Bayernliga statt Tabakwaren
Im Rahmen einer kleinen Serie veröffentliche ich Auszüge aus einer rund 36 Jahre alten Kladde einer damals jugendlichen Anhängerin und nehme dies zum Anlass, selbst ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen. Jeder Leser dieser Seite ist eingeladen, es mir gleichzutun.
Heutzutage ist fast normal, dass ein Spieler, der seine aktive Karriere in der Fußball-Bundesliga beendet, die Trainerlaufbahn einschlägt. Manche (OK, einer) leiten gar von der Zahl ihrer Ligaspiele einen Rechtsanspruch auf ein sofortiges Engagement bei einem namhaften Bundesligisten oder zumindest bei einem europäischen Fußballverband ab. Vor einem Vierteljahrhundert war das noch anders. Damals hing der Fußballer nach dem Ende seiner Laufbahn den Trainingsanzug artig an den Nagel und verkaufte fortan Lotterielose und Tabakwaren. Klaus Scheer, der von 1969 bis 1975 in 165 Bundesligaspielen für Schalke im Einsatz war und anschließend in Kaiserslautern seine Erstligakarriere ausklingen ließ, ist da eine Ausnahme.
Während sich Scheers Mitspieler aus der 1972er-Pokalsiegermannschaft nach dem Karriereende entweder aus dem Fußballgeschäft komplett zurückzogen oder eine Laufbahn im Sportmanagement einschlugen, wagte der Mittelfeldkönner als einziger der Helden nachhaltig den Gang auf die Trainerbank. Allerdings ließ auch er sich dafür zunächst Zeit. Bei den Sportfreunden Daaden schnupperte er erste Trainerluft, danach war er in seiner Heimatstadt Siegen aktiv und ging schließlich – 1995 – zum 1. FC Saarbrücken.
Seitdem ist Klaus Scheer ununterbrochen als Trainer für Vereine tätig, die zwar durchaus den Fußballfreunden namentlich bekannt sind, die man aber dennoch nicht (mehr) zur ersten, zweiten oder dritten Garde des Fußballs zählen darf: FC Remscheid, Austria Lustenau, SV Elversberg, Borussia Fulda, 1. FC Eschborn und die SpVgg Bayreuth waren die Stationen seiner Trainerlaufbahn. Insbesondere in der Stadt der Wagner-Festspiele hat Klaus Scheer bewiesen, dass er durchaus ein Trainerfuchs ist. Drei Jahre lang formte er trotz finanziell widrigster Umstände immer eine in der Bayernliga (5. Liga) wettbewerbsfähige Mannschaft, bevor er im Sommer dieses Jahres nach Differenzen mit dem SpVgg-Vorstand auf eine Vertragsverlängerung verzichtete.
Klaus Scheer blieb der Bayernliga treu und wechselte zum Aufsteiger Schweinfurt 05, der wie die SpVgg Bayreuth noch heute unter den Folgen finanzieller Turbulenzen leidet. Mit Schweinfurt belegt er nach der vollständig gespielten Hinrunde einen Mittelfeldplatz. Ein weiteres Jahr Bayernliga ist somit sowohl für Schweinfurt als auch für Klaus Scheer durchaus im Bereich des möglichen. Die Raucher müssen warten.
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3 Kommentare zu “Bayernliga statt Tabakwaren”
Klaus Scheer war ein Super Trainer und bei uns in Bayreuth immer sehr beliebt. Leider war er aber auch zu teuer. Unser Verein konnte ihn sich nicht mehr leisten. Muss man leider sagen. Danke Klaus, du bist der beste Mann!!!
Bislang 3 von 3 präsentierten Spielern mit einem BMW 2000/2002 als Fahrzeug. Hatte da ein Mannschaftskamerad die Gelsenkirchener BMW-Vertretung inne?
„Die Raucher müssen warten.“ *lol*
Und auch „Zeitungen: Ki(c)ker*, Fußballzeitungen“ finde ich sehr amüsant. Oder meinte die Autorin doch eher den (Pott)-Kieker, statt des Kickers? Oder war der Kicker möglicherweise zu damaliger Zeit gar keine Fußballzeitung?!? Fragen über Fragen… ;-)))
*(will ja nicht falsch zitieren) 😉