Perfekter Gruppenphasen-Auftakt
Nun ist der UEFA-Cup also endgültig auf Schalke angekommen. Vor zehn Jahren war er noch das absolute Highlight in der Vereinsgeschichte, heutzutage ist er nicht viel mehr als ein Trostpflaster für die verdaddelte CL-Qualifikation. Die Spiele gegen APOEL Nikosia vor ein paar Wochen vergegenwärtigten eindrucksvoll, dass es in den kommenden Monaten nur im kleineren, ungeliebteren von zwei internationalen Wettbewerben zur Sache gehen wird. Gestern war beim Spiel gegen Paris Saint Germain der Name des Gegners zwar eindeutig Wohlklingender, sportlich aber war es trotz des überzeugenden 3:1-Sieges nicht der schwungvolle Europapokal-Abend, von dem man noch in ein paar Monaten schwärmen wird. Schalke war einfach zu stark für den Gegner, der Gegner war einfach zu schwach für Schalke. Eine konzentrierte Pflichterfüllung bescherte den Königsblauen den ersten Auftaktsieg in einer internationalen Gruppenphase in der 104-jährigen Vereinsgeschichte.
Es wäre nun auch müßig darüber zu diskutieren, was gewesen wäre, wenn die Franzosen wirklich in Bestbesetzung auf Schalke angetreten wären. Immerhin fehlten mit Claude Makelele und Ludovic Giuly die beiden Top-Stars der Mannschaft. Doch Gäste-Trainer Le Guen wird sich schon etwas dabei gedacht haben, als er seine Mannschaft in extrem defensiver und lustloser Ausrichtung auf den Platz schickte. Vielleicht hatte er das Spiel im Vorfeld bereits abgeschenkt, vielleicht hoffte er auf eine zerfahrene Partie, in der sich Schalke wie so oft selbst schlägt – doch diesen Gefallen tat ihm die Rutten-Elf gestern nicht. Stattdessen machte Königsblau bereits früh deutlich, dass der Abend nur einen Sieger sehen wird. Rafinha, Kuranyi und Jones versuchten bereits in den ersten Spielminuten ihr Glück, Jefferson Farfán erzwang es schließlich in der 12. Minute. Nach einer Flanke von Kobiashvili nötigt er PSG-Abwehrspieler Mabiala zu einer Rettungstat, die im eigenen Netz endet. Kurios: Nach dem 1:0 gegen Frankfurt in der Liga war es bereits das zweite Mal in dieser Saison, dass Farfán einen Gegenspieler zu einem Eigentor zwang.
Schalke arbeitete insbesondere in der ersten Halbzeit sehr engagiert, ohne jedoch zu viel Risiko zu gehen. Konzentriert ging es immer wieder über die Flügel bis vor das gegnerische Tor. Insbesondere Rafinha und Kobiashvili zeigten dabei auf den Außenpositionen einige gelungene Kabinettstückchen und leiteten einige gute Möglichkeiten ein. Das 2:0 lag bereits um die 30. Minute herum in der Luft, es sollte jedoch erst kurz vor der Pause fallen. Fünf Minuten vor dem Seitenwechsel legt Farfán in zentraler Position vor dem Strafraum kurz auf Kuranyi ab, der löst sich geschickt von seinen Gegenspielern, zieht aus 17 Metern ab und trifft genau in den Winkel des Tores. Ein wirklich sehenswerter Treffer und der Lohn einer guten ersten Halbzeit – sowohl für Schalke im Allgemeinen als auch Kuranyi im Speziellen.
Nach dem Seitenwechsel verflachte die Partie merklich. Paris kam zu einigen Gelegenheiten, ohne jedoch wirklich am Spiel teilzunehmen. So sollte es bis zur 65. Minute dauern, bis es überhaupt wieder etwas Berichtenswertes zu sehen gab. Farfán war da steil in den Strafraum eingedrungen und hatte den Ball vorbei am Torhüter ins Zentrum abgelegt. Letztendlich fehlte der tollen Vorarbeit jedoch ein dankbarer Abnehmer. Drei Minuten später ergeht es Kevin Kuranyi da besser, als Halil Altintop seine Doppelpass-Vorlage aufnimmt und frei auf den Torhüter zustürmt. PSG-Keeper Landreau ist an Altintops wuchtigem Schuss aus knapp 15 Metern zwar noch mit den Fingerspitzen dran, verhindern kann er das 3:0 aber nicht mehr.
Nun war das Match endgültig entschieden und Schalke verpasste bei einigen Kontern sogar noch ein deutlich höheres Ergebnis. Der späte Ehrentreffer der Franzosen durch Chantome, der davon profitierte, dass sich Schalkes Mannschaft im Geiste bereits in den Kabinen wähnte, bleibt letztendlich bedeutungslos. Die ersten drei Punkte sind eingefahren, ein Rückspiel in Paris wird es aufgrund des merkwürdigen Gruppenmodus nicht geben. In zwei Wochen spielt Schalke auswärts bei Racing Santander und könnte dort mit einem Sieg bereits 9/10 des Tickets für die nächste UEFA-Cup-Runde lösen.
Mehr zum Spiel schreibt der „kicker“. Bewegte Bilder kann man sich im Schalke04-TV auf „Maxdome“ ansehen.
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