Viva Colonia – Schalke geht in Köln unter!

29. Sep. 2008 | 2 Kommentare

Eine Mannschaft, die 90 Minuten lang alles aus sich herausholt. Die dem ballführenden Gegner immer mit zwei Spielern auf den Füßen steht. Die sich eine großartige Tormöglichkeit nach der anderen erarbeitet und auch nicht aufgibt, wenn diese Chancen reihenweise versiebt, bzw. vom guten gegnerischen Keeper entschärft werden. Die bis zum Schluss keinen Zweifel darüber aufkommen lässt, wem die drei Punkte des Tages zustehen und deshalb am Ende glorreich gewinnt – so will ich Fußball sehen und so sah ich ihn am Freitag. Das Problem nur: Nicht Schalke, sondern Köln gönnte mir dieses Erlebnis. Mit 1:0 gewann der Aufsteiger aus der Domstadt sein Heimspiel gegen den Tabellenführer aus Gelsenkirchen. Nur 1:0, muss man da hinzufügen. Denn Köln war stark, sehr stark sogar. Und Schalke war schwach. Ganz übel schwach, um es ehrlich zu sagen. Verdienter als am Freitag in Köln kann man nicht verlieren und war mich kennt, der weiß, dass ich bei Altintops Pfostenkopfball in der 90. Minute innerlich gehofft habe, dass der Ball doch bitte wieder ins Feld zurück und nicht ins Netz springen möge. Wenigstens dieses Stoßgebet wurde erhört.

Es war sicherlich die schwächste Schalker Leistung seit jenem 0:2 in Dortmund, das uns vor eineinhalb Jahren die Meisterschaft kostete. Und wie bereits im Mai 2007 war Schalke selbst Schuld an der Niederlage und traf zugleich auf einen hoch motivierten Gegner, der trotz klarer individueller Unterlegenheit durch geschicktes Ausspielen der eigenen läuferischen und kämpferischen Stärken diesen Nachteil mehr als nur kompensierte. Von der ersten Minute an setzte Köln Schalke unter Druck, doppelte ballführende Spieler, stellte das Mittelfeld zu und zog bereits am Strafraum der Gäste ein aggressives Pressing auf. Im Normalfall, so könnte man jetzt denken, müsste es einem Spitzenteam wie Schalke gelingen, sich spätestens nach einer Viertelstunde aus dem engen Griff des Gegners zu befreien und die Kontrolle über das Spiel zu übernehmen. Doch am Freitag war nichts normal, keine Leistung auch nur ansatzweise im neutralen Bereich. Von Bordon (viele Stock- und Stellungsfehler) über Kristajic (ein ständiger Unsicherheitsfaktor) und Pander (im Angriff ineffektiv und in der Abwehr eine mittlere Katastrophe) bis Rafinha (teilweise wie gelähmt agierend) stimmte es bereits in der Abwehr nicht. Im Mittelfeld konnte Heiko Westermann bestenfalls in der Schlussphase einigermaßen an das anknüpfen, was er zuletzt gezeigt hatte, während Orlando Engelaar und Jermaine Jones sich in eindrucksvoller Art und Weise das Prädikat „Totalausfall“ verdienten, dabei aber noch von Ivan Rakitic übertroffen wurden, der sich im Sturm auf der Außenbahn einen wegstümperte, dass es schon fast wieder lustig war. Da hatte Kevin Kuranyi im Sturmzentrum sogar noch richtig Glück, dass das Spiel gänzlich ohne seine Beteiligung stattfand. So konnte er sich wenigstens nicht derart blamieren wie Jefferson Farfán, der zwar über eine hohe Grundschnelligkeit und eine gute Ballbehandlung verfügt, diese am Freitagabend aber augenscheinlich im Mannschaftsbus vergessen hatte. Nein, mit Ausnahme von Ersatz-Ersatzkeeper Ralf Fährmann, der eine mögliche und durchaus verdiente höhere Niederlage durch einige gute Aktionen verhinderte, war das am Freitagabend in Köln wirklich nichts.

Köln dominierte das Spiel, beherrschte den Gegner und profitierte von den teils erzwungenen, teils überflüssigen Ballverlusten im Schalker Mittelfeld. Allein Novakovic hätte nach sieben, 16 und 29 Minuten bereits dreimal jubeln müssen, scheiterte jedoch in 1:1-Situationen an Fährmann. Auch Mohammad trifft nach 30 Minuten mit einem Kopfball nur die Querlatte und verschiebt das in der Luft liegende 1:0 so noch um ein paar Minuten, bevor er in der 43. Minute doch trifft. Nach einem Einwurf von Wome war die gesamte Schalker Verteidigung am Ball vorbeigesprungen und hatte den Torschützen sträflich allein gelassen. Beim Kopfball aus acht Metern hat Fährmann keine Chance. Der Treffer setzte den Schlusspunkt in einer äußerst denkwürdigen ersten Halbzeit, in der Schalke wirklich alles vermissen ließ, was es auf dem Rasen der Bundesliga so braucht.

Auch die zweiten 45 Minuten gestalteten sich kaum besser. Immerhin stellte Köln sein Dauerpressing anfänglich etwas ein, sodass Schalke nun tatsächlich „Ballstafetten“ über zwei bis drei Positionen gelangen. Doch nach einer guten Stunde war es auch damit vorbei. Köln genügte eine klitzekleine Tempoverschärfung, um Schalke wieder komplett aus dem Spiel zu nehmen. Und so dauerte es doch tatsächlich bis zur 90. Minute, bis Schalke zur ersten (!) und einzigen Torchance kam. Eine weite Flanke von Pander findet den Kopf des eingewechselten Asamoah, der legt ab auf den ebenfalls eingewechselten Altintop, der sich vier Meter vor dem Tor mutterseelenallein befindet und zum Kopfball kommt. Doch die einzige sehenswerte Aktion aufseiten der Schalker endet am Innenpfosten. Glück gehabt Köln, Glück gehabt Schalke. Ein später Ausgleich hätte zu viel von dem verdeckt, was da am Freitag schief gelaufen ist.

Das 1:0 von Köln holt Schalke nun knallhart auf den Boden der Tatsachen zurück. Am Donnerstag geht es in der Arena zum „Kinderverkloppen“ gegen Nikosia, doch bereits am Sonntag wartet mit dem VfL Wolfsburg ein Gegner, der Schalke alles abverlangen wird. Spätestens nach den Erfahrungen aus der Domstadt weiß auch der letzte Bundesligist, wie einfach man Schalke aus einer Partie nehmen kann.

Mehr zum Spiel schreibt „Der Westen„. Den Offenbahrungseid gegen Köln in bewegten Bildern bietet das Schalke04-TV auf “Maxdome”.

www.maxdome.de

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2 Kommentare zu “Viva Colonia – Schalke geht in Köln unter!”

  1. Corneliusam 29. September 2008 um 16:46 1

    Ein sehr schöner Bericht über ein aus Schalker Sicht so unschönes Spiel!

  2. matthiaßam 30. September 2008 um 09:57 2

    Wenn S04, wie Bayern auch, ein Spiel vor dem Spiel schon gewonnen hat, dann geht das in die Hose. Bestes Beispiel für mich das WM Spiel 1994 gegen Bulgarien. Auch da hatten wir alle uns schon auf den möglichen Halbfinalgegner konzentriert und BUMS ging es in die Hose.
    Köln, aber auch Hannover und Bulgarien waren heiss wie Frittenfett, S04, wie auch Bayern und Bertis Buben hingegen arrogant, unmotiviert und dann mit sich selbst und dem Gegner überfordert.
    Fred hat noch viel zu tun. Ein Holländer sollte seit 1974 wissen, dass man ein Spiel nicht vor dem Spiel gewinnt.