Feb
26
2010
Ich oute mich jetzt: Mir geht „Das Derby“ seit Jahren ziemlich am Allerwertesten vorbei. Ich freue mich zwar auf die Stimmung im Stadion, auf die gewachsene Rivalität, auf Emotionen und vielleicht auch auf Sensationen, aber diese erbärmliche und jedes Jahr auf Neue hochgekochte Derby-Folklore nervt einfach nur noch. Da kommen 15-jährige Kiddies vorbei und erzählen mir, dass sie den BVB (den sie natürlich niemals so nennen würden, sondern nur „Doofmund“ oder – ha ha ha – „Lüdenscheid-Nord“) hassen wie die Pest. Ich frage mich indes, ob ein 15-Jähriger überhaupt ernsthaft in der Lage ist zu „hassen“, oder ob er nicht automatisch alles, was nicht unter seiner „Ich mag“-Spalte im StudiVZ aufgelistet ist, hasst. Da kommen erwachsene, 363 Tage im Jahr rational handelnde Menschen auf mich zu und berichten mir von „Augenkrebs“, den sie bekommen, wenn sie nur etwas Schwarz-Gelbes sehen, und ich frage mich, ob sie die Autobahnauffahrt direkt im Garten haben, oder wie sie sonst ihre Reisen bewältigen. Natürlich macht es auch mir Spaß, ab und an gegen die Borussia zu sticheln – das ist doch auch ganz normal. Aber dabei muss es dann auch bleiben, dazu bedarf es eigentlich auch keinem offiziellen „Holt euch das Derby zurück„-Aufruf. Geht’s raus und spielt’s Fußball. Ich zitiere selten Franz Beckenbauer. Heute erscheint es mir angebracht. Ein kleines, ganz nettes Einstimmungsvideo gibt es nach dem Klick.
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Feb
22
2010
Hao ist nicht Rafinha. Moravek auch nicht. Rafinha fehlte gestern in Wolfsburg an allen Ecken und Enden. Bereits in der ersten Halbzeit war das zu spüren. Immer wieder ergaben sich für Wolfsburg Möglichkeiten, die der kleine, gelbgesperrte Brasilianer im Keim erstickt hätte. Junmin Hao brauchte lange, um seinen Platz im Spiel zu finden und Schalke hatte Glück, dass der VfL nicht bereits in der Anfangsphase von der wackeligen rechten Abwehrseite profitierte. Überhaupt schien es so, als solle den Königsblauen das Glück einmal mehr Hold sein. Doch als Wolfsburg ein reguläres Tor aberkannt wurde und der Ball dreimal an die Schalker Torlatte geklatscht war, als Schalke durch ein Tor von Kuranyi aus der 30. Minute überraschend führte und sich anschickte, die Führung über die Zeit zu bringen, entschied sich Fortuna urplötzlich anders. Wolfsburg drehte die Partie innerhalb von fünf Minuten. Ausgerechnet Grafite, der beim 1:1 von einem Fehler Manuel Neuers und einem mangelhaften Zweikampfverhalten Ivan Rakitics profitierte und beim 2:1 – das über die Rafinhalose rechte Seite vorbereitet wurde – Genialität aufblitzen ließ, beendete Schalkes Serie von acht ungeschlagen Spielen in Folge. Und soll ich was sagen? Das war gerecht! Schalke hatte sich zu lange auf das eigene Glück und das Pech des Gegners verlassen. Das kann mal gut gehen, es ist in der laufenden Saison oft genug gut gegangen, doch gestern eben nicht.
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Feb
15
2010
Nein, es ist wirklich nicht nett, einen Bericht über ein eigenes Spiel mit Häme für den Gegner zu eröffnen. Und deshalb höre ich auch direkt wieder damit auf, kann mir den Hinweis aber nicht verkneifen, dass man gestern in der Arena vom designierten WM-Stürmer “Prinz Poldi” wenig bis überhaupt nichts zu sehen bekam. Wie überhaupt von allen Kölnern, denen bei ihrem Auswärtsspiel auf Schalke nichts gelingen wollte. Sie spielten eine Halbzeit solide defensiv eingestellt mit, versuchten Ball und Gegner so weit wie möglich vom eigenen Tor fernzuhalten und suchten ansonsten ihr Glück in irrwitzigen Distanzschüssen aus 30 bis 40 Metern. Und Schalke wartete einmal mehr ab. Blättert man heute durch die diversen sportaffinen Medien, liest man allenthalben, dass das Schalker Spiel nicht hochklassig war. Stimmt! Aber die Art und Weise, wie das Team konzentriert auf die eine Chance wartet, die sich irgendwann immer ergibt, und diese dann eiskalt ausnutzt, ist eine unbestrittene Qualität. Gestern dauerte es 45 Minuten, bis die Falle zuschnappte. Ein weiter Freistoß mit viel Zug zum Tor von Lukas Schmitz, Joel Matip hechtet in die Flugbahn, der Ball zappelt im Netz. So schnell geht das, zumindest wenn man bereit ist, mit dem Wort “schnell” eine 45-minütige Anlaufphase zu beschreiben.
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Feb
11
2010
Schalke war die bessere Mannschaft. Das durfte man erwarten. Osnabrück war galliger. Das musste man erwarten. Es war kein sonderlich gutes, dafür aber intensives Spiel. Das musste man befürchten. Die Violetten aus Niedersachsen versuchten, aus ihrem Heimvorteil Profit zu schlagen. Das konnte man vorhersehen. Am Ende gewann Schalke das Viertelfinale des DFB-Pokals mit 1:0. Das ist keine Überraschung. Ich würde gerne von einem rassigen Pokalfight schreiben, aber das gibt das gestrige Spiel einfach nicht her. Schalke agierte konzentriert und vorsichtig, wohl wissend, dass das entscheidende Tor schon irgendwann fallen wird. Es fiel in der 59. Minute durch Kevin Kuranyi, der die passende Antwort auf die pubertären „Ohne Kevin, fahr’n wir zu WM“-Schmähchöre des Eventpublikums (bewusste Wortwahl!) hatte. Osnabrück spielte so, wie ein Drittligist ein Pokal-Viertelfinale gegen einen Bundesligisten spielen muss: mit Einsatz, Theatralik und Leidenschaft. Letztendlich reichte es nicht. Schalke brillierte an der Bremer Brücke nicht, blamierte sich aber genau so wenig. Beide Teams konnten erhobenen Hauptes aus dieser Partie gehen. Osnabrück hat die Ehre, Schalke das Halbfinale gegen den FC Bayern. Wer hätte das vor der Saison gedacht.
Feb
08
2010
Fußballspiele beginnen grundsätzlich beim Stand von 0:0. Ab und an, auf Schalke in letzter Zeit allerdings erfreulich selten, enden sie auch mit diesem Ergebnis. Dazwischen liegen 90 Minuten, in denen irgendetwas passiert. Manchmal mehr, manchmal weniger. Schalkes Spiel am Samstag in Freiburg war kein „klassisches 0:0“ aus der Schlafwagen-Abteilung der Liga, doch es war auch kein Festival der Emotionen. Den Auftritt der Königsblauen an der Dreisam muss man irgendwo dazwischen einordnen. Einer erstaunlich fahrigen ersten Halbzeit, in der Kevin Kuranyi mit einem Kopfball an den Pfosten noch die beste, weil einzige, Schalker Torchance verbuchen konnte, folgte eine konzentriertere und bessere zweite Spielhälfte. Der Grund für die Leistungssteigerung ist einfach und war für alle offensichtlich: die Einwechslung von Jefferson Farfán. Der Peruaner musste zum Start mit einem Platz auf der Bank vorlieb nehmen und zusehen, wie Schalkes Offensivbemühungen zumeist bereits im Ansatz verpufften. Vicente Sanchez sollte die Außenbahn berackern, zeigte auch ein, zwei schöne Kabinettsstückchen, blieb aber ineffektiv. Ebenso Alexander Baumjohann, der schließlich Farfán weichen musste. Die florierende Schalker Flügelzange der letzten Spiele blieb Fehlanzeige. Ebenso überhaupt ein Ansatz von flottem Kombinationsspiel in der Spieleröffnung. Lange Bälle auf den Kopf von Kuranyi waren nahezu alles, was Schalke in der ersten Halbzeit einfiel. Hinzu kamen etliche Fehlpässe im Mittelfeld, die Freiburg einige gute Situationen eröffneten.
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Feb
03
2010
Ja, Schalke hat zuletzt wirklich heftig auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Unbestritten. Und natürlich regt das dazu an, die „längste Ersatzbank der Liga“ zu illustrieren. Ist geschenkt. Eigentlich wollte ich etwas gehaltvolles dazu schreiben, doch dann kam mir gerade WR-Journalist Manfred Hendriock zuvor. Ich habe mir erlaubt, ein wenig zu kürzen:
Mit Pander, Jones, Pliatsikas, Westermann und Kenia sind fünf Spieler derzeit verletzt. Sechs weitere […] sollen vorläufig in der Zweiten spielen und dort auch zumeist trainieren: Pachan, Yalin, Latza, Stevanovic, Müller und Loheider. Nimmt man den Sonderfall Albert Streit hinzu, so kommt man auf ein Dutzend Fußballer, die kurzfristig nicht in der Profi-Mannschaft spielen werden.
Feb
01
2010
Mann, Mann, Mann – bin ich froh, wenn in 15 Minuten das Winter-Transferfenster geschlossen wird. Bei so vielen Namen komme ich schon lange nicht mehr hinterher, über jeden einzelnen Neu-Schalker einigermaßen profunde Informationen einzuholen. Gestern abend verpflichtete Schalke auf den letzten Drücker (und scheinbar am abgebenden Verein Xamax Neuchâtel vorbei) den 20-jährigen schweizer U21-Nationalspieler kroatischer Abstammung Mario Gavranovic. Das treffendste Zitat zu diesem Wechsel lieferte gestern Arndt Zeigler in seiner „Wunderbaren Welt des Fußballs„:
Schalke verpflichtete kurz vor Ablauf der Transferperiode Mario Gavranovic von Xamax Neuchâtel und hat jetzt noch bis Morgen Mittag, 12 Uhr, Zeit herauszufinden, ob es diesen Spieler überhaupt gibt.
Feb
01
2010
Sieben Punkte aus den drei ersten Spielen der Rückrunde – Schalke liegt weiterhin voll im Soll und sogar noch etwas darüber. Insgeheim wartet man ja schon auf Wochen darauf, dass die junge Mannschaft einen Leistungseinbruch erleidet. In vielen Kommentaren der Sportpresse hört man förmlich das sehnliche Verlangen, einen Schalker Absturz schildern zu dürfen. Allein: Diesen „Gefallen“ will die Mannschaft der lechzenden Öffentlichkeit einfach nicht tun. Stattdessen wird sie von Spiel zu Spiel sicherer. Ganz besonders die Spieler, von denen man es am wenigsten erwarten darf. Beispielsweise Joel Matip. Was der Junge mit seinen 18 Jahren da unten auf dem Spielfeld zeigt, kann ich gar nicht groß genug würdigen. Gegen Hoffenheim spielte er eine blitzsaubere Partie. Irgendwann in der zweiten Halbzeit verlor er einmal den Ball im Mittelfeld, kurz darauf leistete er sich ein unnötig hartes Foul und kassierte dafür die gelbe Karte. Das waren sie aber auch schon, die zwei Haare in der Suppe. Die restlichen 90 Minuten agierte er abgezockt wie ein Akteur mit 100+x Ligaspielen in den Beinen und im Kopf. Er war förmlich überall, piesackte das Aufbauspiel im Hoffenheimer Mittelfeld durch sein geschicktes Stellungsspiel, warf seine langen Gräten selbst in eigentliche sichere Kurzpässe, vereitelte oftmals im Alleingang den Spielaufbau der Gäste und konnte sich – so er denn mal in Leere sprang – darauf verlassen, dass hinter ihm noch eine ganze Reihe weiterer Spieler stehen, die ihm in Sachen Engagement und Spielwillen nicht nachstanden. Die Folge: Hoffenheim hatte in den 90 Minuten am Samstagabend letztendlich nur eine herausgespielte Möglichkeit. Die bereits nach knapp vier Minuten, als die Schalker Hintermannschaft einmal unsortiert wirkte, der Hoffenheimer, der plötzlich acht Meter frei vor dem Tor stand und das Spielgerät vertendelte, aber ebenso. Schalke gewann mit 2:0 gegen eine Mannschaft, die im letzten Jahr noch der Inbegriff von attraktiven Offensiv- und Kombinationsfußball war. Von diesem Glanz ist wenig bis gar nichts übrig geblieben. Genau so wenig wie von der Lethargie, die Schalkes Spiel vor einem Jahr noch kennzeichnete. Es ist noch längst nicht alles Gold, was in der Arena glänzt. Aber es macht wieder Spaß, Schalker Heimspiele zu sehen.
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