Wenigstens gab’s Freibier
Das hatte sich Schalkes Präsident Josef Schnusenberg sicherlich ganz anders vorgestellt: Nach den letzten 90 Minuten einer hundsmiserablen Saison sollte seine Ankündigung einer dreiviertelstündigen Freibier-Party eigentlich die Gemüter ein wenig beruhigen und einen bierseligen Mantel des Schweigens über das abgelaufene Fußballjahr ausbreiten. Doch als “Jupp” nach dem 2:3 im Saisonabschlussspiel gegen Hoffenheim zum Mikrofon griff, konnte er seine Botschaft im gellenden Pfeiffkonzert gar nicht mehr richtig vermitteln. Es wäre auch zu einfach gewesen zu glauben, dass man sich die letzten 34 Spieltage einfach “schönsaufen” könnte. Nee, Schalke, das war nichts. Als Titelkandidat mit einem teuren und offensichtlich komplett überbewerteten Kader mit einem Trainer gestartet, dem ein ganzer Teppich von Vorschusslorbeeren ausgebreitet wurde, steht man 10 Monate später mit leeren Händen da. Die Tatsache, dass die verpasste Dortmunder Europaliga-Qualifikation am Samstag in der Arena gefeiert wurde, als habe Schalke selbst etwas erreicht, lässt mich eher ratlos zurück. Denn wenn die einzige Freude, die einem nach einer Saison bleibt, die Schadenfreude ist, zeigt dies in erschreckender Deutlichkeit, wie viel teurer Murks in diesem Jahr geboten wurde.
Das Spiel gegen Hoffenheim war da ein wirklich “gelungener” Abschluss. Über 90 Minuten hinweg war Schalke in einem lauen Sommerkick die aktivere Mannschaft, zum Sieg reichte es allerdings wieder nicht. Trotz bester Chancen in der Anfangsviertelstunde geht Hoffenheim durch einen ersten Konter in Führung, Schalke braucht eine Standardsituation und den Kopf von Krstajic um wieder auszugleichen. Eher atypisch dann ein paar Minuten später das 2:1. Ein schöner Konterspielzug über Jones, endlich mal konsequent zu Ende gespielt, bringt Farfán in erfolgversprechende und letztlich erfolgreiche Schussposition. Danach schaltete das Team – wie üblich – drei Gänge zurück. Ein wirklich schöner Freistoß von Eduardo (49. Minute) und ein – in meinen Augen geschenkter – Elfmeter in der Schlussminute (wieder traf Eduardo) sorgten für eine 2:3-Niederlage, die letztendlich schnurzpiepegal ist.
Den Mantel des Schweigens wird man über diese Saison nicht einfach decken können. Tröstlich ist allein die Tatsache, dass bereits heute sämtliche Tabellen wieder genullt wurden. Im August geht es wieder von vorne los. Die Verpflichtung des Trainermanagers Felix Magath macht Mut, mehr aber auch nicht. Noch nie habe ich mich so sehr auf die bevorstehende fußballfreie Zeit gefreut. Neun Wochen Ruhe und Entspannung, neun Wochen lang Schonzeit. Und gleichzeitig werden es neun Wochen sein, die sicherlich spannend werden. Vielleicht brauchte Schalke ja eine Saison wie die gestern beendete, um sich wieder zu sammeln und neue Strukturen aufzubauen, aus der eine neue Kraft erwachsen kann. In neun Wochen wissen wir da vielleicht schon etwas mehr.
Übrigens: Alles andere als ein Saison-Eröffnungsspiel Wolfsburg vs. Schalke am Freitagabend wäre für mich eine riesige Überraschung. Diese Steilvorlage wird die DFL nicht ungenutzt lassen. Da unterscheidet sich die Leitung der Fußballliga eklatant von den Schalker Offensivspielern.
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Ein Kommentar zu “Wenigstens gab’s Freibier”
…es gab Freibier und keiner hats gemerkt. Von der Rede unseres Präsis habe ich dank des Pfeifkonzerts kein Wort verstanden. Für Schalker Verhältnisse waren die Getränkestände doch relativ leer 😉
Ansonsten mal wieder das Spiel und die Saison treffend von Dir analysiert. Der Abschluss dieser Saison wird für mich die Hauptversammlung am 28. Juni sein, wobei ich da vor allem darauf gespannt bin, wie sich da die Volksseele zu Wort melden wird. Mehr Freude über die Erwartungen, die doch dank des neuen Meistertrainers geschürt werden oder eine Abrechnung mit Vorstand und Aufsichtsrat über die verkorkste Saison. Zum Glück ist die Saison vorbei und nach dem Motto „es kann ja nur noch besser werden“ freue ich mich auf die Sommerpause und auf die kommende Saison. Glück auf!