Schweiz übrigens so lala. Irgendwie haben mir die Spiele in Portugal besser gefallen – kann jetzt aber auch nur Einbildung sein. Spaß gemacht hat es jedenfalls, die Holländer zaubern zu sehen. Auch Spanien, das zum Teil einen herzerfrischenden und erstaunlich sicheren Kombinationsfußball gezeigt hat, wird mir in Erinnerung bleiben. Und auch die österreichische Elf hat, obwohl frühzeitig ausgeschieden, hat in meinen Augen eine gute Visitenkarte abgegeben. Natürlich reichte es nicht zur Sensation, aber die Leidenschaft, mit der die Truppe trotz hoffnungsloser Unterlegenheit zu Werke ging, hatte etwas. Also denn: Mach‘ es gut, Europameisterschaft. Du warst ein netter Zeitvertreib, der mir die Warterei auf den ersten Anstoß der Saison 2008/09 etwas kurzweiliger gestaltet hat.
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2 Kommentare zu “EM-Tagebuch: Deckel drauf und gut”
Na, da bin ich aber echt froh, daß noch jemand die Alpen EM nicht für das beste Tunier aller Zeiten hält. Ich dachte schon ich müßte zum Psychater;)
Ich hoffe nur, dass die Berichterstattungen hinsichtlich einer gewollten Witzigkeit etwas nachläßt. Kerner, Klopp und Ursi waren so schlecht, dass ich ihnen eine 3.000 Watt Dunstabzugshaube über den Köpfen gewünscht habe. Waldi und seine Geisteskranken in Wien waren so unkomisch, dass es fast schon wieder lustig war, das ARD Frühstücksfernsehn war so witzig wie der abgeschnittene Bart einer Holzziege doch das Schlimmste für mich war ein gewisser Herr Pocher, der mit seinen Blödeleien und Liedern so unerträglich schlecht war, dass ich mir sogar nach seinen Späßen einen Fencheltee gegen die Übelkeit aufbrühen mußte. Peinlich!
Lichtblicke lediglich die sich siezenden Delling und Netzer sowie unsere Kanzlerin in ihren Altkleidern.
Aber Matthias, Hand auf´s Doppelherz, Östreisch war wirklich nicht ganz so toll, oder?