BILD scheitert ein zweites Mal an Schalke

18. Feb. 2009 | 13 Kommentare

Das Verhältnis des FC Schalke 04 zur BILD-Zeitung ist ja nicht erst seit neulich angespannt. Derzeit ist es allerdings derart angespannt, dass sich der Verein gestern genötigt sah, auf seiner Webseite ein für Nicht-BILD-Leser kryptisches und dadurch dünnhäutig wirkendes „Statement zu den Behauptungen in der BILD-Zeitung“ zu veröffentlichen. Nun denn… Unterdessen scheiterte BILD in dieser Saison bereits ein zweites Mal an Schalke, bzw. scheiterte bei dem Versuch, im Alleingang Sperren für Schalker Spieler herbeizuschreiben.

Der erste vergebliche Versuch ereignete sich nach dem 3:3 im Revierderby der Hinrunde. Damals behauptete einzig die BILD-Zeitung, Schalkes Kapitän Marcelo Bordon habe im Kabinengang Schiedsrichter Lutz Wagner als Prostituierte beschimpft. Die Geschichte wurde von BILD exklusiv aufgebauscht, tagelang wurde berichtet, natürlich nicht ohne den Zusatz, dass dieses Verhalten eine Sperre nach sich ziehen müsse. Letztendlich war es viel Lärm um Nichts, denn selbst Lutz Wagner gab später zu Protokoll, er habe keine Beschimpfungen auf portugiesisch vernommen – vielleicht aber auch nur deshalb, weil er wusste, dass der Vergleich mit einer „Puta“ angesichts seiner Schiedsrichterleistung eher eine Beleidigung für eine sich redlich mühende brasilianische Prostituierte gewesen wäre.

Das war die erste Schlappe für BILD beim Versuch, in das sportliche Geschehen direkt einzugreifen. Am Wochenende startete das Springer-Blatt seinen zweiten Anlauf. Ausgestattet mit der Erfahrung, dass sich der DFB sich nicht auf „Hörensagen-Berichte“ von Sportreportern einlässt, wurde diesmal zur Kamera gegriffen und ein Foto von Jefferson Farfán veröffentlicht, auf dem er seinem Gegenspieler Daniel Imhof ins Gesicht zu greifen scheint. Ich hatte mich die ganze Zeit schon gewundert, warum diese Szene überall heiß diskutiert wurde, man aber nirgendwo ein bewegtes Bild dieser vermeintlichen Unsportlichkeit gesehen hat. Heute surfe ich dann die Website der schreibenden Moralhüter von der Rudi-Dutschke-Straße an und stelle fest: Auch das war wieder eine exklusiv von der BILD angestoßene Geschichte. Wörtlich heißt es (und ich lasse die BILD-üblichen Altersangaben der Lesbarkeit halber weg):

Schalke-Rüpel Jefferson Farfan wird wohl ohne eine Strafe davonkommen. Das BILD-Foto von seinem Gesichts-Wischer gegen Bochums Daniel Imhof reicht der DFB-Rechtsabteilung als Beweis nicht aus, um wegen einer Tätlichkeit nachträglich zu ermitteln. (…) Braucht die Liga solche Stars? Diskutieren Sie mit!

Ich kann mir die gestrige BILD-Redaktionskonferenz bildhaft (Kalaueralarm) vorstellen. Da fummelt sich Peter Wenzel die letzten Reste des Mittagessens aus den Haaren und fängt dann an zu jammern: „Booohhhh… Och Mennoooo… ich weiß auch nicht mehr, was wir noch tun sollen. So ’ne Scheiße!“ Dann eilt von hinten ein kleiner Volontär herbei, der gerade vom „Witwenschütteln“ kommt und gleich noch auf StudiVZ Fotos „recherchieren“ muss und schlägt forsch vor: „Machen wir doch eine 1414-Aktion daraus. Wer uns das erste Handy-Filmchen von Farfáns Gesichtswischer schickt, bekommt 300 Euro.“ Woraufhin große Freude im Konferenzraum ausbricht und der Volontär für seinen erstklassigen Vorschlag belohnt wird: Er muss sich im kommenden Monat nicht die Geschichten zu den „Titten-Bildern“ auf der Titelseite einfallen lassen. Schade eigentlich. Er hatte den Text für morgen doch schon fertig.

BWL-Studentin Madleen (21, macht gerade ein Praktikum in einer Werbeagentur) aus Zwickau ist ganz toll heiß. „Hui“, denkt sich die Blondine (Haare nicht gefärbt!), „da vorne ist ein kühler Brunnen (steht auf dem Rathausplatz). Da setze ich mich jetzt nackig rein und plansche!“ Ja, plansche Madleen, plansche für uns und für deinen Freund Rico (23, Raumpfleger aus Güstrow-Sonneberg)! BILD meint: Madleen, du hast die besten Ideen.

Abgelegt unter Schalke

13 Kommentare zu “BILD scheitert ein zweites Mal an Schalke”

  1. heinricham 18. Februar 2009 um 14:46 1

    …bild bellt bald blöd, bald blind….

  2. tumulderam 18. Februar 2009 um 14:57 2

    Daß die Bild schon seit einigen Monaten, eigentlich seit der Entmachtung Assauers, ganz explizit gegen Schalke schreibt, scheint noch niemanden so richtig aufgefallen zu sein. Nur so ein wenig vielleicht. Wenn Bild, und auch die anderen Herren „Sportreporter“, einmal darüber berichten würden, wie oft z.B. Rafinha allein aufgrund seiner Körpergröße bisher die Hände und Ellenbogen seiner Gegenspieler im Gesicht spürte (nicht, daß ich sein Verhalten am Samstag rechtfertigen wollte), dann würden so manche Kritiker vor Scham im Boden versinken. Wenn dann auch noch eigene Spieler, und seien sie anscheinend noch so unterbelichtet, gerade diesem Medium im Trainingslager tolle Interviews geben, und genau denen, die für ein gutes Stück des katastrophalen Images ihres Arbeitgebers mitverantwortlich sind, freimütig tollen Stoff zur weiteren Demontage ihres Arbeitgebers liefern, dann kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Man könnte über die beiden Bildniederlagen schmunzeln, wenn Bilds Arbeit ansonsten nicht so erfolgreich wäre.

  3. Old-Schalkeam 18. Februar 2009 um 19:47 3

    Es ist nicht die Bildzeitung oder irgendwelche anderen Personen
    die unseren Verein in die aktuelle Situation gebracht haben.
    Der Verein Schalke 04 ist auf dem besten Wege sich selbst und
    das seit 1997 in langsamen Schritten aufgebaute positive Image zu zerstören.
    Diese momentane Söldnertruppe hat es wirklich nicht verdient,daß man ihr irgendwelche Alibis gibt!Die immer wieder neuen Ausreden und Durchhalteparolen will doch wirklich niemand mehr hören.

    Vom „Meister der Herzen“mit dem viele auch Nicht-Schalkefans
    gelitten haben zur „Lachnummer“der Liga.

  4. Königsblau MSam 18. Februar 2009 um 20:26 4

    In einigen Punkten stimme ich dir zu, old-schalke.
    Trotzdem noch einmal ein neuer Hinweis zu dem Käseblatt:
    „Fritten-Fred und der Schalker Sauhaufen“ (Ãœberschrift zum Schalke-Kommentar in der BLÖD von heute)

    Daher zur Abwechslung mal eine kleine, nette Geschichte zu Müller, der im Moment ja alles und jeden kritisiert, sich selber dabei aber hoch über den Klee lobt.
    Los geht’s:
    Als Manager eines großen Vereins steht MAM natürlich voll im öffentlichen Leben und ist als Person dann relativ transparent. Daher ist auch bekannt, dass Andreas Müller gläubiger Mormone ist. Diese Glaubensgemeinschaft mit strengen Regeln nach innen und außen, sieht sich selbst im Besitz der ursprünglichen christlichen Glaubensinhalte.

    Dazu eine Kostprobe aus dem Bildband: „Mit Gott auf Schalke – 50 Jahre warten auf die Erlösung“, herausgegeben von S04, 2007;
    aus dem Kapitel Andreas Müller – hier spricht der Boss:

    „Da der Sonntag in unserer Familie quasi der heilige Tag war und wir regelmäßig in den Gottesdienst gingen, war ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte ich meine Mannschaft nicht im Stich lassen, aber auf der anderen Seite wollte ich auch den Sonntag heilig halten und den Gottesdienst nicht verpassen, weil mir der Glaube schon damals als Jugendlicher wichtig geworden war. Ich wusste wirklich nicht, was ich tun sollte. Mein Vater sagte ganz simpel zu mir: Andreas bete doch einfach zu Gott, er wird dir schon eine Antwort darauf geben.

    Also betete ich die ganze Woche für eine Lösung. Der Sonntag kam, und ich fuhr mit meiner Mannschaft zum Stadion, ohne auch nur die leiseste Idee zu haben, was dort passieren würde. Als wir gerade angekommen waren, setzte plötzlich so ein heftiger, orkanartiger Regen ein, dass den Verantwortlichen schon nach kurzer Zeit nichts anderes übrig blieb, als das Spiel abzusagen und es auf den kommenden Freitag zu verschieben. Wir gewannen dieses merkwürdige Nachholspiel mit 2:0 – mit mir als Kapitän und sogar Doppeltorschützen.“

    Jetzt weiß ich, warum Schalke ein Dach über dem Kopf hat …

    Glück auf und munter bleiben! S04 – bxb 3:1

  5. tumulderam 18. Februar 2009 um 21:36 5

    Es ist nicht die Bildzeitung oder irgendwelche anderen Personen
    die unseren Verein in die aktuelle Situation gebracht haben.

    Sorry, wer lesen kann ist im Vorteil.

  6. matthiaßam 18. Februar 2009 um 22:01 6

    @Königsblau MS
    Wie geht es weiter?

    @Old Schalke
    …zur „Lachnummer“ in Europa!

    @tumulder
    …ist klar im Vorteil.

    @schalkefan/Matthias
    Wo kann man denn diese Bild-Zeitung kaufen?

    @ALLE
    Bitte nicht nach dem nächsten Spiel eine Entlassung! Eine Woche Party wäre uns doch lieber.
    GLÃœCK AUF!!!

  7. charakterstärkeam 19. Februar 2009 um 16:38 7

    diese gezielte demontage durch die blöd geht mir auch schon seit einiger zeit gehörig auf den wecker. offensichtlich fällt denen nichts sportlich fundiertes mehr ein. natürlich kann ich die sportliche situation auch nicht nachvollziehen.
    vielleicht ist MAM nur ein manager, der die zahlen (geld) beherrscht. vielleicht sollte ihm sportlich jemand zur seite stehen. einer, der sich nur um spielereinkäufe kümmert. da laufen doch genug hochbezahlte trainer herum. gebt denen einen etat und eine erfolgsabhängige bezahlung mit einem kleinen fixum, dass für eine tägliche currywurst mit pommes reicht. mal gucken, wie schnell die vernünftige arbeit abliefern.

  8. charakterstärkeam 19. Februar 2009 um 16:38 8

    achso: freitag: 2 : 0 für königsblau (die hoffnung stirbt …….)

  9. Königsblau MSam 19. Februar 2009 um 21:58 9

    Okay tumulder, nun die Fortsetzung – guckst du hier:

    „Eine schönere Antwort konnte ich von Gott gar nicht bekommen. Seitdem weiß ich, dass das Beten die Grundlage und Voraussetzung meiner Beziehung zu ihm ist.

    Gerade in den letzten Monaten hier auf Schalke habe ich oft gemerkt, dass das persönliche Gespräch mit Gott ein wichtiger Bestandteil meines Lebens geworden ist. Gott möchte, dass wir mit ihm sprechen, offen und in Demut. Wir dürfen und sollen ihm sogar alles sagen, was wir auf dem Herzen haben und wovon wir in unserem Leben träumen, solange wir ehrlich zu ihm sind.

    An dieser Stelle gilt mein ausdrücklicher Dank unserem Kapitän Marcelo Bordon. Ich weiß noch ganz genau, wie er bei unserem Gespräch zu mir sagte: „Andy, ich habe gebetet und Gott hat zu mir gesagt: Marcel, geh nach Schalke, da wirst du Deutscher Meister!“

    In letzter Zeit haben Marcelo und ich oft zusammen gebetet und vor Gott unsere Wünsche geäußert. Alles andere liegt in Gottes Hand, dem wir von ganzem Herzen vertrauen.“
    Mit Gott auf Schalke, euer Andy (Bildband, 2007)

    So, das muss nun reichen. Sonst geh in unsere Arena-Kapelle und nimmt das Buch Mormon mit. Sag das aber lieber nicht dem ev./kath. Pastor.

    Aber immerhin, das Tolle an dieser Niederschrift ist, dass Schalke in der nächsten Saison endlich und doch noch deutscher Meister werden wird. Es ist die letzte Saison von Bordon auf Schalke. Alles wird gut …
    Glück auf!

  10. matthiaßam 20. Februar 2009 um 15:56 10

    @Königsblau MS:
    Es bleibt die Frage jedoch offen, ob ich auf Sonntag zum Kicken darf oder in den Tempel soll. Da es am Sonntag regnete, stürmte… aber am Freitag darauf sogar ein Sieg als Kpt´n mit 2 Buden erzielt wurde, muss doch am Ende der Geschichte gesagt werden: Freitags, mit Fisch im Wanzt, da wird es einen Sieg geben. Sonntags wird gebetet. So verstehe ich diese Geschichte.
    Gut aber, dass heute Freitag ist. 5:2; SIEG & SUFF!

  11. tumulderam 20. Februar 2009 um 19:59 11

    @königsblau MS
    Schön zitiert. Aber was hat das bitte schön mit meinem Kommentar zu tun, der wiederum überhaupt nichts mit Andreas Müller zu tun hat? Nochmal, wer lesen kann ist im Vorteil.

  12. matthiaßam 21. Februar 2009 um 00:38 12

    @tumulder:…ist KLAR im Vorteil
    @ALLE: Nach diesem Spiel, was wirklich auch viel Freude gemacht hat und noch mehr Freude hätte machen müssen. Hier qualmt die Festplatte, haushoch überlegen und dann diese „Niederlage“. Dortmund hatte weder Sturm noch Mittelfeld. Was war die Taktik, was ist das Konzept?
    Selten habe ich ein so schönes Tor für S04 gesehen. Es hätte seine Krönung verdient. Schade 04!

  13. Königsblau MSam 21. Februar 2009 um 14:43 13

    @tumulder
    Sorry, die Antwort erfolgte natürlich auf die Frage von matthiaß.

    @matthiaß
    Über die Kirchgänge am Sonntag gibt die kleine Müller-Geschichte nichts weiteres preis. Aber gehe mal davon aus, das der Besuch des Tempels am Sonntag wahrscheinlich 2x zum absoluten Pflichtprogramm gehört. Zu dieser Zeit ist alles andere nachrangig und tabu – auch Fußball.