Die Partyfraktion (oder: Erfolg macht milde)
Wer gewinnt, sieht’s etwas lockerer. Das zumindest konnte man denken, wenn man Felix Magaths Statement nach dem heutigen 1:0-Pokalsieg beim FSV Frankfurt vernahm. „Die Team-Building-Maßnahme hat anscheinend gegriffen“, erwiderte er auf die Frage, ob es nach dem in der zweiten Halbzeit mauen Auftritt nun Konsequenzen für die „Party-Fraktion“ geben werde. Ha, ha, ha – Schenkelklopfer! Klappe zu, Affe tot… Felix Magath, der alte Medienfuchs! Hat denn tatsächlich jemand geglaubt, der Trainager lasse sich von der BILD eine Meinung diktieren, und dann auch noch durch eine Story, die trotz einer Schar von willfährigen Voyeuristen mit Foto-Handy „BILD-Leser-Reportern“ nicht mit einem einzigen skandalösen Schnappschuss der „wilden Party-Nacht“ illustriert werden konnte? Auf jeden Fall sind jetzt die Fronten für – mindestens – den Rest der Hinrunde geklärt. Der Boulevard hat Warnschüsse abgegeben, Magath hat es vernommen und nach kurzer Ãœberlegung (am Sonntagmorgen wollte er von einem „Party-Skandal“ noch nichts wissen) so reagiert, wie man es von dem „Harten Hund“ erwartet: Ein bisschen „drohen“, ein bisschen „toben“, ein paar „Ultimaten“ – auf jeden Fall drei Tage lang die Schlagzeilen mit einem Thema füllen, das total irrelevant ist und letztendlich nur von den eigentlich wichtigen und brennenden Problemen ablenkt. Magath hat keinen Nebenkriegsschauplatz eröffnet, aber er hat das bereitete Feld sehr gerne angenommen. Das ist wahre Medienkompetenz. Chapeau! Und das meine ich ohne ironischen Unterton.
Erfolg macht milde – das gilt heute für mich. Natürlich war das zweite Spiel in Frankfurt innerhalb von drei Tagen auch nicht das Gelbe vom Ei, doch so schlecht, wie Sky-Reporter Lindemann Schalke in der zweiten Halbzeit redete, war die Truppe nicht. Allerdings war sie auch nicht so stark, wie der Reporter sie in der ersten Halbzeit sah. Tendenziell würde ich meinen, dass wir heute in der ersten Halbzeit ein Schalker Team sahen, dass es durch ein taktisch geschicktes Spiel verstand, den Gegner aus dem Geschehen herauszuhalten. In der zweiten Halbzeit fehlte dieses Geschick und Frankfurt machte das, was man vom hoch motivierten Underdog eigentlich über die gesamten 90 Minuten hinweg erwartet hatte: um jeden Abpraller kämpfen und jeden Ball irgendwie in den Strafraum bugsieren. So kamen die Chancen für den FSV im zweiten Durchgang zustande, mit Ausnahme dieses einen feinen Spielzuges, der Wunderlich nach knapp 70 Minuten frei vor Manuel Neuer postierte. Toll herausgespielt, toll gehalten. Ein Lob für beide Seiten.
Es gäbe auf Schalker Seite einiges zu bemängeln. Man könnte Klaas-Jan Huntelaars Rolle in diesem Spiel hinterfragen. Man könnte Jurados unerklärliche „Eins-gegen-Eins-Schwäche“ bemängeln, die ihn ständig am gegnerischen Spieler hängen bleiben ließ. Auch die Frage, warum der offensichtlich lädierte Jermaine Jones nicht umgehend durch Christoph Moritz ersetzt wurde, sondern erst noch 20 Minuten über den Platz humpeln musste, könnte durchaus Raum einnehmen. Aber jetzt mal ganz ehrlich: Wer, wenn nicht Schalkes Gegner, hätte Interesse daran, nach einem erfolgreich absolvierten Pokalspiel in einer hochpräkeren Situation diese Haarspalterei zu betreiben?
Ich habe in dieser Saison schon so oft geschrieben, was mir nicht gefallen hat, dass ich mir heute einmal das Recht herausnehme, zu schreiben, was ich gut fand: José Manuel Jurados tolles 1:0 nach 13 Minuten, beispielsweise. Wir haben einen Mittelfeldspieler, der nicht nur Flanken schlagen und Pässe spielen kann, sondern auch selbst – erfolgreich – den Abschluss sucht! Oder Jefferson Farfáns Einsatz über die gesamten 90 Minuten hinweg. Gegen Ende baute er ab, aber bis zur 75 Minute war er der Motor, der Schalke auf Touren hielt. Mir hat auch Jones‘ Spiel bis zu seiner Verletzung („Angeschlagenung?“) sehr gefallen. Vor ein paar Wochen schrieb ich noch, dass er ein Fremdkörper im Schalker Spiel sei. Dieses Kapitel scheint ad Acta gelegt zu sein. Vor allem aber hat mir gefallen, dass Kyriakos Papadopoulos Spielzeit erhielt und diese exzellent nutzte. Auch wenn wir auf den Außenverteidigerpositionen noch große Schwierigkeiten haben, muss man doch feststellen: In der Innenverteidigung hat Schalke jetzt schon eine sehr gute Alternative!
Ob eine Leistung wie die heutige auch am Samstag gegen Leverkusen reichen wird, muss man sehen. Auf jeden Fall hat die Mannschaft nun eine Woche ohne Gegentor absolviert. Vielleicht war es ja nur die Frankfurter Luft, vielleicht (sicherlich) war es in vielen Situationen auch nur Glück – aber nach 180 Minuten ohne Gegentor atme ich erleichtert durch.
Das Protokoll zum Spiel gegen den FSV hat der „kicker„. Wer Schalkes nächster Gegner im DFB-Pokal sein wird, entscheidet sich am Sonntag im Rahmen der ARD-Sportschau ab 18.00 Uhr. Gespielt wird das Achtelfinale kurz vor dem Weihnachtsfest am 21./22. Dezember 2010.
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Gegen einen Gegner wie Frankfurt kann man nur schlecht aussehen, vor allem als Bundesligist, erst recht in einem alles-oder-nichts Pokalspiel.
Sicher, das eine oder andere Tor mehr hätte es ob des Klassenunterschiedes schon sein dürfen, und Fortuna war uns – neben Manuel Neuer – auch gewogen, aber die Null steht, wir sind noch eine Runde weiter in diesem Wettbewerb, was die Aussicht auf mehr Kohle steigert.
Und wem das alles nicht reicht – als Aufbaugegner für die Bundesliga war das Spiel genau richtig. Am Samstag haben wir nämlich mit Leverkusen ein anderes Kaliber vor uns.
noch schlechter kann man gegen einen gegner aus einem vorort von frankfurt aussehen!!!! 🙂
Zum angeblichen „Party-Skandal“ und Magaths Reaktion(en) darauf: FM hat den Ausgang der Jungs selbst genehmigt, die Event-Tante seines Vertrauens sogar die Orga übernommen. Daher gabs und gibts da eigentlich auch gar keine wirkliche GEschichte…
[…] ist sie wieder, die Euphorie, willkommen Hoffnung. Was ist schlimmer als Enttäuschung? Resignation! Oder mal eine griffige Formel, die mir ebenfalls bei schalkefan gefiel: Das Gemüt tanzt […]