Wo liegt denn eigentlich dieses Podolski?
Nein, es ist wirklich nicht nett, einen Bericht über ein eigenes Spiel mit Häme für den Gegner zu eröffnen. Und deshalb höre ich auch direkt wieder damit auf, kann mir den Hinweis aber nicht verkneifen, dass man gestern in der Arena vom designierten WM-Stürmer “Prinz Poldi” wenig bis überhaupt nichts zu sehen bekam. Wie überhaupt von allen Kölnern, denen bei ihrem Auswärtsspiel auf Schalke nichts gelingen wollte. Sie spielten eine Halbzeit solide defensiv eingestellt mit, versuchten Ball und Gegner so weit wie möglich vom eigenen Tor fernzuhalten und suchten ansonsten ihr Glück in irrwitzigen Distanzschüssen aus 30 bis 40 Metern. Und Schalke wartete einmal mehr ab. Blättert man heute durch die diversen sportaffinen Medien, liest man allenthalben, dass das Schalker Spiel nicht hochklassig war. Stimmt! Aber die Art und Weise, wie das Team konzentriert auf die eine Chance wartet, die sich irgendwann immer ergibt, und diese dann eiskalt ausnutzt, ist eine unbestrittene Qualität. Gestern dauerte es 45 Minuten, bis die Falle zuschnappte. Ein weiter Freistoß mit viel Zug zum Tor von Lukas Schmitz, Joel Matip hechtet in die Flugbahn, der Ball zappelt im Netz. So schnell geht das, zumindest wenn man bereit ist, mit dem Wort “schnell” eine 45-minütige Anlaufphase zu beschreiben.
Auch in der zweiten Halbzeit ließ Schalke den “Eff Zee” einfach nicht ins Spiel kommen. Es hatte allerdings auch nicht den Anschein, als wolle Köln tatsächlich mit aller Macht das Ruder noch einmal herumreißen. Obwohl die Gäste zuvor eine beeindruckende Auswärtsserie mit acht ungeschlagenen Spielen in Folge hingelegt hatten, ergaben sie sich brav und ohne nennenswerte Gegenwehr in ihr Schicksal. Je länger das Spiel dauerte, desto mutiger wurde nur Schalke. Der für den in der ersten Halbzeit sehr starken Sanchez eingewechselte Baumjohann zeigte ein paar schöne Balleroberungen und Dribblings, entschied sich aber gut 20 Minuten vor dem Abpfiff falsch, als er einen Angriff nicht selbst abschloss, sondern für alle Beteiligten überraschend auf Kuranyi ablegte.
So richtig unterhaltsam war in dieser Phase lediglich der kindische Kleinkrieg, den sich Schiedsrichter Gagelmann mit Rafinha lieferte. Auf der einen Seite Reklamieren und Lamentieren, auf der anderen Seite arrogantes Auftreten, das in der Entscheidung auf einen falschen Einwurf mündete. Peinlich – von beiden Seiten. Aber sei’s drum: So konnte sich die Volksseele wenigsten über etwas ereifern.
Schalke hätte die Partie locker mit 1:0 in den Hafen geschaukelt. Dass es letztendlich sogar ein 2:0 wurde, liegt an Kevin Kuranyi, der in der 80. Minute den Ball an der Außenlinie erkämpfte, zunächst gar nicht wusste, wo das Spielgerät überhaupt ist und dann – als er Beine und Ball wieder sortiert hatte – scharf vor das Tor flankte, wo Farfán nur noch abstauben musste. Das war’s!
Schalke feiert drei wichtige Punkte, die Luft vor den “Wochen der Wahrheit” verschaffen. In den nächsten Spielen heißen die Gegner VfL Wolfsburg, Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart, Hamburger SV, Bayer Leverkusen und FC Bayern München. Ohne großen Pessimismus verbreiten zu wollen, denke ich doch, dass nach diesen Spielen nicht mehr vom “Titelkandidaten Schalke” die Rede sein wird. Aber die Hoffnung, dass Schalke auch nach diesen Begegnungen noch unter den Top-5 der Liga stehen wird, ist angesichts von 11 Punkten Abstand auf den Tabellensechsten Bremen wirklich realistisch. Ist doch super, oder?
Mehr zum Spiel schreibt der “kicker”.
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