Ein Schiedsrichter, zwei Mannschaften und ein Punktgewinn

15. Dez. 2008 | 3 Kommentare

Gerald Asamoah - Quelle: schalkefan.deWir schreiben die 57. Spielminute der Partie TSG Hoffenheim 1899 vs. FC Schalke 04. Schalke führt zu diesem Zeitpunkt gegen den fünf Jahre traditionsreicheren Musterverein aus der Megalopolis-Metroploregion Rhein-Neckar mit 1:0 – und das aufgrund einer guten ersten Halbzeit nicht einmal unverdient. Doch dann nimmt das Spiel eine Wendung. Jermaine Jones wird nach einem fairen Tackling gegen Ball im Mittelfeld von Schiedsrichter Gagelmann mit gelb-rot des Feldes verwiesen. Kaum ist die Karte wieder in der Brusttasche verschwunden, wird sie auch schon wieder gezückt: gegen Orlando Engelaar, der sich beim Schiedsrichter ob seiner offensichtlichen Fehlentscheidung echauffierte. Eine gelbe Karte gegen den Niederländer mit Folgen, denn knapp 20 Minuten später sieht Engelaar für einen Trikotzupfer im Mittelfeld zum zweiten Mal gelb und muss ebenfalls vorzeitig duschen. Die erste gelb-rote Karte eine Fehlentscheidung, die zweite eine überzogene Reaktion eines Unparteiischen, der zu diesem Zeitpunkt mit viel Glück noch seine Blasentätigkeit unter Kontrolle hatte. Das Geschehen auf dem Spielfeld hatte er sich hingegen längst aus den Händen nehmen lassen. Dies nur als kurzes Vorwort um Schlagzeilen wie „Schalke verliert die Disziplin„, oder „Schalke rastet aus“ in einen geordneten Kontext zu bringen.

Es war ein gutes letztes Spiel im Mannheimer Exil des Mega-Multimetropolregion-Clubs, zumindest vonseiten der Schalker und in den ersten 45 Minuten. Vom viel gerühmten Offensivfußball der armen Kirchenmaus aus Sinsheim war wenig zu sehen. Schalke stand sicher, Schalke kontrollierte die Partie und Schalke setzte immer mal wieder Akzente. Noch keine zehn Minuten waren gespielt, da hatte Gerald Asamoah die Führung gleich zweimal auf dem Fuß. Hinzu kam eine gelungene Offensivaktion vom Halil Altintop, der im Sturmzentrum den angeschlagenen Kevin Kuranyi vertrat. Doch etwas Zählbares wollte aus dem guten Start der Gäste nicht herausspringen. Im Anschluss neutralisierten sich beide Mannschaften über weite Phasen, Hoffenheim war letztendlich nur bei Standardsituationen gefährlich oder dann, wenn der Schiedsrichter ohnehin schon längst auf Foul oder Abseits entschieden hatte. Gegen Ende der ersten Spielhälfte kamen dann aber die Schalker noch einmal auf und holten sich den Lohn einer guten ersten Halbzeit ab. Halil Altintop hatte in der 40. Minute gut auf Gerald Asamoah durchgesteckt, „Mr. Schalke“ taucht urplötzlich frei vor dem Kasten auf und schiebt aus zehn Metern locker zum 1:0 ein. Ausgerechnet die spielerisch schlechteste Mannschaft der Bundesliga (Medienmeinung) schenkt dem begnadedstem Team der Fußball-Weltgeschichte (Medienmeinung) einen fein herausgespielten Treffer ein. Sachen gibt’s.

Zurück aus den Kabinen machte Hoffenheim mehr Druck. Schalke wusste sich allerdings geschickt zu wehren. Erst als insbesondere die Hoffenheimer Aktionen immer nickeliger wurden, sich ein ums andere Mal Rudel um schubsende und giftende Hausherren bildeten und die Ersatzbank der Gastgeber Gefallen am Erstürmen des Feldes entdeckte, ließ Schalke die Ruhe vermissen und sich von der von außen hereingetragenen Hektik anstecken. Und dennoch: Wäre es nicht zur eingangs erwähnten ungerechtfertigten Doppelverwarnung gekommen, die im Falle Jones‘ die gelb-rote Karte und im Falle Engelaars die Ouvertüre einer eben solchen bedeutete, es wäre für Hoffenheim schwer geworden, auch nur einen Punkt mitzunehmen. So aber muss Schalke letztendlich damit zufrieden sein, dass man trotz zweifacher Unterzahl nur noch einen Treffer kassierte: durch den eingewechselten Selim Teber nach 78 Minuten, der per Freistoß aus gut 25 Metern Manuel Neuer nicht wirklich gut aussehen ließ.

Hoffenheim ist Herbstmeister, Schalke überwintert auf Platz sieben mit satten fünf Punkten Rückstand auf einen UEFA-Cup-Rang. Dennoch war es ein versöhnlicher Jahresabschluss, der Mut macht. Gleichzeitig aber bin ich heilfroh, dass nun fast sieben Wochen Pause anstehen, in denen ich meine Wochenenden durchaus erquicklicheren Aufgaben widmen kann.

Bewegte Bilder zum Spiel zeigt wie üblich das „Schalke04-TV“ auf „Maxdome“.


www.maxdome.de

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3 Kommentare zu “Ein Schiedsrichter, zwei Mannschaften und ein Punktgewinn”

  1. verschwenderam 15. Dezember 2008 um 12:05 1

    Erst einmal Danke für den unaufgeregten Blogeintrag, auch wenn ich die Gelbe Rote Karte für Jones nicht für ungerechtfertigt halte und Hoffenheim gestern für gefährlicher hielt als wohl die meisten anderen Journalisten und Blogger. Aber darum geht es mir in diesem Kommentar nicht. Ich möchte mich einfach mal für einen Schalke Blog bedanken, der trotz aller Schalker Hoffnungslosigkeit auf einen vorderen Tabellenplatz, Weiterkommen im internationalen Wettbewerb, Fehleinkäufen und und und nicht der Versuchung erliegt der allgemeinen medialen Kakophonie beizustimmen, wie sie nicht nur im Schalker Umfeld herrscht. Der dennoch immer wieder die Dinge beim Namen nennt ohne sich dabei als Gralshüter der letzten Fußballweisheiten aufzuführen. Der trotz allem Unmut auch die Größe zeigt die Positiven Dinge aufzuzeigen. Kurz gesagt, für einen Schalke Blog, der keine Politik betreibt. Nicht selbstverständlich in diesen Zeiten. Dafür mein Dank Matthias.

  2. padam 15. Dezember 2008 um 14:21 2

    Genau Danke!!

    Aber ich weiß nicht irgendwie haben wir diese Saison nur son Glück mit den Schiedsrichtern…

    Wenn wir dann mal ein „gutes Spiel“ haben dann hat man eben wieder Pech und sone Pappnase als „unparteiischen“ aufm Platz stehen.

    Wenn man einfach mal in die Statistik guckt haben wir nur halb so viel Fouls wie die Hoffenheimer aber 3x so viele Karten kann ich nicht nachvollzeihen…

  3. matthiaßam 19. Dezember 2008 um 00:41 3

    Auch ich wollte mal fett DANKE sagen, für Deine Berichte in dieser schweren Zeit als FAN des S04! Immer schön smart, aber nie, wie ich dann selber, am Thema vorbei. Da ich hier neu bin, wirst Du es mir nicht weiter ankreiden. Schön waren dann und wann auch die Geschichtchen ausserhalb des Fussballs, wobei ich schon Sorgen wegen des Kühlschrankes oder des Telefonaschluss etc. hatte. Es waren, wie ich heute vermute, auch nur Metaphern, aber Sorgen macht man sich dann schon. Ich kann nicht immer alles verstehen, was auf Schalke so läuft, aber Schalke versteht es wahrscheinlich zur Zeit selber auch nicht!
    EIN LEBEN LANG.