Kevin-Prince Boateng hat mir den vergangenen Samstag versaut. Naja, nicht wirklich versaut, aber er hätte ihn zumindest etwas angenehmer, erfreulicher gestalten können. Und dann hat er auch noch Michael Ballack gefoult. Nun gut, das kann vorkommen.
In Ermangelung eines samstagnachmittäglichen Fußballspiels sah ich mir auf Sport1 (ehemals Deutsches Stangentanz Fernsehen) das Finale des FA-Cups an. Überhaupt muss ich sagen, dass ich in dieser Saison in den englischen Vereinsfußball etwas tiefer eingetaucht bin, als in den Jahren zuvor, was vor allem an der wirklich großartigen Highlight-Sendung des DSF bzw. Sport1 am Montagabend lag. Aber OK, das führt jetzt zu weit.
Auf jeden Fall saß ich da am Samstagnachmittag und erlebte ein Spiel, in dem Chelsea in der ersten Halbzeit fünf Mal (!) nur Pfosten oder Latte traf und auch sonst wirklich herausragende Torchancen hatte. Portsmouth fand in den ersten 45 Minuten – mit Ausnahme des Boateng-Fouls – gar nicht statt, was man einem abgeschlagenen, insolventen Tabellenletzten allerdings auch nicht vorwerfen muss.
Kurz vor der Halbzeit fiel mir ein, dass ich vor Jahren bei einem Sportwettenanbieter ein Konto mit Start-Freiguthaben eröffnet hatte, das nach anfänglicher Euphorie nun schon seit Monaten brach lag. Ich loggte mich ein, fand ein Guthaben von drei Euro und ein paar Cent vor und entschloss mich, eine möglichst sinnlose Wette zu platzieren. Anders gesagt: Ich wollte auf ein Tor für Portsmouth setzen, auf eines, das vor einem Tor für Chelsea fällt. Die Quote dafür war lächerlich: 1:3,5, oder so. Nicht der Rede wert. Ich musste also Spezieller werden. Wer von Portsmouth würde das erste Tor schießen? Bei Kevin-Prince Boateng lag die Quote bei 1:15. Ich setzte einen Euro.
Keine fünf Minuten später hatte Boateng die erste echte Chance für den Underdog, schoss nur knapp über die Latte. Wieder nur etwas später entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter für Portsmouth. “Boateng, Boateng, bitte bitte Boateng” murmelte ich und der Mannschaftsrat auf dem Rasen folgte meinem Flehen. Kevin-Prince trat tatsächlich an. Ich jubelte bereits.
Boateng vergab jämmerlich.
Ein paar Minuten später nahm Didier Drogba mit dem 1:0 für Chelsea die Würze aus meiner Wette. Der Favorit setzte sich am Ende hochverdient mit 2:0 durch.
Dass Boatengs Foul an Ballack das WM-Aus für den deutschen Kapitän bedeuten könnte, war mir übrigens sofort klar. Als Beweis verweise ich auf meinen Twitter-Account (schalkefan_de) über den ich bereits Sekunden nach dem Foul die Frage aufwarf “War’s das mit der WM?” Letztendlich hat mir das den Samstag aber nicht versaut. Und auch die darauf folgende Woche nicht.
Warum ich erst heute diese kleine Geschichte erzähle, hat einen einfachen Grund: Ich hätte mir am Samstag statt des FA-Cup-Finales ja auch der DFB-Pokalfinale der Frauen ansehen können. Habe ich aber nicht, weil es mich nicht sonderlich interessiert hat. Der Spielverlauf gab mir im Nachhinein sogar komplett Recht. Heute aber sah ich zumindest die Verlängerung des Champions-League-Finales der Fußballschnitten zwischen Potsdam und Lyon. Das Spiel an sich war grottenschlecht und erinnerte mich teilweise an “Fifa 09” bei Starkregen. Aber das Elfmeterschießen war echt witzig.
Herzlichen Glückwunsch, Turbine Potsdam. Irgendwie schön zu sehen, dass im Osten der Republik doch erfolgreicher Fußball gespielt werden kann. Ein Deutscher Champions-League-Sieger muss dann aber auch in diesem Jahr reichen.