Es geht auch schlecht
Gut 50 Stunden nach dem Abpfiff in Mönchengladbach ist die erste Enttäuschung verflogen. Sie war aber auch am Samstagabend nicht so ausgeprägt, als dass sie mir die ganze Woche verhageln könnte. Das ist eigentlich erstaunlich, denn Schalke spielte mies im Borussia-Park. Richtig mies. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich an kein ähnlich schlechtes Spiel in den letzten zwei, drei Jahren erinnern, was allerdings auch daran liegen mag, weil ich schlechte Spiele nicht langfristig im Hinterstübchen archiviere. Doch auch ohne dies zu tun kann man festhalten: Schalkes 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach hat sich einen Platz in der Geisterbahn meiner persönlichen Fußballgeschichte gesichert. Aber das ist letztendlich gar nicht mal so schlimm! Schalke war einfach mal wieder „dran“ mit einer Niederlage. Natürlich, wenn beim 1:0 nicht die gesamte Hintermannschaft gepennt hätte, hätte es vielleicht zu einem torlosen Remis gereicht. Aber was hätte uns das gebracht? Den verlorenen Punkt – mehr war am Samstag zu keinem Zeitpunkt drin – kann man verschmerzen und ich hoffe auf einen lehrreichen Schock.
Die Spielanalyse fällt diesmal sehr kurz aus. Letztendlich hat Manuel Neuer es bereits im Kurz-Interview mit www.schalke04.de gesagt:
Wir haben auch Chancen gehabt, aber im Torabschluss immer die falsche Lösung gesucht. Wenn wir geschossen haben, hätten wir passen müssen. Wenn wir gepasst haben, hätten wir schießen müssen.
Bingo! Mehr als einmal dachte ich am Samstag: „Junge, du hattest vier Optionen und hast genau die eine gewählt, die nicht gelingen konnte!“ Schalke fehlte es an Fitness – nicht an körperlicher, sondern an der der geistigen Art. Der entscheidende Pass, der geniale Moment, das feine Solo, der klug geschlagene Flankenwechsel – das alles suchte man am Samstag vergebens. Schalke spielte so, wie eine Mannschaft nun einmal spielt, wenn knapp die Hälfte der Akteure Debütanten sind, die noch nicht einmal auf eine Halbserie Bundesliga in der Vita verweisen können. Ist das schlimm? Keinesfalls! Zeigt es doch umso mehr, wie erstaunlich weit über ihre Verhältnissen diese junge, unerfahrene Truppe bislang gespielt hat. Und eben weil sie das in den letzten Wochen getan hat, darf die Hoffnung erlaubt sein, dass sie es wieder schaffen wird. Am Samstag aber gelang es ihr nicht.
Es wäre vielleicht einen Tick zu einfach und sicherlich auch einen Tacken zu populistisch, bei der Analyse der schwachen Mannschaftsleistung die Jungspunde außen vor zu lassen und sich stattdessen ausschließlich die Etablierten vorzuknöpfen. Eine Mannschaft funktioniert als Kollektiv. Doch natürlich ist es so, dass bei Spielen wie in Mönchengladbach, in denen erkennbar von der ersten Minute an der Wurm drin ist, die erfahrenen Spieler in besonderer Verantwortung stehen. Marcelo Bordon versuchte es zu Beginn des zweiten Durchgangs einmal, als er – für seine Verhältnisse sehr früh – nach vorne preschte und zu einem Schuss ansetzte. Die Aussage dahinter war erkennbar: „Jungs, heute wird das nichts mehr mit dem spielen – heute müssen wird draufwemsen!“ Lukas Schmitz und Christoph Moritz schienen jedoch die Einzigen zu sein, die den Ruf des Abwehrchefs vernommen hatten. Sie versuchten es fortan ein paar Mal aus der zweiten Reihe, doch ihre Schüsse landeten zumeist in Nähe der Eckfahne. Aber sie haben es zumindest versucht. Andere setzten einer persönlich bislang schon nicht berauschenden Saisonleistung ein Krönchen auf. Heiko Westermann wirkte 90 Minuten lang wie ein Fremdkörper im Team. „Ist der verletzt? Hat der die Grippe? Warum holt ihn der Magath nicht vom Platz?“ waren Fragen, die man bereits nach einer halben Stunde häufiger im Gästeblock hören konnte.
Doch jetzt ist aber auch gut mit der Trübsaalblaserei. Die Niederlage in Gladbach war ein Schuss vor den Bug, ein richtig satter. Mit einer ähnlichen Leistung wird man auch am kommenden Sonntag gegen Hertha größte Probleme bekommen. Das weiß ich, das wissen ganz viele Fans, das weiß vor allem der Trainager – und nun weiß es auch die Mannschaft. Sie wird weiter lernen.
Für mich war das Spiel in Mönchengladbach der erste Besuch im neuen Borussia-Park. Den Bökelberg hatte ich etliche Male bereist und er hat mir immer außerordentlich gefallen. Nun hat also auch Gladbach seine moderne Arena aus Waschbeton, Stahl und Glas. Je häufiger ich solche Stadien erlebe, desto mehr fällt mir auf, wie austauschbar sie sind. Was unterscheidet den Borussia-Park von der VW-Arena in Wolfsburg? Natürlich kann man in den modernen Stadien besser sehen, steht im Trockenen und findet einigermaßen moderne sanitäre Anlagen vor, doch irgendwie sehne ich mich mal wieder nach so einer richtig abgeranzten Kampfbahn. Wohl auch ein Grund, warum ich in letzter Zeit häufiger meine Freitagabende im Stadion an der Hammer Straße beim Regionalligisten Preußen Münster verbringe. Da regnet es einem noch in den Bierbecher – das hat irgendwie auch was.
Mehr zum Spiel schreibt der kicker.
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3 Kommentare zu “Es geht auch schlecht”
Die Niederlage war natürlich nicht so schön. Niederlagen sind nie so schön. Habe das Spiel ähnlich gesehen wie du. Der Trainager hat das Spiel ungefähr so zusammengefaßt. „Die Spieler haben nicht das gemacht, was ich ihnen gesagt habe.“ Mehr gibt es dazu auch eigentlich nicht zu sagen.
Auch wenn der 1. Tabellenplatz winkt, immer schön auf dem Boden bleiben. Klar trauert man jedem verlorenen Spiel ein Stück weit hinterher, aber es war die erste Niederlage seit langem.
Vermeidbar hin oder her, wichtig ist jetzt, eine neue Serie ohne Niederlage zu starten.
Schönes Bild von mir.
Wie immer zum Spiel alles auf den Punkt gebracht.
Kleine Einschränkung, mit dem „besser sehen“ war das nichts im unteren Bereich des Blocks. Kleiner Trost dabei, ich konnte nicht das gesamte Spielfeld einsehen, war auch besser so.
Den Ordnungsdienst interessierte dies nicht besonders, denn es war einfacher im Nachbarblock Jugendliche die sich über die „tolle“ Schiedsrichterleistung aufregten aus dem Block zu entfernen.
Das habe ich bisher in keinem anderen Stadion so erleben müssen.