Remis in Santander – halb voll oder halb leer?
Was ist es Wert, dieses Unentschieden in Santander? Hat Schalke einen Punkt gewonnen, oder zwei Punkte verloren? War es einfach nur kein gutes Spiel, oder vielleicht sogar ein schlechtes? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Das berühmte Glas ist genau so halb voll, wie es halb leer ist. Zumindest die Mannschaft schien mit dem Remis bei Racing sehr zufrieden zu sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass man bis zuletzt die Kontrolle höher als die Spielfreude hängte. Vielleicht war ja auch nur der Respekt vor den Spaniern doch größer als zuletzt beschworen. Oder Santander war stärker, als man es wahr haben wollte. Fest steht: Schalke spielte 1:1 bei Racing, glich einen Rückstand durch Tchité (59. Minute) nur vier Minuten später durch Orlando Engelaars erstes Pflichtspieltor aus und hatte bis auf ein paar ganz wenige Szenen, die in einem Spiel immer mal vorkommen können, eigentlich keine größeren Mühen.
Racing spielte über 90 Minuten hinweg ohne Mittelfeld, überbrückte diese vermaledeiten 70 Meter zwischen den Strafräumen fast ausnahmslos mit langen Bällen. Schalke hingegen spielte letztendlich mit einem Tick zu viel Mittelfeld, stand zudem hinten recht sicher und vergaß dabei, dass man ab und an auch mal den schnellen Ball in die Spitze spielen darf. Es war ein durchwachsenes Spiel, in dem Chancen Mangelware waren. Die erste verzeichnete Santander nach gut drei Minuten, als Pereira urplötzlich nach einem langen Ball frei vor Manuel Neuer auftauchte, mit seinem Schuss aus zehn Metern Torentfernung aber am ausgefahrenen Bein der S04-Keepers scheiterte. Die zweite Chance konnten dann die Königsblauen verbuchen, als Orlando Engelaar – der heute zum Teil betont offensiv spielte und mehrmals den Abschluss suchte – nach etwa 20 Minuten aus größerer Entfernung voll abzieht und Torhüter Tono nur in höchster Not parieren kann. Da auch Kuranyi den Abpraller aus kurzer Distanz und extrem spitzen Winkel nicht verwerten konnte, steuerte die erste Halbzeit auf ein recht höhepunktloses 0:0 zu. Daran änderte auch Engelaars zweite Torchance nichts, die allerdings auf der falschen Seite stattfand. Denn als er in der Schlussphase der ersten Halbzeit mit einem langen Bein im eigenen Strafraum eine Chance für Racing vereiteln wollte, musste Manuel Neuer schon sein ganzes Können und Talent hervorkramen, um das Eigentor aus kurzer Distanz zu vereiteln.
Auch in der zweiten Halbzeit regierte die „Kontrolle“. Um so überraschender fiel das 1:0 für Racing durch Tchité. Munitis hatte einen langen Ball (natürlich…) in den Strafraum geschlagen, Westermann und Bordon waren für einen Moment indisponiert und konnten nicht verhindern, dass Pereira den Ball in Richtung Tor spitzelte. Letztendlich war es dann der 3-Tore-Stürmer vom Spiel gegen Valencia, der die Kugel hereinrutschend über die Linie drückte. Selbst wenn man die königsblaue Brille gegen ein grasgrünes Modell austauscht, wird man zugeben müssen, dass diese Führung aus heiterem Himmel fiel.
Ebenso überraschend kam dann jedoch keine 350 Sekunden später die Schalker Antwort. Eine eigentlich ganz gute Kontersituation über Kuranyi wird zunächst vertendelt, die Blauen bleiben aber in Ballbesitz, Farfán passt vom Strafraumeck auf Engelaar im Rückraum, der schießt trocken aber platziert aus etwa 22 Metern zum Ausgleich ein.
Zwei Tore in vier Minuten – mehr sollte dieses Spiel nicht mehr sehen. In der 90. Minute scheitert der eingewechselte Gerald Asamoah hart bedrängt in einer 1:1-Situation an Racing-Schlussmann Tono, letztendlich hätte der Treffer jedoch ohnehin nicht gezählt, weil (zu Unrecht) auf Abseits entschieden worden war.
Nach zwei Spielen steht Schalke mit vier Punkten an der Spitze der Gruppe A, hat nun jedoch das schwere Heimspiel gegen die Millionentruppe von Manchester City vor der Brust. Was der Punkt in Santander Wert war, wird man deshalb frühestens am 27. November sehen. Mehr zur heutigen Partie schreibt der „kicker„. Im Schalke04-TV auf „Maxdome“ gibt es die bewegten Bilder.
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