„Eine pornografische Tor-Orgie!“
Ich möchte noch einmal auf den vergangenen Sonntag zurückkommen. Da sah ich abends die mediale Spieltagsnachbetrachtung „Sky90“ („Doppelpass“ ohne Lattek). Zu Gast war u.a. der bei Sky als Experte in Lohn und Brot stehende Franz Beckenbauer. Befragt, wie er den Spieltag gesehen habe, antwortete „der Franz“, er habe die Spiele in einer Gastwirtschaft in den Hohen Tauern verfolgt. Es sei für ihn ein großartiges Erlebnis gewesen, zusammen mit 150 Fußballfans „diese besondere Sky-Sportsbar-Stimmung genießen zu dürfen.“ Nach diesem im ersten Moment „gekauft“ wirkenden Lob für den Arbeitgeber legte Beckenbauer jedoch nach und fügte lapidar hinzu:
Leider wurde in der Gaststube nur diese Konferenz gezeigt. Da bekommt man ja von jedem Spiel ein bisschen was zu sehen. Gut, gut. Aber sie wissen’s selbst, wie das ist: Wenn man von allem nur etwas sieht, sieht man ja gar nichts!
Beckenbauer hat recht! Die Bundesliga-Konferenz am TV-Samstag ist auch für mich wirklich die allerletzte Option, ganz gleich, ob Schalke spielt oder nicht. Ich habe sehr lange gar nicht gewusst, warum ich das so empfinde, bis ich vor ein paar Monaten über den großartig-launigen Artikel „Clockwork Bundesliga“ in der „11Freunde“ stolperte, in der die Bundesliga-Berichterstattung und speziell die Konferenzschaltung aus Sicht eines Engländers beschrieben wird:
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Die Leute zahlen hier also nicht für Live-Sport, sondern für Fast-Live-Sport? Ein Tor, das vor einem Moment gefallen ist, dann noch eins und noch eins. (…) Das Problem an der Konferenz ist, dass sie die Währung des Fußballs vollständig entwertet: die Tore. (…) Tore haben einen Raritätswert (…). Deswegen wird es immer faszinierend sein zu erleben, wie jemand etwas tut, das nur drei oder vier Mal pro Spiel möglich ist, wenn es gut läuft – und kein einziges Mal, wenn es nicht gut läuft. (…) Der flüchtige Charakter von Toren baut Anspannung und Erwartung in uns auf, eine Hoffnung, dass jemand uns diesen so wertvollen Schatz überreichen kann. Diese Momente einfach aneinanderzureihen, Minute um Minute, macht aus einem intimen, liebevollen Stelldichein zwischen Fans und Spielern eine pornografische Tor-Orgie (…).
Besser hätte es der Franz auch nicht sagen können. Nur kürzer.
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3 Kommentare zu “„Eine pornografische Tor-Orgie!“”
Kann man nur zustimmen. Daumen hoch!
„Besser hätte es der Franz auch nicht sagen können. Nur kürzer.“
*lol*
Ansonsten kann man dem nur zustimmen, wenn man es mal näher betrachtet…
Also ich habe sky um die Schalke-Spielelive sehen zu können.Ob ich die Tore der weiteren Mannschaften dann leicht zeitversetzt zu sehen kriege, stört mich nicht.
Gestern habe habe ich das Bayern-Spiel in Mainz live angeschaut und da gibt es ein weiteres Problem, wenn man nur eine Partie auswählt. Der Kommentator…..diesmal wieder Reif. Aber selbst das lässt sich mit der Stadionton-Option lösen! 😉