Wolfsburg war in allen Belangen besser
Ich bin mit Null Erwartungen nach Wolfsburg gefahren und mit genau so vielen Punkten wieder zurückgekommen. So gesehen war es gestern ein ganz normaler Abend. Der VfL Wolfsburg hat hochverdient gegen Schalke mit 4:3 gewonnen. Dass sich einige Fans das gestrige Spiel beim verlassen des Stadions mit den Worten „Hier muss man erstmal drei Buden machen!“ schönredeten ist menschlich und verständlich. Aber es ist eben nur Schönrederei. Schalke schoss in 90 Minuten drei Mal auf das gegnerische Tor und war damit drei Mal erfolgreich. Wolfsburg hingegen hatte Chancen für sieben, acht oder neun Treffer.
Nach der frühen Schalker Führung durch Heiko Westermann (9. Minute) nahm der S04 so gut wie nicht mehr am Spiel teil. Man ließ Wolfsburg gewähren, schenkte den Gastebern nach knapp 25 Minuten einen Elfmeter (Krstajic hatte Grafite gefoult – es sollte nicht der einzige Fehler des Serben bleiben – der Gefoulte verwandelete sicher) und kassierte artig mit dem Halbzeitpfiff noch das 1:2 durch Dzeko. Als man dann in der zweiten Halbzeit eigentlich hätte Druck machen müssen, agierte man so unüberlegt, unclever, fahrig und unglücklich, dass den Wolfsburgern nichts anderes übrig blieb, als die Entscheidung herbeizuführen. Dem 3:1 durch Grafite in der 74. Minute waren ein gutes halbes Dutzend hochklassiger Wölfe-Chancen vorausgegangen. Man kann sagen: Schalke bettelte um das Gegentor.
Alles was danach folgte war nur noch eine nette Zugabe für die Zuschauer, jedoch ohne jeglichen sportlichen Wert: Jones verkürzte auf 3:2 (76. Minute), Grafite stellte den 2-Tore-Vorsprung wieder her (84. Minute) und Kuranyi verkürzte noch einmal auf 4:3 (90. Minute).
Schalke war sowohl als Mannschaft als auch – und das ist eine wirklich erschreckende Erkenntnis – auf den einzelnen Positionen dem Gegner mindestens eine Klasse unterlegen. Spieler wie Dzeko und besonders Grafite spazierten gestern abend durch die angeblich „beste Abwehr der Liga“, als wäre es ein Kinderspiel. Mladen Krstajic, der bei drei Gegentoren eine sehr unglückliche Figur machte, aber auch Benedikt Höwedes hatten der Kreativität des gegnerischen Offensivspiels zu keinem Zeitpunkt etwas entgegen zu setzen.
Oder machen wir es kurz: Schalke hat einfach hochverdient verloren. Strich drunter und Aus. Wer will liest mehr im „kicker„.
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2 Kommentare zu “Wolfsburg war in allen Belangen besser”
Guter Matthias!
Warum fährst Du mit NULL Erwartung denn hin? Um dann die Bestätigung zu bekommen? Du gehst doch auch nicht in eine Oper, wenn Du schon vorher vermutest, dass der Schlingensief persönlich mit der Tromel über die Bühne hüpft. Also, ich würde es dann nicht mehr machen, dann würde ich mich wie die NULL fühlen. So aber immernoch NULLVIER!
Und wenn ich mal etwas schön reden darf: Lieber dieses 3:4 gegen Wolfsburg als das 0:1 in Köln.
Warum ich überhaupt nach Wolfsburg gefahren bin? Zum einen, weil ich die Eintrittskarte für Wolfsburg bereits zu Beginn der Saison bestellt hatte. Zum anderen, weil es die jährliche gemeinsame Auswärtsfahrt im Fanbus unseres münsterschen Schalke Fanclubs war. Und zum Dritten kommt es häufiger vor, dass ich Auswärtsspiele besuche, ohne auch nur an eine Hauch von Chance zu glauben. Zum Köln/WOB-Vergleich: Mir sind Spiele wie in Köln lieber, weil man da noch das Gefühl haben konnte, dass Schalke einfach nur einen schlechten Tag erwischt hat, eigentlich aber besser als der Gegner ist. In Wolfsburg hingegen haben wir von Beginn an kein Land gesehen und waren einfach kein ebenbürtiger Gegner. Dass so etwas mal gegen Wolfsburg vorkommen sollte, hätte vor fünf Jahren wohl niemals jemand geglaubt. So gesehen: Respekt, VfL. Ihr seid dem FC Schalke 04 derzeit mindestens zwei Schritte voraus. Und das meine ich nicht als Momentaufnahme.