Mrz 30 2010
Spitzenreiter! Spitzenreiter!
Wahrscheinlich war der Rasen in Leverkusen zu schlecht. Und in München sowieso. Wahrscheinlich hat Trainager Felix Magath vor dem Spiel in der BayArena pünktlich um 15.29 Uhr alle Handys eingesammelt, damit seine Spieler bloß nicht die Ergebnisse des Nachmittags vernehmen können. Wahrscheinlich spielt Kevin Kuranyi den grottigsten Fußball der Welt und hat einfach nur das Glück, von einer verunglückten Flanke glücklich am Kopf getroffen zu werden. Denn wir müssen hier eines einmal festhalten: Schalke kann doch gar keinen schönen Fußball spielen. Die Mannschaft kann rennen und grätschen, aber das ist nicht die Zukunft des Ballsports. Die Zukunft sieht man bei den Galaktischen von Bayern München, bei den wackeren Recken von Borussia Dortmund und den Ballzaubereren von Bayer Leverkusen. Diese Statements sind derart in Stein gemeißelt, dass man einen Sportjournalisten auch Nachts um halb Vier wecken könnte und er es ohne ins Stocken zu geraten herunterbeten würde. Dumm nur, wenn Schalke dann plötzlich alle Lügen straft. Denn der 2:0-Erfolg in Leverkusen war weder herausgearbeitet noch herbei gegrätscht. Und am Rasen lag es schon gar nicht. Schalke war am Samstagabend einfach in allen Belangen besser als die Stars der Hinrunde. Schalke hat den Fußball vielleicht nicht zelebriert, aber doch schön gespielt. Und wenn dann auch noch das Kollektiv funktioniert, dann springt am Ende sogar noch die Tabellenführung nach 28. Spieltagen heraus. Auch wenn es der allgemeinen Wahrnehmung so gar nicht entsprechen will.
Natürlich – auch ich hatte meine Zweifel, ob Schalke die Pokalheimspiel-Niederlage gegen Bayern und vor allem die 120 doch recht frustrierenden Minuten gut überstanden hat. Doch bereits noch wenigen Minuten erkannte man, dass Schalke nicht nur präsenter, sondern schlichtweg auch besser als Leverkusen war. Das frühe und wunderschön verwandelte 1:0 von Kevin Kuranyi nach 11 Minuten, ein Resultat eines schönen Angriffs über Farfán und Höwedes, und die ebenfalls recht zeitige Resultatserhöhung durch Kuranyi nach einer knappen halben Stunde, diesmal im Alleingang vorbereitet von Farfán, stellten schon früh die Zeichen auf Sieg. Leverkusen war kalt gestellt und fand über weite Phasen der Partie nicht mehr statt. Im Gegenteil hatte Schalke im weiteren Spielverlauf noch etliche Chancen, das Ergebnis höher ausfallen zu lassen. Letztendlich war es ein grandioser und hochverdienter Sieg.
Der große Showdown, wenn man denn am 29. Spieltag überhaupt schon davon sprechen darf, findet nun unter komplett gedrehten Voraussetzungen statt. Jetzt sind es nicht mehr die Bayern, die Schalke durch einen Sieg distanzieren können, sondern die Schalker, die den Stern des Südens deutlich auf Abstand bringen können. Selbst eine Niederlage bedeutet nicht das Ende aller Schalker Träume. Die Champions-League-Qualifikation ist bei 9 Punkten Abstand auf den Vierten greifbarer denn je. Ob es sogar mehr werden kann? Ich weiß es nicht. Ich weiß allerdings, dass diese Schalker Mannschaft nicht am Druck des Möglichen zerbrechen wird. So wie sich das Team bislang durch die “Wochen der Wahrheit” manövriert hat, habe ich es bislang sehr selten von einem Königsblauen Team gesehen.