Seid ihr alle da?
Der Schalker Fanclub Verband (SFCV) ist damit beauftragt, die begehrten weil raren Karten für Schalker Auswärtsspiele möglichst gerecht zu verteilen. Das ist eine schwierige Aufgabe und – das gebe ich gerne zu – sie kann auch kaum zur Zufriedenheit aller bewerkstelligt werden. Bislang hielt man es beim SFCV zumeist so, dass bekannte „Viel- und Allesfahrer“ bei der Zuteilung bevorzugt wurden. Zum „bekannten Viel- und Allesfahrer“ wird man, wenn man sich zu Beginn der Saison für alle (!) Auswärtsspiele der Schalker Karten über den SFCV sichert. Das wiederum haben bislang 1.300 Fans getan. Doch allem Anschein nach befinden sich unter ihnen auch einige gelb-schwarze Schafe.
Denn regelmäßig tauchen Karten für Schalker Auswärtsspiele bei den einschlägig bekannten Online-Auktionshäusern und Kartenportalen auf – natürlich zu horrend überzogenen Preisen. Aktuell werden beispielsweise Gästeblock-Tickets für das Pokalspiel in Osnabrück für 60 Euro aufwärts pro Stück gehandelt. Angesichts eines Originalpreises von 12 Euro (wenn ich das richtig auf den Auktionsfotos entziffere) ist das schon eine ganz nette „Marge“.
Erst gestern unterhielt ich mich noch mit einem Fanclub-Kumpel im Fanbus. Er berichtete mir davon, dass ihm Fälle bekannt seien, in denen sich „Rosinenpicker“ zu Beginn der Spielzeit grundsätzlich Karten für alle Auswärtsspiele sicherten, diese dann aber nur zum Teil selbst nutzen. Die Rechnung ist einfach: Wer die Spiele in Dortmund, Bayern und Bremen sehen möchte und dazu vielleicht auch noch die Partien in Hamburg und Bochum, der verkauft einfach die restlichen 12 Tickets mit sattem Gewinn. Dann ist die Anreise inklusive Hotel-Ãœbernachtung für die fünf tatsächlich besuchten Spiele locker refinanziert. Und ein Taschengeld dürfte auch noch drin sein.
Auch dem SFCV ist diese Praxis bekannt. Nun schlägt man zurück und führt „Anwesenheitskontrollen“ bei Auswärtsspielen ein. Auf der SFCV-Webseite heißt es dazu:
Insbesondere aber um „Fans“ herauszufiltern, die im Grunde genommen nur Allesbesteller auf dem Papier, jedoch keine reellen „Allesfahrer“ sind, werden ab sofort zu ausgewählten Auswärtsspielen „Anwesenheitskontrollen“ der Allesfahrer durchgeführt. Die erste Kontrolle findet beim Auswärtsspiel gegen den VfL Bochum statt, die nächste voraussichtlich zum DFB-Pokalspiel gegen den VfL Osnabrück.
Eine ungewöhnliche Maßnahme – zugegeben. Aber leider ist es wohl die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass sich „pfiffige“ Schwarzmarkthändler die Taschen vollstopfen. Ich bin gespannt, wie diese Anwesenheitskontrollen wirklich aussehen sollen und ob der SFCV sie auch auf lange Sicht durchziehen kann. Auf jeden Fall aber ist es in meinen Augen ein gutes Signal, auch wenn ich bei meinem nächsten Auswärtsspiel wahrscheinlich fluchen werde, wenn ich mich vor der Stadionwarteschlange erst noch vor dem SFCV-Infomobil anstellen muss.
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6 Kommentare zu “Seid ihr alle da?”
Wenn ich schon das Wort Kontrolle höre, wird mir schlecht. Dabei wäre eine Lösung doch so einfach. Zuerst die Fanclubs, was keine Abnahme findet kommt in die Verlosung. Fertig, niemand wird sich beschweren können ungerecht behandelt zu werden.
Ich finde es schon wichtig, dass die „Allesfahrer“ ein wenig bevorzugt werden. Schließlich sind sie es, die die Mannschaft ständig in der Ferne unterstützen. Was mich aber ärgert, ist die Ausschließlichkeit, mit der das bislang getan wurde.
Ich empfände einen Modus wie den folgenden am gerechtesten:
60% der Tickets gehen alles Allesfahrer und Fanclubs. (Schließlich nennt sich der SFCV ja auch „Fanclub Verband“). Die restlichen 40% werden ganz stumpf verlost. Da bin ich also ganz bei dir.
Aber letztendlich muss das Ganze für den SFCV natürlich auch praktikabel sein.
Die Problematik kennt man ja.
Wir haben auch drei Allesfahrer im Fanclub, die dann auch tatsächliche sagenwir mal 80% der Spiele fahren.
Falls einer der Dreien mal nicht kann, springt aber ein Fanclub Mitglied ein.
Grundsätzlich finde ich die Kontrolle durch den SFCV in Ordnung. Man sollte allerdings auch die Möglichkeit offen lassen, dass Karten, z.B. an Mitlgieder des eigenen Fanclubs weitergereicht werden dürfen.
Man kann halt auch nicht immer und überall. Selbst als Allesfahrer.
Vollstes Verständnis dafür meinerseits! Ich denke, es geht dem SFCV auch nicht um die 80:20-Leute, sondern eher um die Rosinenpicker, die sich auf diese Weise ihre Auswärtstouren finanzieren und erst recht um die 0:100-Schergen, die es rein aus finanziellen Gründen tun.
Was das „Weiterreichen“ angeht, so muss allerdings sichergestellt sein, dass dieses nicht aus finanziellen Beweggründen passiert. Sprich: Originalpreis + SFCV-Bearbeitungsgebühr – mehr nicht! So wie es in guten Fanclubs i.d.R. üblich ist. Das sollte sich der SFCV von seinen Allesfahrern auch schriftlich geben lassen, wenn er es nicht ohnehin schon tut.
Alternativ wäre auch eine 0-Toleranz-Regelung möglich: Karten, die nicht vom Besteller genutzt werden, müssen an den SFCV zeitnah zurückgegeben werden – und nur an den SFCV. Eine Möglichkeit zur „Umschreibung“ wäre ebenfalls sinnvoll, dann kann der SFCV sehr schnell sehen, wer sein „Schalke-Total“ mysteriöser Weise grundsätzlich umschreiben lässt. Dies verbunden mit konsequenten Stichproben (gerade bei den Online-Auktionen – sollen die doch einfach mal ’ne Karte für 80 Euro ersteigern, dann sehen die ganz schnell, wer der Verkäufer ist) wäre zwar ein erheblicher Mehraufwand an Arbeit, könnte aber den derzeit aber florierenden Auswärtskarten-Schwarzmarkt aber erheblich einschränken.
@Matthias
Ich glaube eine sehr zeitnahe Versendung der Karten würde schon so einiges an Interesse der Rosinenpicker und Schwarzhändler vermindern und eine Kontrolle (wie auch immer die aussehen wird) obsolet machen. Das gleiche gilt natürlich auch für die Dauerkartenblockbesitzer, die ihre Karten meiner Erfahrung nach noch eher gerne für gutes Geld verscherbeln. Aber das wäre eher eine Aufgabe für das Ticketing als für den SFCV.
Also, man fährt z.B. nach Köln. Da steht man nun in den Reihen für Gästefans. Nun fragt man neben den Dingen bezüglich der Wurst oder der Getränke (ggf. hier auch Kölsch) wer der Dümmste war hinsichtlich (hier nicht der Getränke) des Tickets (wie in der Werbung für Flüge). Diese Top-Ten wird dann bzgl. der Verkäufer auf Allesfahrer (neudeutsch) geouted und bumms: hat man die Übeltäter am Schlawittchen.
Wenn mir als weder Allesfahrer noch Stammplatzhirsch jemend eine Karte für nur 3 Groschen mehr anbieten würde, als den Preis, welcher er bezahlt hat, dann kann er mir künftig lediglich die Schuhe aufblasen!
Andererseits ist Nachfrage und Angebot auch Angebot und Nachfrage.
GLÃœCK AUF!