Rafinha hat sich abgeseilt
Was viele Fans befürchtet und fast ebenso viele Medien erhofft haben, ist seit heute Morgen Realität. Schalkes Abwehrspieler Rafinha hat sich eigenmächtig abgeseilt und ist nicht zum Start ins Trainingslager erschienen. Wo sich Rafinha derzeit aufhält, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich aber wird er morgen in Paris auftauchen, wo sich die brasilianische Olympiaauswahl trifft. Manager Andreas Müller kündigte an, prüfen zu lassen, welche Möglichkeiten Schalke nun noch habe. Fest steht aber auch, dass man Rafinha nicht kidnappen und zum spielen zwingen kann. Bliebe also nur noch die Möglichkeit, den Spieler über die FIFA sperren zu lassen, was allerdings einerseits nichts bringen würde, andererseits eventuell gar nicht möglich ist. Zur Erinnerung: Das olympische Fußballturnier der Herren ist keine offizielle FIFA-Veranstaltung, fand noch nicht einmal Aufnahme in den offiziellen Rahmenterminplan des Fußball-Weltverbandes. Unter dem Strich ist Fußball bei Olympia somit nichts anderes als eine Theken-Turnier von Freizeit-Kickern.
[Update, 22.07.2008:] Wie der WDR-Hörfunk soeben meldet, hat der FC Schalke 04 sowohl beim IOC als auch beim brasilianischen Fußballverband CBF eine Olympia-Sperre für Rafinha beantragt. Sollte diese nicht ausgesprochen werden, wolle man eine Eilentscheidung des internationalen Sportgerichtshofes CAS anstrengen. Begründung: Rafinha habe Vertragsbruch begangen, was gemäß der IOC-Charta mit einer Sperre zu ahnden sei. Manager Andreas Müller wurde zudem mit den Worten zitiert, dass Rafinha – so er denn bis Mittwoch oder Donnerstag doch noch im Trainingslager eintreffen sollte – keine Konsequenzen zu befürchten habe.
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10 Kommentare zu “Rafinha hat sich abgeseilt”
Ich kann Müller und Rutten nur eine sofortige Suspendierung von Rafinha empfehlen. Geht gar nicht anders, auch wenn es schmerzlich ist:(
Tja, und genau darauf droht es hinauszulaufen. Die Folge wäre ein maximaler Schaden für Schalke, denn Rafinhas Marktwert wäre durch eine Suspendierung pulverisiert. Schade, ärgerlich, vor allem aber vermeidbar. Man hätte die Olympia-Teilnahme als „Zuckerl“ für Rafinha einsetzen können („Schau mal Raffi, darfste jetzt zu Olympia, dafür verlängerst du deinen Vertrag aber noch mal um zwei Jährchen, OK?“). Man hätte sich mit Rafinha und/oder dem brasilianischen Verband auch bezüglich einer „Abstellungsprämie“ (Gehaltsverzicht) einigen können. Hat man nicht. Stattdessen ist man stur geblieben und hat sich nun in eine Position manövriert, die Schalke extrem schadet.
Ich teile Deinen Gedanken der Marktwertpulverisierung nicht, Matthias. Au contraire: Ich bin mir relativ sicher, dass Rafinha für einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag nach England oder Spanien wechseln wird.
Geht der eine Troublemaker (Bajramovic) entpuppt sich der nächste als solcher. Verrückte Schalker Welt.
Nur gut, dass mit Pander-Kristajic-Bordon-Westermann eine taugliche Viererkette für die CL-Qualifikation und die anstehenden Bundesligaspiele zur Verfügung steht. Jones könnte ich mir auch gut als rechten Verteidiger vorstellen.
Ich glaube der Schaden für Schalke ist höher, wenn es solch ein Verhalten durchgehen ließe. Warum Rafinha bereit ist die wichtige Saisonvorbereitung für einen Platz in der Selecao bei einem, wie Du es sagst, Theken Mannschaften Tunier sausen zu lassen ist meine nächste Frage. Geld ist mit Fußball nirgends so gut zu verdienen wie in Europa. In Europa genießt dieses Tunier jedoch keinen besonderen Stellenwert, ganz im Gegenteil, es wird kaum beachtet. Ich glaube Rafinhas Marktwert pulverisiert sich eher durch eine schlechte Saisonleistung aufgrund der Teilnahme bei den olympischen Spielen. Hier jetzt wieder Fehler bei Müller zu suchen und ihm Sturheit vorzuwerfen halte ich für fraglich.
Tja, eigentlich hat man es ja kommen sehen aber die Augen verschlossen. Wie kann einem deutschen Fussballverein soetwas passieren? Olympia ist für fast jeden Sportler das Größte. Gestern konnte man sehen wie ein gestandener Mann (Dirk Nowitzki) vor Freunde geweint hat wie ein kleines Kind. Die Deutschen Fussballdamen werden vom DFB unterstützt für das Projekt „Olympia-Gold“!
Nur im deutschen Profifussball ist es anders! Und warum ist es anders? – Weil die deutsche U21 es nicht geschafft hat. Wie sähe es denn aus wenn die U21 sich qualifiert hätte und Manuel Neuer hätte sich nicht verletzt. Hätte dann Schalke oder andere Vereine der Bundesliga genau so gehandelt? Und was hätte der DFB dann gesagt? Tja, werden wir leider nie erfahren.
Traurig ist das die ganze Sache wieder für eins sorgt: UNRUHE und genau kann Schalke für die gesteckten Ziele garnicht gebrauchen!
Ich bin wirklch
Mein Alptraum.Schalke verkauft völlig überstürzt Rafinha,natürlich unter seinem tatsächlichen Marktwert nach dieser Geschichte und in 2 Jahren ist er Stammspieler in der selecao.Dann beißen wir uns alle kräftig in den Arsch.Natürlich finde auch ich sein verhaqlten scheiße,aber er ist ein Spieler mit so einer tollen Veranlagung das man diese Sache einfach anders regeln muß.Logisch das Müller und vor allem Rutten ihr Gesicht wahren müssen aber man muß einfach abwägen was das kleinere Übel ist.Sress oder ein Rafinha der uns in den nächsten Jahren mit nach vorne bringen wird.
Na jetzt haben wir den Salat !
Wochenlang schweigt der achso mächtige und „korrupteste“ Fußballweltverband. Wie naiv und dumm muß man sein erst die Situation in ganz Europa eskalieren zu lassen und sich dann mit einem Machtwort zu melden. Das hätte man alles vorher haben können. Der FIFA Weltverband verdient mit diesem Turnier kein Geld, nimmt ihn nicht in den Terminkalender auf, da er in den Rahmenterminplan nicht hineinpasst. An Arroganz und Ãœberheblichkeit nicht zu überbieten. Und wer ist der Leidtragende, die Vereine, die eigentlich die Spieler bezahlen (gibt es Entschädigung für das Turnier, wohl kaum, da ja kein FIFA Turnier), der Spieler, der zwischen nationalen Verbänden, FIFA und Verein zerrieben wird. Unglaublich dieser Funktionärsschwachsinn !!
Und jetzt haben wir noch einen Spieler , der laut BILD mit einem „Stinkefinder“ sich verabschiedet. Führt sicherlich zur totalen Deeskalation der Situation !
DANKE FIFA !
IHR HABT ES GESCHAFFT.
Mhm. Schon am Montag hatte der FAZ-Kommentar das Problem um Blatter und Olympia schön zusammengefasst:
„Fifa-Präsident Blatter spielt ein Doppelspiel: Fußball soll olympisch sein (sind damit doch hübsche Einnahmen verbunden), die Stars sollen dort aber nicht präsentiert werden. Die Fifa will sich auf ihrem Geschäftsfeld, packende Fußballveranstaltungen auszurichten, nicht ernsthaft Konkurrenz machen lassen. Das Internationale Olympische Komitee ist groß, die Fifa ist größer.“
Herzlichen Dank auch.
[Der Stinkefinger könnte auch den BILD-Reporter persönlich gegolten haben, wer will sich schon belagern lassen?]
Der Stinkefinger könnte auch den BILD-Reporter persönlich gegolten haben, wer will sich schon belagern lassen?
Der Stinkefinger hat den Bildreportern gegolten, wer steht schon vor Rafinhas Haustür?
Der Stinkefinger galt sogar ziemlich sicher dem BILD-Fotografen – das steht für mich völlig außer Frage. So gute Augen hat der Müller nicht, dass Rafinha annehmen könnte, der Manager könne seine Geste aus dem 700 km entfernten Stegersbach erspähen.
Nun zum Statement von Blatter, das man sich im Original-Wortlaut bei kicker-online durchlesen kann: http://www.kicker.de/news/mehrsport/startseite/artikel/381112/
Die zentralen Passagen sind für mich:
„Beim FIFA-Kongress 1988 wurde beschlossen, dass das Olympische Fußballturnier auf Spieler bis 23 Jahre beschränkt ist. (…) 1994 gewährte der FIFA-Kongress jedem Team das Recht, für das Olympische Fußballturnier der Männer drei Spieler über 23 Jahren aufzubieten. In Bezug auf die Abstellung der Spieler unter 23 Jahren war sich die Fußballfamilie stets einig, dass diese Spieler für das Olympische Fußballturnier der Männer abgestellt werden müssen.“
Kurtspaeter schrieb es bereits sehr fein als Gastautor bei Herrn Wieland (siehe: http://dreieckeneinelfer.twoday.net/stories/5070275/). Auch wenn der Text älter ist als Blatters heutige Aussage, so trifft er doch den Kern. Ich zitiere:
„Wie bitte? Die alles reglementierende FIFA, der Verband, der beispielsweise sein Werberechte derartig schützt, dass das AOL von der HSH-Nordbank-Arena während der WM verschwindet, dieser alles reglementierende, korrupte Verband beruft sich auf ein einfaches ‚das war schon immer so‘?“
Blatters Statement hat eine zweite, extrem interessante Passage:
„Gemäß Art. 1 Abs. 2 von Anhang 1 des Reglements bezüglich Status und Transfer von Spielern ist die Abstellung von Spielern für internationale Spiele zwingend, die an im koordinierten internationalen Spielkalender vermerkten Daten stattfinden. Das Olympische Fußballturnier der Männer Peking 2008 figuriert jedoch mit Absicht nicht im koordinierten internationalen Spielkalender, da das Turnier nicht in das Schema des genannten Kalenders passt.“
Es folgen dann noch ein paar schwammige Aussagen die versuchen, den Fakt aus der Welt zu schaffen, dass das Olympia-Turnier nicht im FIFA-Kalender steht – aber das ist alles Kokolores. Blatter sagt kurz zusammengefasst höchstselbst: Abstellpflicht für Turniere, die im Rahmenterminplan stehen. Olympia steht nicht im Rahmenterminplan.
So – mehr gibt es dazu echt nicht zu sagen. Und keine drei Wochen vor Olympia mit einer derartigen Stellungnahme ums Eck zu kommen, zeugt in meinen Augen schon von abgehobenster Arroganz des dicken Sepps aus der Schweiz. Das hat ja schon fast etwas von „… dann sollen sie eben Kuchen essen!“ Das Fußballvolk verlangt seit einem halben Jahr nach einer klaren, verbindlichen Regelung und Blatter glaubt jetzt, knapp zwei Wochen vor dem Start der Spiele, durch ein schwammiges Briefchen Klarheit schaffen zu können?
Was mir übrigens fehlt ist ein klares Bekenntnis der UEFA. Die hat mit dem Olympia-Turnier exakt genau so viel zu tun wie die FIFA. Jedoch spielen die Härtefälle allesamt in Europa. Es wäre also auch mal an der Zeit, dass Don Platini seinen Blick weg vom Handydisplay richtet und Stellung bezieht.
Ganz egal wie das ausgeht, eines steht fest: FIFA, UEFA, DFB und DFL haben versagt, weil sie zu lange (und zum Teil noch) geschwiegen haben. Jaques Rogge freut sich derweil, dass er seine Sponsoren und das grundsympathische, liebenswürdige chinesische Regime mit Weltstars amüsieren kann, ohne selbst auch nur einen Euro dafür bezahlen zu müssen (im Gegenteil verdient sich das IOC dumm und dämlich).