Fremdgegangen bei Preußen Münster vs. Bielefeld II
Samstagmittag, Schalke spielt erst am Sonntag, keine Lust auf Fußball im Sofakino – perfekte Voraussetzungen also, um sich mal wieder in den Niederungen des deutschen Fußballsports umzuschauen. Obwohl – so „nieder“ ist die aktuelle sportliche Situation des SC Preußen Münster gar nicht. Als Tabellenführer der Regionalliga-West strebt man tatsächlich den Aufstieg in die 3. Liga an. Am heutigen 21. Spieltag war der Tabellenletzte DSC Arminia Bielefeld II zu Gast. Ein paar Impressionen gibt es nach dem Klick.
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So, die eigene Kamera der Ultra-Gruppierung „Deviants“ steht, jeder ist im Bild zu sehen – dann kann es jetzt ja losgehen.
Und hier haben wir die „Deviants“ selbst.
Obwohl ich nur ein paar Hundert Meter vom altehrwürdigen Stadion an der Hammer Straße entfernt wohne, komme ich viel zu selten dazu, das lokale Team zu supporten. Zumeist spielt die Regionalliga parallel mit der Bundesliga – da geht für mich natürlich Schalke vor. Wenn ich es aber in die Spielstätte der Adlerträger schaffe, ist es immer ein „heilsames Erlebnis“. Fußball funktioniert auch ohne Multifunktionsarenen (wo kein Dach ist, kann auch keines kaputt gehen), ohne Böklunder-Fanbox und ohne Bundesliga-Jingle. Stattdessen wird im Preußenstadion der rotzige Punkrocksong „Wir ziehen durch das Land, mit schwarz-weiß-grünen Fahnen in der Hand!“ gespielt und in der Halbzeitpause trällert eine Damenkombo vom Tonband ein Loblied auf den örtlichen Bäcker, der seine Waren nicht nur backt, sondern auch verpackt. Zumindest habe ich den Reim im Refrain so verstanden.
Der Fairness halber hier die zweite (ältere) Ultragruppierung der Preußen: die „Curva“. Sie muss ganz ohne Videokamera supporten. Wie gemein…
Die Ausgangsposition vor dem Spiel war klar. Der SC Preußen, der glücklicherweise nicht mehr ganz so oft als „Bayern München der Regionalliga“ bezeichnet wird, steht nach 19 Spielen an der Spitze der Tabelle. Zwar punktgleich mit den Sportfreunden Lotte, dafür aber mit einem Spiel weniger. Bielefeld II zeigt sich hingegen mit der ersten Mannschaft der Arminia solidarisch und liegt abgeschlagen am Ende des Klassements. Da kann eigentlich nichts anbrennen.
Pyrotechnikverbot Hin oder Her – zum Anpfiff wird das Stadion zünftig eingenebelt! Gut 4.100 Zuschauer waren übrigens heute da.
(Anklicken für größere Ansicht!)
Zunächst sieht es dann auch wirklich so aus, als könne der SCP seiner Favoritenrolle gerecht werden. In der ersten Viertelstunde hätte der Grundstein für einen Kantersieg gelegt werden können, doch zunächst hält der DSC-Keeper herausragend, danach werden die Schüsse des SCP immer ungenauer. Nach knapp 25 Minuten ist es ein grottenschlechter Kick geworden, in dem Bielefeld konzentriert defensiv und Preußen fahrig offensiv agiert.
Freistoß für den SCP – doch auch diese aussichtsreiche Situation in der ersten Halbzeit bringt nichts ein.
0:0 nach 45 Minuten – da ist aber noch jede Menge Luft nach oben!
Nach der Halbzeitpause wird Bielefeld etwas frecher, spielt nun selbst nach vorne, Münster droht komplett den Faden zu verlieren und erhält dann ein Geschenk: Münsters Pollok wird im Strafraum von Bielefelds Julian Stöckner gelegt – Elfmeter für Preußen, Rot gegen Bielefeld. Darüber regen sich die hinter dem Tor stehenden Bielefelder Ersatzspieler so auf, dass es gleich noch eine Rote Karte für einen Einwechselspieler der Gäste gibt. Nach diesem Trubel verwandelt SCP-Kapitän Stefan Kühne sehr abgeklärt vom Punkt und erzielt das 1:0 (64. Minute). Danach nimmt das Spiel seinen Lauf. Bielefeld bäumt sich auf, Preußen kontert es aus. In der 80. Minute trifft Kara zum 2:0 und macht den Sack zu. Eigentlich der letzte Höhepunkt des Spiels, wenn nicht Bielefelds Christian Santos kurz vor Schluss noch glatt Rot gesehen hätte. Ob’s eine Tätlichkeit war oder eine Schiedsrichterbeleidigung – ich weiß es nicht.
Na bitte, es geht doch! Beim Stand von 2:0 schmeckt auch das Siegerbier!
Münsters ärgster Verfolger Lotte hat übrigens zeitgleich in Verl nur 0:0 gespielt. Jetzt sind es also zwei Punkte Vorsprung plus ein Nachholspiel. Es sieht aktuell ganz gut aus, dass ich im nächsten Jahr Drittligafußball bei mir vor der Haustür vorgesetzt bekomme. Oder anders: Das Derby gegen Bielefeld I rückt in greifbare Nähe.
Mehr zum Spiel schreiben die „Westfälischen Nachrichten„.
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Nach dem Spiel…? Was soll da sein? Da geht’s nach Hause! Sind ja zum Glück nur ein paar Minuten mit dem Rad.
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3 Kommentare zu “Fremdgegangen bei Preußen Münster vs. Bielefeld II”
Ganz schön voll, aber ich glaube, da hatte Münster noch nie Probleme mit. Bin damals immer zu den Auswärtsspielen vom FC Gütersloh da gewesen. War immer ein Erlebnis.
Schön, wenn es die Preußen schaffen würden. Ich selbst schäme mich zu gestehen, dass ich – obwohl ich seit 2003 in Münster wohne – nur die beiden DFB-Pokal-Spiele gegen Hertha und WOB besucht habe. Dass viele Münsteraner Fussballfans wohl ähnliches zu berichten wüssten, ist mE das Kernproblem der Preußen. Für eine doch recht große Stadt ist der Support eher schwach…
Schön zu sehen, dass man sich hier auch für erfolgreichen Fussball interessiert.