Kevin Kuranyi ist der einzige Gewinner

06. Okt. 2008 | Kommentare deaktiviert für Kevin Kuranyi ist der einzige Gewinner

Kevin Kuranyi - Quelle: schalkefan.deIrgendwann werde er mal wieder angeschossen und der Ball lande im Tor, hatte Kevin Kuranyi sich unter der Woche noch zu seiner lang anhaltenden Torflaute geäußert. Gestern wurde er nicht angeschossen, traf „aus freien Stücken“ – und das gleich zwei Mal! Trotzdem ist Kevin Kuranyi der einzige Gewinner des gestrigen Vorabends. Beim 2:2 gegen den VfL Wolfsburg zeigte die Mannschaft zwar eine deutlich verbesserte Leistung gegenüber den letzten Auftritten in Köln und gegen Nikosia, doch unter dem Strich blieb Schalke einmal mehr in dieser Saison zu vieles schuldig. Eine gute halbe Stunde reicht letztendlich nicht, um eines der Top-Teams der Liga zu bezwingen. Und so muss man letztendlich sogar noch heilfroh sein, dass man zumindest einen Punkt rettete. Kuranyi sei Dank, denn er traf in der Nachspielzeit zum – zu diesem Zeitpunkt – völlig unverdienten Ausgleich.

Man konnte der Mannschaft ansehen, dass sie nach zuletzt zwei katastrophalen Auftritten durchaus auf Wiedergutmachung aus war. Nach einer kurzen Abtastphase eroberte die Elf von Trainer Fred Rutten schnell das Kommando auf dem Platz und drängte defensiv agierende Wolfsburger zusehens in den eigenen Strafraum. Doch obwohl Rafinha nach einer feinen Einzelaktion zehn Meter frei vor dem Tor aus halbspitzem Winkel zum Schuss kam und auch Orlando Engelaar bei einem Konter über Altintop mit einer Volley-Abnahme aus extrem spitzem Winkel den gegnerischen Torhüter Benaglio prüfte – so richtig zwingend war das nicht, was das Team bot. Schalke arbeitete dennoch fleißig weiter und verdiente sich nach 20 Minuten das 1:0. Engelaar hatte den Ball hoch und weit nach vorne geschlagen, Altintop kann mit dem Kopf ablegen und findet exakt Kevin Kuranyi, der mit einem schönen Reflex unhaltbar am VfL-Keeper zum 1:0 einschiebt. Da Schalke auch in der Folgezeit weiter nach vorne spielte, war der Treffer letztendlich doch der gerechte Lohn einer engagierten ersten Halbzeit, in der jedoch auch viele Mängel im Aufbauspiel, das dementsprechend zumeist aus weiten Bällen bestand, zutage traten.

Zurück aus den Kabinen war es dann aber auch schnell vorbei mit der sich andeutenden Schalker Herrlichkeit. Als ginge es der Mannschaft nur noch darum, den knappen Vorsprung zu verteidigen, wurden sämtliche Bemühungen auf einen zweiten Treffer eingestellt. Schlimmer noch: Auch die Abwehr gönnte sich nun einen Aussetzer nach dem anderen. Bereits in der 51. Minute wird was bestraft. Ein einfacher Einwurf von Gentner wird von Dejagah verlängert, was für Konfusion in der Schalker Abwehr sorgt, Dzeko nutzt dies aus und köpft ungehindert aus knapp 10 Metern zum 1:1 ein. Beim Ausgleich präsentierte sich Schalke ähnlich unsortiert wie noch vor Wochenfrist beim Gegentreffer in Köln.

Und nun war alles vorbei. Schalke bekam so gut wie nichts mehr auf die Kette, stattdessen wurde Wolfsburg immer frecher, ballsicherer und stärker. Beinahe zwangsläufig fällt das 1:2. Vier, fünf Pässe reichen aus, um Schalkes Abwehr in der 66. Minute feinsäuberlich zu zerlegen, am Ende taucht der eingewechselte Caiuby frei vor Manuel Neuer auf und schiebt erschreckend abgezockt zum Wolfsburger Führungstreffer ein.

Schalke lag am Boden und hatte dennoch keine fünf Minuten später die Möglichkeit, das Spiel noch einmal herumzureißen. Ein verzweifelter langer Ball wird von Westermann erlaufen, der schafft es hart bedrängt von zwei Wolfsburgern noch bis in den Strafraum, deutet einen Abschluss an und wird von Costa gefällt. Klare Sache: Elfmeter – und eine Rote Karte für den Wolfsburger gab es noch oben drauf. Den doppelten Vorteil vermochte Schalke jedoch nicht auszunutzen. Zunächst scheitert Rafinha mit einem gar nicht mal übel geschossenen Strafstoß an Benaglio, anschließend findet man einfach kein Mittel, um sich gegen dezimierte Gäste eine echte Tormöglichkeit herauszuspielen.

Dass es am Ende nach minutenlangem, armseligen Anrennen noch zum Punktgewinn reichte, war in erster Linie Manuel Neuer zu verdanken. Zunächst klärt er in der Nachspielzeit bei einer 1:1-Situation gegen Dzeko und verhindert somit das alles entscheidende 1:3, dann stürmt er nach vorne und erwischt einen Abpraller von Bordon. Neuer will direkt auf das Tor schießen, der Ball rutscht ab, landet bei Kuranyi und der hat in der allerletzten Sekunde des Spiels noch die Nerven und schiebt unter dem herausstürzenden Benaglio aus drei Metern zum Endstand ein.

Auch wenn die Total-Katastrophe verhindert wurde: Ernsthaft zufrieden sein kann mit dem Ergebnis niemand! Auch nicht mit der Spielweise. Denn wie unbeholfen Schalke trotz zahlenmäßiger Ãœberlegenheit agierte, sorgte in der Schlussviertelstunde ein ums andere Mal für Verzweiflungsattacken auf dem Feld, der Bank und auf den Rängen. Dass Trainer Fred Rutten darüber hinaus nur einmal wechselte (Jones verließ nach 76 Minuten für Sanchez den Platz), und es damit versäumte, dem Spiel einen taktisch neuen „Drive“ zu geben, sorgt auch nicht gerade dafür, dass man als Schalker voller Vertrauen in die nun anstehende zweiwöchige Ligapause gehen kann. Zumal Ruttens Gegenüber Felix Magath durch drei blitzgescheite Wechsel bewies, dass ein Trainer es durchaus in der Hand hat, auch während der 90 Minuten aktiv positiv ins Spielgeschehen einzugreifen.

Mehr zum Remis gegen Wolfsburg und zur besonderen Rolle von Torvorbereiter Manuel Neuer schreibt der „Tagesspiegel„. Das Spiel in bewegten Bildern zeigt wie üblich das Schalke04-TV auf „Maxdome“.

www.maxdome.de

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