Irgendwo zwischen blutleer und scheintot
Weggeschwemmt! Die ganze Hoffnung auf eine erfolgreiche Aufholjagd in der Rückrunde. Die Vorfreude auf 17 Spiele, in denen die Mannschaft das, was sie in der Hinrunde schuldig geblieben ist, zurückbezahlen wird. Die ganze Zuversicht, die sich in den letzten Heimspielen zaghaft in den Vordergrund gedrängt hatte. Schon ist alles futsch. 90 Minuten gegen den Hamburger SV reichten aus, um sowohl bei der Mannschaft, beim Trainager, besonders aber bei den Fans den gesamten Blues der ersten Halbserie wieder ausbrechen zu lassen. Es war ein Fußballabend zum Abgewöhnen und niemand – mit Ausnahme des völlig unnötig in die Schlussphase eines verkorksten Spiels geworfenen Julian Draxler -, der das königsblaue Dress auf dem Rasen trug, konnte sich am Ende des Tages von der Schuld lossprechen, bitter versagt zu haben.
Zur mangelhaften individuellen Einstellung, die der Trainager zurecht nach der Partie kritisierte, gesellte sich eine taktische Ausrichtung, die viele Fragezeichen zurücklässt. War es tatsächlich Ernst gemeint, dass Ivan Rakitic in einem ausgewiesenen Fußball-Verhinderungs-Mittelfeld der nominell offensivste Spieler war? Anders gefragt: Sollte tatsächlich die gesamte Last des Kreativspiels auf den Schultern des jungen Kroaten abgeladen werden, der in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen hat, dass er alleine ein Spiel nicht machen kann? Hatte Magath tatsächlich erwartet, dass Joel Matip nicht nur die ungeliebte Außenverteidigerposition defensiv „wuppen“ und gleichzeitig offensive Akzente setzen könne? Warum stellte er gleich vier Stürmer auf das Feld, wohl wissend, dass sie angesichts einer ansonsten komplett defensiv eingestellten Mannschaft verhungern werden? Ich maße es mir ansonsten nicht an, Magaths taktische Entscheidungen zu kritisieren, allein schon, weil ich nicht das „60.000-Trainer-Klischee“ bedienen möchte. Doch wenn er die selbst aufgeworfene Frage „Jurado oder Draxler?“ mit „Keiner von beiden!“ beantwortet, dann muss er einen Grund dafür gehabt haben, den ich wirklich gerne erfahren würde.
Normalerweise sorgt in solchen Situationen wenigstens Manuel Neuer für Ordnung. Doch am Samstag war auch er völlig von der Rolle und irrte teilweise so ziellos und hektisch durch seinen Fünfmeterraum wie ein Flummi, den man mit Schmackes in die Besenkammer geschleudert hat. Gleich mehrmals segelte er an Flanken vorbei, platzierte seine sonst so brandgefährlichen schnellen Abwürfe zielgenau beim Gegner und sah auch beim 0:1 nicht wirklich gut aus. Auch der Manu hatte einen gebrauchten Tag erwischt. Leider befand er sich in guter und großer Gesellschaft.
Dass Schalke gegen ein gut aufgelegtes, seine flinken Flügelstürmer in Szene setzendes Hamburg in Schwierigkeiten geraten könnte, hatte ich bereits befürchtet. Dass jedoch ein biederer Gast, der mindestens genau so viel mit sich selbst zu kämpfen hatte wie Schalke, meine Mannschaft mit einfachsten Mitteln aus dem Spiel nehmen konnte, ist einfach unerträglich. Und mehr möchte und kann ich zu diesem Grottenkick auch gar nicht schreiben. Das übernimmt DerWesten.de.
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8 Kommentare zu “Irgendwo zwischen blutleer und scheintot”
So etwas in der Art habe ich befürchtet!
Ausser Galgenhumor und der Erkenntnis, dass wir die Winterpause doch hätten ausfallen lassen sollen bleibt mir nicht viel zu dem Spiel zu sagen.
Das waren 3 Bigpoints, die wir liegen gelassen haben.
Hoffentlich dauert es nicht wieder so lange, bis die Jungs in den Tritt kommen!
Kevin Kuranyi zurück in die Bundesliga?
http://www.buliflash.de/geruchtekuche/kevin-kuranyi-zuruck-in-die-bundesliga/
Kommt Kevin etwa zurück?
Hallo Matthias,
ich kann mich dem mal wieder 100%-ig anschließen. Nachtrag: Die Einwechslung Panders und Positionierung neben Rakitic war die Krönung. Alle hatte dan doch auf etwas mehr Dampf über links und ein paar vernünftige Flanken gehofft….. Aber allein schon wegen seiner Standards ist Christian wichtig. Bleib gesund, Junge!
Danke für den treffsicheren Kommentar ich ergänze um:
Keine Eier, keine Punkte.
Was hat der Einkauf-Krösus der Liga bloß aus diesem teuren und guten Spielerpotenzial gemacht? Unglaublich wenig! Als Beispiel sei Huntelaar genannt – derzeit wohl nur bedingt Bundesliga tauglich. Ich war beim Hinspiel in Hamburg und jetzt in unserer Arena. Meine Annahme war, dass es eigentlich nicht viel schlechter geht als beim 1. Saisonspiel. Geht leider doch – das Rückspiel war einfach nur unglaublich uninspiriert und beschämend. Stillstand und Rückschritt!
Der absolute Spitzenverdiener seiner Zunft in der BL scheint bislang noch nicht einmal eine 1. Elf gefunden zu haben. Auch das finde ich unglaublich. Wenn sich die Situation nicht grundlegend ändert, werden einige Spieler unseren Verein zum Saisonende verlassen/müssen. Die Gesamtsituation schreit nach neuen Strukturen, nach Tönnies und Horst Heldt. So geht das nicht!
Ich habe das Spiel emotional genauso erlitten wie du, Matthias, und finde kaum Worte meine Niedergeschlagenheit zu beschreiben. Es darf doch wohl nicht wahr sein, dass mit so einem Auftaktspiel jetzt wieder eine Leidensphase beginnt, die uns wieder in tiefste Depressionen versetzt.
In heimlicher Hoffnung hatte mir mein Borussensohn Karten für d e n Freitag besorgt (also ich hatte die heimliche Hoffnung, er die Zuversicht!). Bis zum Samstagspiel war ich echt gut drauf, jetzt, fürchte, ich wird es ein Gang nach Canossa werden, der nur noch durch ein Wunder verhindert werden kann.
Danke für deine immer tolle Berichterstattung!
Ich hatte das Spiel schon aus meinen Gedanken gestrichen. Habe mich am Samstagabend quasi geblitztdings und all meine Hoffnung auf das Auswärtsspiel gesetzt. Jetzt wo ich das hier lese von dir kommen die Augenschmerzen und die Fragen nach dem „Warum spielen die so Sch….?????“ wieder hoch.
Kann mich euch nur anschließen – so langsam muss ich sagen bin froh, wenn die Saison vorbei ist (und das am 18. Spieltag)!
Man hat es aktuell nicht leicht als Schalkefan – speziell nach dem letzten Spieltag, wenn Lüdenscheid und die Gladbacher gewinnen und alle Kollegen super drauf sind. Dazu kommt noch, dass ich in diesem Jahr noch Vater von einem Sohn werde und ich inständig hoffe, dass die Zecken nicht Meister werden!