Glanzlos aber effektiv – Schalke steht im Achtelfinale
Im Schongang aber stets konzentriert meisterte der FC Schalke 04 gestern Abend die zweite Hauptrunde des DFB-Pokalwettbewerbs und zog mit einem 2:0 über Ligakonkurrent Hannover 96 ins Achtelfinale ein. Zwei Tore von Heiko Westermann besiegelten die verdiente Niederlage für stark ersatzgeschwächt angetretene Niedersachsen. Knapp 51.000 Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Arena hatten einen netten Dienstagabend-Spaß und sahen eine Schalker Mannschaft, die langsam aber sicher zu rollen beginnt. Ohne sich übermäßig zu verausgaben kontrollierte Schalke die Partie von der ersten bis zur letzten Minute, ließ letztendlich nur eine einzige Tormöglichkeit der Gäste zu und vergaß es auch nicht, in den richtigen Momenten selbst die Treffer zu erzielen.
Hannover 96 hatte noch am Montagnachmittag vergeblich versucht, den DFB zu einer Spielabsage zu überreden. Neben zahlreichen ohnehin angeschlagenen Spielern hatte ein Grippe-Virus noch einmal ein halbes Dutzend Hannoveraner matt gesetzt. Wer nun aber mit einer besseren Schülermannschaft auf Seiten der Gäste hoffte, fand sich schnell zurück in der Realität. Zwar spielte Hannover mit einer Elf, die so sicherlich demnächst nicht mehr auflaufen wird, dennoch stellte man eine wettbewerbsfähige Mannschaft, in der auch einige Spieler, deren Einsatz am Montag noch schier unmöglich schien, aufliefen. Doch es wäre natürlich gelogen, wenn man behauptete, dass die Ausfälle spurlos an Hannover vorbeigegangen wären. Das zeigte sich bereits nach wenigen gespielten Minuten, in denen die Gäste schnell klarmachten, dass sie einzig und allein zum Verteidigen nach Gelsenkirchen gereist waren.
Schalke hatte dementsprechend keine Mühe, die volle Kontrolle über das Geschehen auf dem Platz zu gewinnen. Im Sturm erstmals mit der Startformation Sanchez, Kuranyi und Farfán wollte man durch schnelles Flügelspiel den Abwehrriegel der Gäste knacken, was allerdings in der ersten Halbzeit nicht wirklich gelang. So dauerte es eine gute halbe Stunde, bis Schalke durch zwei Standardsituationen zu den ersten echten Tormöglichkeiten kam, doch jeweils nach Hereingaben von Christian Pander scheiterten Heiko Westermann und Kevin Kuranyi mit Kopfbällen am reaktionsschnellen 96er-Keeper Robert Enke. Da auch ein gewaltiger Weitschuss von Pander nicht den Weg ins Tor fand, ging es nach 45 Minuten torlos in die Kabinen.
Nach dem Wiederanpfiff erhöhte Schalke den Druck und spielte nun auch endlich konsequent über die Flügel. Ganz besonders gefiel dabei das Zusammenspiel von Vicente Sanchez und Rafinha auf der rechten Seite, die sich ein ums andere Mal mit Doppelpässen in den Strafraum mogelten. Die nun zunehmenden Offensivaktionen über die Flügel ließen das Abwehrbollwerk der Gäste nach und nach bröckeln. Beinahe konsequent fiel dann auch das 1:0. Fabian Ernst hatte klug auf Heiko Westermann durchgesteckt, der tanzt im Strafraum noch einen Gegenspieler aus und schlenzt dann überlegt ins linke Toreck. Nach 56 Minuten war der Bann endlich gebrochen. Wieder einmal hatte Heiko Westermann, der erneut im Mittelfeld eingesetzt wurde und seine neuen Freiheiten sichtlich genoss, den Türöffner für den Sieg gespielt.
Die Entscheidung dann nach 78 Minuten: Eine klug herausgespielte Aktion über Sanchez und Rafinha bringt erneut Westermann in eine gute Schussposition. Wieder reagiert er extrem kaltschnäuzig und schiebt den Ball locker gegen die Laufrichtung von Robert Enke aus gut 15 Metern ins rechte untere Toreck ein. In der Schlussminute scheitert dann noch der engagierte Kevin Kuranyi mit einem Halbdistanzschuss am Gäste-Schlussmann – und dann war es auch vorbei. Hannover war nach dem 1:0 nicht mehr in der Lage Schalke etwas entgegenzusetzen, Schalke schonte seine Kräfte für die anstehenden Aufgaben in der Bundesliga. Es war erneut keine Glanzleistung der Knappen, doch die Effektivität mit der die Rutten-Truppe in den letzten Wochen zu Werke geht, ohne dabei das Fußballspielen gänzlich zu vergessen, ringt gehörigen Respekt ab.
Mehr zum Spiel gegen Hannover und zum neuen Schalker Goalgetter Heiko Westermann schreibt „Der Westen„. Bewegte Bilder zeigt wie üblich das Schalke04-TV auf “Maxdome”.
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4 Kommentare zu “Glanzlos aber effektiv – Schalke steht im Achtelfinale”
Hallo Matthias (Experte),
mal ne Frage: Wo siehst du die Handschrift von Trainer Rutten.
Für mich (Fernsehzuschauer…) sieht das doch aus wie gehabt.
Würde mich interessieren wie du das siehst!
Glück auf!
Rainer
Auch wenn ich noch vor ein paar Wochen, nach dem Spiel gegen Bochum, schrieb: „Slomkaesk an die Tabellenspitze gerumpelt“ so sehe ich durchaus bereits Ansätze einer neuen Spielweise. Natürlich sind Standards nach wie vor unsere stärkste Waffe.Es wäre ja auch idiotisch wenn Rutten diese durchaus vorhandene Talent unseres Teams unterbände. Aber was mir spontan auffällt ist, dass:
a) Angriffe über die Flügel werden nun endlich (zumindest manchmal) bis auf die Grundlinie gespielt. Im letzten Jahr war spätestens zehn Meter vor der Torauslinie Schluss. Dann wurde der Ball planlos in der Strafraum gebolzt oder zurückgelegt.
b) Der Ball wandert mittlerweile flüssiger aus der Abwehr über das Mittelfeld in den Sturm. Natürlich sind wir noch meilenweit vom „One-Touch-Football“ entfernt, doch ohne jetzt eine Statistik zur Hand zu haben, würde ich aus dem Bauch heraus tippen, dass die durchschnittliche Verweildauer des Balles am Fuß eines Spielers locker um 30 % abgenommen hat. Gepaart mit einem recht sicheren Passspiel ist dies ein gutes Mittel, den Ball als schnellsten und konditionsstärksten Mitspieler einzusetzen und den Gegner sich müde rennen zu lassen.
c) Der Spielaufbau besteht nicht mehr ausschließlich aus 65-Meter-Diagonalpässen.
Die ganz klare Rutten-Handschrift kann ich natürlich noch nicht erkennen, was vielleicht auch daran liegt, dass ich nicht weiß, wie diese aussieht. Aber man erkennt punktuelle Verbesserungen. Ganz abgesehen davon spielen wir erst seit Dortmund mit der Mannschaft, die zukünftig wohl den „Stamm“ bilden wird (den Ausfall von Neuer lasse ich außen vor, weil mir Fährmann in der Spielanlage – ganz anders als Schober – ähnlich gepolt zu sein scheint). Übrigens fand ich die Sturmvariante Sanchez – Kuranyi – Farfán am Dienstag sehr inspirierend, auch wenn sie nicht so funktioniert hat, wie erhofft. Aber das Rezept „Zwei flinke, die Positionen wechselnde Außenstürmer, ein kopfballstarker Stoßstürmer mit Ballverteilerqualitäten in der Mitte“ hat durchaus Charme und weitere Bewährungsmöglichkeiten verdient.
stimme matthias komplett zu…als ob dies verwunderlich wäre*grübel*
seit jahren schaue ich jede woche mal auf der seite vorbei und noch nie fand ich irgendwelche gravierenden unterschiede betreffend der fussballerischen ansicht von M. verglichen mit meiner eigenen…
ich würd dich dafür eigentlich gern mal loben, matthias…du wahrst eine erstaunliche objektivität trotz doch als subjektiv zu bezeichnender vereinsliebe 🙂
aber ich darf dich wohl nicht…sonst komme ich in eine ethische zwickmühle…denn eigenlob stinkt ja bekanntlich^^
und es wäre wohl nichts anderes als das, wenn ich die gleichen ansichten vertrete..mist aber auch…
also vergiss es und mach einfach weiter so 😀
@matthias
Und alles was Du so schön aufgezählt hast mündet darin, daß Schalke vor allem nicht mehr so anfällig für Konter ist. Das war in der Vergangenheit Schalkes größtes Manko, zumindest meiner Ansicht nach.