Wieder etwas mehr Luft
Geht doch! Der erste Bundesliga-Heimsieg im Jahr 2011, ein ordentliches Spiel gezeigt, den Abstand zu den Abstiegsrängen wieder leicht ausgebaut – man ist zufrieden. Mit Freiburg präsentierte sich ein dankbarer Gegner in der Arena. Nachdem der Gast – anders als in den vorangegangen Heimspielen Hoffenheim und Nürnberg – nicht seine erste Chance zum 0:1 nutzte, ergab er sich brav, beschränkte sich auf Verteidigungsarbeit und verweigerte jedweden offensiven Akzent. Schalke hingegen spielte ruhig seinen Stiefel herunter und wurde kurz nach der Pause mit dem 1:0 durch Jefferson Farfán belohnt, dem eine von ganz vielen guten Aktionen von Raúl voranging. Es sollte der einzige Treffer des Tages bleiben, der einen knappen, letztendlich aber nie gefährdeten und deshalb hochverdienten Sieg sicherstellte.
Schalke zeigte ein gutes Spiel, agierte teilweise sogar spielerisch stark und jederzeit mit hohem Engagement. Doch ich weigere mich in die Jubelarien einstimmen zu wollen, die den S04 nun wieder im Liga-Aufwind sehen. Dafür war der SC Freiburg am Samstag spielerisch und vor allem kämpferisch viel zu schwach und schaffte es dennoch, Schalke fast 50 Minuten lang in Schach zu halten. Felix Magath lobte nach der Partie, dass die Mannschaft endlich die Angriffe konsequent über die Flügel vorangetrieben habe. Zustimmung meinerseits! Doch was nützt ein ordentliches Flügelspiel, wenn die Flanken in den Strafraum ausnahmslos an die Köpfe der Verteidiger klatschen? Scharfe Flanken vor das Tor sind normalerweise ein probates Mittel. Doch es braucht eben auch einen Kopfballstürmer, der die Flanke verwertet. Raúl ist es nicht, Huntelaar steht nach wie vor neben sich und auch der gestern zur Halbzeit eingewechselte und sehr gefällig agierende Gavranovic besitzt seine Stärken eindeutig nicht im Kopfballspiel, sondern eher in einer Ballhöhe von 0 bis 25 Zentimetern.
Aber ich will gar nicht mäkeln, dafür gab es am Samstag dann doch zu viele positive Ansätze und Eindrücke. Jurados ordentliche Partie war so ein Eindruck, der erneut starke Auftritt von Uchida sowieso, die gelungene Aufgabenteilung zwischen Annan und Kluge ein weiterer. Während Annan seinen Aktionsradius deutlich in der Defensive sah und verrichtete, hatte Kluge die Muße zu offensiven Ausflügen, die oft genug für Gefahr vor dem Freiburger Tor sorgten. Kluge zeigte genau so eine Partie, wie ich sie in den letzten Jahren gerne häufiger von Ivan Rakitic gesehen hätte. [Rakitic – und das sei hier ohne Häme angemerkt – verlor gestern übrigens mit seinem FC Sevilla mit 3:2 bei Racing Santander und leistete sich ein Eigentor.]
Im letzten Jahr haben 33 Punkte ausgereicht, um die Klasse zu erhalten. Das wird in dieser Saison garantiert nicht der Fall sein. Schalke sollte schleunigst die fehlenden 11 Punkte bis zur magischen (aber letztendlich natürlich nichts aussagenden) 40-Punkte-Marke einfahren. Erst wenn das geschafft ist, erlaube ich mir wieder einen zaghaften Blick nach oben. Ich fände es gut, wenn es die Mannschaft ebenso hielte.
Mehr zum Spiel schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
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4 Kommentare zu “Wieder etwas mehr Luft”
Glaubst du wirklich daran, dass Schalke diese Saison absteigen könnte?
Nein, aber ich glaube daran, dass man in einer Saison Aufgaben abarbeiten muss. Es wurde in den letzten Monaten so viel von „Serien starten“ und „nach oben blicken“ geredet – und was hat es gebracht? Deshalb ist für mich die Zeit gekommen, in der man kleinere Brötchen backen und erst einmal das Mininimalziel sicherstellen muss. 6 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind angesichts der eklatanten Leistungsschwankungen unseres Teams lächerlich wenig. Hinzu kommt, dass mit Stuttgart, Bremen und Wolfsburg drei Teams hinter uns stehen, die jederzeit das Potenzial besitzen, eine Serie zu starten.
Nee, Matthias, absteigen werden wir sicher nicht!!! Aber du hast Recht: Die Jungs müssen jetzt erst ein paar Dreier am Stück einfahren, bevor wir wieder mit dem Träumen anfangen dürfen.
Übrigens hättest du gerne auch Schmitz in deinem Bericht positiv erwähnen können. Nach einer unglücklichen Startphase war der nämlich wirklich gut drin im Spiel. Hat mir besser gefallen als in vielen Spielen vorher.
Derzeit kannst du auch den entsprechenden Fan fragen: Glaubst du wirklich, dass Bremen/Stuttgart/Wolfsburg absteigt. Ein Gedanke, der zu Saisonbeginn dort niemandem gekommen wäre.
Alle diese drei Mannschaften haben durchaus das Potential eine Serie zu starten, aber m. E. nach dieses Jahr auch das Potential abzusteigen. Die Auftritte am Wochenende lassen erahnen, dass man hier scheinbar noch immer nicht begriffen hat, wie ernst die Lage wirklich ist. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass es einen der drei mindestens mit der Relegation erwischen wird. Diese drei Kandidaten werden uns am WE sicherlich die Daumen drücken, denn sollte S04 in Gladbach siegen, wäre für die Borussen wohl leider endgültig das Licht aus.
Auch wenn bei uns Felix Magath nach jeden Sieg im Interview wieder davon spricht, dass es jetzt wieder nach oben geht / gehen kann, weiß er wohl auch, dass zunächst die Hausaufgaben gemacht werden und genug Punkte gegen einen möglichen Abstieg eingesammelt werden müssen, auch um dieses Thema endgültig aus der Diskussion zu haben. Die Aussagen Richtung oben sind lediglich für eine positive Außendarstellung notwendig.
Allerdings glaube ich nicht, dass unbedingt 40 Punkte nötig sind; sollte Schalke aus den nächsten vier Spielen 6 Punkte holen – was möglich sein müsste – kann man unter die Plätze 16-18 einen Haken machen. Vorher, da möchte ich Matthias absolut Recht geben, sollten wir nicht wieder in Richtung oberes Drittel schielen.
Der große Vorteil den Schalke derzeit hat, ist die gesunkene Erwartungshaltung plus die wieder angestiegene Verbundenheit der Fans mit dem S04, vor allem mit Felix im Besonderen. Was aus einer solchen Position möglich ist, hat die letzte Saison gezeigt.
Wenngleich mir die ganzen „offenen Briefe“ der letzten Zeit ebenfalls ziemlich gegen den Strich gingen, mit einer Sache hatten sie nämlich recht: es fehlte an Kommunikation. Dadurch hätte man auch vielen „Journalisten“ (Gruß an Herrn Schüssler) im Vorfeld den Wind aus den Segeln nehmen können. Dass der Facebook-Effekt nun so groß würde, hätte ich nicht vermutet. Aber scheinbar reicht es vielen Schalkern einfach aus, dass Felix mit seinen kleinen Videos zu Ihnen spricht und man einfach mal auf seine Pinnwand posten kann, was einen bewegt. Der Vorteil von Facebook gegenüber einer Pressemitteilung o. ä. ist, dass Ich mich auf Facebook selber mit meiner Person einlogge. Felix spricht direkt zu mir, wenn ich sein Video anschaue. Er schaut mich an und sagt mir was los ist. Wenn ich was auf dem Herzen habe, schreibe ich es ihm und er liest es (glaube, hoffe ich).
Ãœber 90000 sind seine „Freunde“. Bin gespannt, wie das langfristig läuft. Die meisten Kommentare sind positiv, stehen zu ihm, zum Verein, wissen, dass seine Arbeit Zeit braucht und der Erfolg des letzten Jahres verfrüht kam. Ich hoffe, dass Facebook hier ein Abbild der Schalker Fanszene zeichnet, dass der Realität nahe kommt und andere „Fans“, wie sie Skandy beschreibt (http://www.web04.de/2011/02/13/peinlich/) nicht nur in großer Zahl auf die Einführung des „dislike“ oder „Magath raus!“ Buttons warten!
Was das – unstrittig – gute Spiel gegen Freiburg wert war, zeigt übrigens sich Sonntag in Gladbach. Und liebe Leute, was die Leistung von Freiburg angeht, ein Gegner ist immer nur so gut, wie man es selber zulässt. Drei Euro, ich weiß, Herr Lattek!
Wir sind am Sonntag übrigens vor Ort, und nachdem Matthias‘ Auswärtsfluch gebrochen ist, freue ich mich schon darauf, mit ihm in der Gästekurve zu stehen…!
Glück auf!