„Der Hexenkessel aus dem Ruhrgebiet“

08. Nov. 2010 | 4 Kommentare

... mit Bildern von Spielern und Texten

Im Rahmen einer kleinen Serie veröffentliche ich Auszüge aus einer rund 36 Jahre alten Kladde einer damals jugendlichen Anhängerin und nehme dies zum Anlass, selbst ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen. Jeder Leser dieser Seite ist eingeladen, es mir gleichzutun.

Für das Parkstadion fallen mir spontan einige Bezeichnungen ein. „Hexenkessel aus dem Ruhrgebiet“ gehört nicht dazu. Ganz im Gegenteil war mir schon in den gut ein Vierteljahrhundert zurückliegenden Anfängen meines Stadiongänger-Daseins bewusst, dass die Spielstätte des FC Schalke 04 zu den unattraktiveren Arenen der Bundesliga gehörte. Dennoch ist mir die Schüssel natürlich im Lauf der Jahre ans Herz gewachsen, auch wenn es oftmals zog wie Hechtsuppe und man manchmal auch bis auf die Knochen nass wurde.

Das Parkstadion war schuld daran, dass ich mir ein Kleidungsstück kaufte, das sich noch heute in meinem Besitz und in Gebrauch befindet: eine definitiv nicht atmungsaktive schwarze Adidas-Regenjacke. Im Prinzip ist sie nichts anderes als eine Plastiktüte mit Armschläuchen und einem Kapuzen-Surrogatprodukt im Nacken. Sie kostete dennoch damals fast 70 D-Mark und war die einzige Alternative zu noch teureren (in meiner sauerländischen Heimatstadt überdies nicht erhältlichen) Fanartikel-Jacken und einem gelben Ostfriesennerz aus dem Baumarkt. Dass Letzterer nicht infrage kam, versteht sich von selbst. Ich kaufte mir die Jacke am Tag nach dem UEFA-Cup-Spiel gegen Brügge. Wer das Spiel damals im Stadion erlebte, weiß, wodurch mein Kauf motiviert war. Dummerweise habe ich die Jacke danach nie im Parkstadion getragen. Es ist natürlich absoluter Schwachsinn, aber in meiner Erinnerung hat es nach der Partie gegen Brügge nie wieder bei einem Schalker Heimspiel im Parkstadion geregnet. Nun nutze ich das mittlerweile arg in die Jahre gekommene Teil maximal noch als Fahrrad-Überzieh-Jacke im münsterschen Meimelwetter oder bei Heimspielen des SC Preußen. Denn dort bekommt man bei Heimspielen in der passenden Jahreszeit nach wie vor den Arsch so richtig schön nass.

Immer wenn das passiert, denke ich mit einer kleinen Portion Wehmut an das Parkstadion zurück.

Abgelegt unter Fundsachen,Schalke

4 Kommentare zu “„Der Hexenkessel aus dem Ruhrgebiet“”

  1. Carlitoam 8. November 2010 um 20:06 1

    „Denn dort bekommt man bei Heimspielen in der passenden Jahreszeit nach wie vor den Arsch so richtig schön nass.

    Immer wenn das passiert, denke ich mit einer kleinen Portion Wehmut an das Parkstadion zurück.“

    Ja, ja, die gute alte Zeit! 😉 Aber ja, auch ich erwische mich in solchen Situation dabei, dass ich ein wenig wehmütig auf die alten Zeiten in der Beton-Schüssel (unter dem Namen ist sie bei mir geläufiger…) zurück denke. Früher war sicherlich nicht alles besser, aber schön war es rückblickend betrachtet schon. Auch wenn ich mir bei derzeitigem Wetter nur noch unschwer schöne Stadionbesuche im Parkstadion vorstellen kann.

    Erinnere mich übrigens noch an eine Situation, leider nicht mehr ans Spiel, war aber UEFA-Cup 96/97, in der wir in der NK sangen „Wir wollen ne Fussbodenheizung“, so schweinekalt war es damals…

  2. derwahrebaresiam 8. November 2010 um 21:13 2

    das einzigste, wo …

    🙂

  3. Uweam 9. November 2010 um 16:08 3

    Also ich habe auch noch so eine Regenjacke, allerdings damals in erster Linie für das eigene Training gekauft. Die ist von PUMA aber sicher ebenso gute Qualität, trocknet sofort wenn es aufhört zu regnen.

    Damals beim Spiel gegen Brüssel hat das aber auch nicht mehr viel genutzt. Ich erinnere mich auch noch genau, wie ich in Block 6 stand, natürlich 2 Stunden vorm Spiel um einen vernünftigen Platz zu haben. Allerdings hatte ich praktisch die ganze Zeit vor dem Anpfiff mit dem Rücken in Richtung Spielfeld da gestanden, weil von der Hauptribüne her der stechende Regen ins Gesicht peitschte. Auf seine Art unvergesslich!

  4. mberghoeferam 9. November 2010 um 17:09 4

    Klasse. Und was für eine superschöne Schrift! Allerdings wundert mich die Verwendung des „Wortes“ „einzigste“ – ich dachte, das existierte erst, seit es SMS gibt und die Sprache besonderen Angriffen ausgesetzt ist 😉

    Ansonsten: zum Thema „Regen und Parkstadion“ hat mir im Rahmen der „1904GEschichten“ jemand eine kleine Erzählung geschickt (nicht online bisher), in der es genau darum geht – der Kollege hatte in allen seinen Besuchen im PS schönstes Wetter, und erst als es schon in Trümmern lag und er sich dort ein Testspiel ansah, schüttete es… wahrscheinlich ist das also, bis auf „Brügge“ einfach ein Verklärung der „Traditionalisten“, so marke „Wir hatten ja gar nix damals, bei uns regnete es im Stadion immer, die Bratwurst war kalt und nass und ausverkauft außerdem“ usw. 🙂