„Die Schalker Fans“
Da hing es wieder, das mittlerweile obligatorische Magath-Raus-Plakat. Irgendwann um die 60. Minute wurde es am Samstag in Stuttgart im Block der Ultras-GE ausgerollt und verbal durch rhythmische Rufe unterstützt. Der neutrale Beobachter greift sich da an den Kopf: Drei Tage nach der „Schlacht von München“ und vier Tage vor dem „Showdown gegen Valencia“ besteht die Unterstützung für das eigene Team darin, den Kopf des Trainers zu fordern. Das alles lässt von außen betrachtet nur einen Schluss zu: Schalkes Fans sind selbstherrliche, erfolgsverwöhnte Deppen und stehen somit in Nichts der Münchner Schickeria nach.
Vor zwei Wochen beteiligte ich mich in Matthias Berghöfers „Auswärtssieg“ an einer für mich sehr informativen Diskussion. Ich lernte, dass es „Schalkes Fans“ so gar nicht gibt. Nicht dass ich das nicht irgendwie schon gewusst hätte, aber Matthias lieferte den wissenschaftlichen Unterbau für etwas, was ich vorher nicht in Worte fassen konnte. Demnach unterteilen sich die Fans eines Vereins in „Supporter“ (nicht zu verwechseln mit dem „Supporters Club“), „Follower“ und „Consumer“. Was auf den ersten Blick wie eine Wertung aussehen könnte, ist anders gemeint. Denn bei dieser Kategorisierung geht es nicht darum, in „gute Fans – schlechte Fans“ zu unterscheiden, sondern darum, kenntlich zu machen, welchen Eigenanspruch eine Fangruppierung an sich selbst stellt.
Die „Supporter“ sind demnach die Fans, die für sich in Anspruch nehmen, das Vereinsleben aktiv und kontinuierlich mitzugestalten. Sie erwarten vom Verein und den handelnden Personen, dass diese sich regelmäßig mit ihnen austauschen und ihre Meinung anhören. Die Loyalität eines „Supporters“ misst sich weniger am sportlichen Geschehen, sondern mehr daran, wie der Verein geführt wird.
Der „Follower“ hingegen hat nicht den Anspruch, sich fortwährend in vereinsinterne Angelegenheiten einzubringen. Er schaut die Spiele an, unterstützt sein Team auswärts und daheim und nimmt seine Rechte und Pflichten als Mitglied im Rahmen der Jahreshauptversammlung wahr. Der „Consumer“ schließlich – der Name sagt es bereits – konsumiert und erwartet für sein Geld eine Gegenleistung. So gesehen ist der „Consumer“ in der Regel der Erste, der bei sportlichem Misserfolg den Kopf des Trainers fordert.
Auf Schalke ist derzeit eine merkwürdige Konstellation zu beobachten. Die „Supporter“ bedienen sich der „Consumer“, um ihr eigenes Süppchen höher zu kochen. Die Unzufriedenheit innerhalb der „Supporter“ ist nicht erst seit Schalkes längerfristigem Aufenthalt in den unteren Tabellenregionen vorhanden. Gründe dafür existieren, laut Darstellung der „Supporter“, genug: Felix Magath und seinem Team werden Verfehlungen in der internen Vereinsführung vorgeworfen. Magath soll auf der Geschäftsstelle eine diktatorenähnliche Schreckensherrschaft installiert haben. Jeder, der derzeit in Lohn und Brot des FC Schalke 04 stehe und nicht zu Magaths „Inner Circle“ gehört, gehe mit Bauchschmerzen seiner Arbeit nach. Die Kommunikation mit den Fanvertretungen liege seit dem Amtsantritt von Magath faktisch brach. Rolf Rojek wurde als Fanbeauftragter des FC Schalke kalt abserviert etc. pp. All‘ dies sind schwerwiegende Vorwürfe, die sicherlich einer Überprüfung bedürfen. Medial zusammengefasst wurde dieser Zustand mit den Worten „Magath kommuniziert nicht mit den Fans“.
Magaths Gegenreaktion war frech, unverschämt und genial zugleich: Als erster Trainer der Bundesliga nutzte er Facebook, um in direkten Kontakt mit „den Fans“ zu treten, wohl wissend, dass er auf diese Weise nicht mit „den Fans“ kommuniziert, die von ihm Rede und Antwort erwarten. In den Medien wurden dennoch beinahe stündlich neue Wasserstandsmeldungen in Bezug auf Magaths „Facebook-Freundeszahlen“ vermeldet. Allgemeines Medienecho: Magath kommuniziert jetzt mit „den Fans“.
Diese positive Medienwahrnehmung sorgte bei den „Supportern“ offensichtlich für blanke Wut. Im Gefühl, vom PR-Profi Magath übertölpelt worden zu sein, griffen die organisierten Fans zum – aus meiner Sicht fragwürdigen aber natürlich völlig legitimen – Stilmittel der Offenen Briefe. Es verging kaum ein Tag, an dem sich nicht irgendeine Organisation per öffentlicher Verlautbarung Luft machte und dabei ausdrücklich betonte, dass nicht der derzeitige sportliche Misserfolg, sondern die „tiefe Sorge um den Verein“ den Offenen Brief notwendig gemacht habe.
Da jedoch auch die Vielzahl der Offenen Briefe an Magath und den Medien offensichtlich abprallten – ganz ehrlich: Welches Medium kümmert sich um die Befindlichkeit einer Putzfrau, wenn der Verein in Valencia ein sensationelles 1:1 holt – brechen die „Supporter“ nun mit ihrem selbst formulierten Anspruch, die Lage des Vereins unabhängig vom Tabellenstand zu bewerten. Sportliche Erfolge wie der Einzug in das DFB-Pokalfinale werden beinahe verärgert hingenommen. Sportliche Rückschläge, wie das im Zustandekommen höchst unglückliche 0:1 beim VfB Stuttgart, werden jedoch als Bühne genutzt, um die eigene Fundamentalkritik zu äußern. Dabei werden ausgerechnet die „Consumer“ –  eine Gruppe, mit der die „Supporter“ so gut wie gar keine Berührungspunkte haben – aktiv als Stimmvieh genutzt. Denn wenn der Ultra-Block „Magath raus“ brüllt, stimmt der unbedarfte „Consumer“ angesichts des 0:1-Rückstandes nur allzu gerne mit ein. Brüllt der Ultra-Block hingegen „Stadionverbote aufheben!“ oder „Pyrotechnik legalisieren!“, wendet sich der „Consumer“ irritiert ab. Und beim Thema „Mitbestimmung der Fans bei der Auswahl und Einsetzung eines neutralen Fanbeauftragten als offizieller Ansprechpartner für Verein, Polizei und Fans“ müsste das Stadionvolk sicherlich erst einmal mit Gotthilf Fischer ins einwöchigeTrainingslager gehen, um daraus einen gemeinsam intonierten Gesang zu formen. „Magath raus“ ruft es sich dann eben doch viel einfacher.
Nicht nur als bekennender „Follower“ stehe ich derzeit zwischen den Fronten. Natürlich interessiert es mich, wie der FC Schalke mit seinen Angestellten umgeht. Natürlich habe ich großes Verständnis für die Unzufriedenheit des Schalker Fanclub Verbandes, dessen Vorsitzenden Rolf Rojek ich bei unzähligen Auswärtsfahrten am Fanmobil einen Kurzbesuch abgestattet habe. Natürlich mache ich mir Sorgen darum, dass der FC Schalke sich in großen strukturellen Problemen befindet, die sicherlich auch in der Art von Magaths Mitarbeiterführung begründet liegen. Aber ich weigere mich, in ein „Magath raus“ mit einzustimmen, weil es in meinen Augen einfach zu platt ist und in der Öffentlichkeit falsch wahrgenommen wird. Denn für die Medien ist „Magath raus“ nicht Ausdruck einer tiefen Sorge um die strukturelle Zukunft des Vereins, sondern lediglich der Ausruf von unzufriedenen Erfolgsfans, denen eine Pokalfinalteilnahme und ein unmittelbar bevorstehender großer europäischer Fußballabend nicht gut genug sind.
Die aktuelle Saison bedarf sicherlich einer gründlichen Aufarbeitung. Sowohl sportlich als auch strukturell muss einiges infrage gestellt und gründlich diskutiert werden. Zum jetzigen Zeitpunkt der Spielzeit sehe ich jedoch eine große Gefahr darin, den großen Knall zu beschwören. Die Mannschaft hat es in der Hand, den ersten Titel nach 2002 zu holen und – bezogen auf die Champions-League – den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte einzustellen. Gleichzeitig steht das Team in der Pflicht, in der Bundesliga so schnell wie möglich noch mindestens drei Siege einzufahren, die den Klassenerhalt wahrscheinlich machen würden.
Gerade die Fans, die sich selbst als diejenigen bezeichnen, denen das Wohl des Vereins am meisten am Herzen liegt, müssen erkennen, dass sie jetzt in der Verantwortung stehen, den Grundstein für einen erfolgreichen Fortbestand des FC Schalke 04 zu legen. Damit meine ich keinesfalls einen „Maulkorb“ für alle Kritiker. Sie sollen, müssen und dürfen auch weiterhin versuchen, sich im Verein Gehör zu verschaffen und haben in wenigen Wochen bei der Jahreshauptversammlung die Bühne, umfassend und medienwirksam auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Die Instrumentalisierung der Unzufriedenheit über das sportliche Abschneiden ist jedoch keinesfalls der richtige Weg.
In der Geschichte der Menschheit ist in gutem Willen schon sehr viel Schlechtes angerichtet worden. Es ist höchste Zeit, dass die „Supporter“ sich ihrer Verantwortung bewusst werden.
Abgelegt unter Schalke
43 Kommentare zu “„Die Schalker Fans“”
Ein ganz großer Beitrag! Danke!
Wohl wahr!
Sehr interessanter Beitrag – gilt sicher in vieler Hinsicht auch vereinsübergreifend.
Sehr guter Beitrag! Kann es sein, dass sich diese Unruhe im Umfeld wie ein roter Faden durch die Vereinsgeschichte von Schalke 04 zieht? Magath hin oder her? Warum äußert sich niemand der Verantwortlichen zu solchen Fanaktionen (Vorbild: Hoeneß, Rummenigge) in Form eines Machtwortes? Hat man auf Schalke Angst vor bestimmten Fanlagern?
Super Beitrag! Ich wünschte, die „Supporter“ würden mehr Blogs lesen…
Spitze besser kann man es nicht schreiben
… können supporter lesen ?
Sehr guter Bericht.
Nicht umsonst ist dein Weblog bei mir in den Lesezeichen, damit ich nicht so lange suchen muß.
Löbbi
Wahre Worte!
Ich positioniere mich auch ganz klar auf die „Follower-Position“ und gegen die pauschalisierbaren Magath-Raus-Plakate/-Rufe. Ich sehe derzeit ein ganz schlimme Entwicklung in der Kurve, die einzelnen Fanlager driften derart auseinander, das habe ich in knapp 20 Jahren Schalke noch nicht erlebt. Das stimmt mich sehr bedenklich!
Ich kann mich keiner Gruppe zuordnen, was soll ich tun?
Beim Gesichtsbuch bin ich Fan von Magath, im Garten habe ich eine Fahne. Hin und wieder besuche ich die Arena, habe sogar Socken vom S04 und bekomme immer den Katalog mit den neusten Dingen zugesendet.
„Magath raus“ ist also nicht mein Denken und Reden, Mitglied bin ich keines, hin und wieder sehe ich mir ein Spiel NICHT an und den Gartenzwerg aus der neusten Ausgabe des Kataloges werde ich auch nicht bestellen.
Bin ich nun Mitläufer, Eventfan, oder nur Schalkenarr?
Matthias hilf, an diesem Rosenmontag!
Sehr guter Beitrag. Ich glaube, dem ist nichts hinzu zufügen.
@matthiaß: Du tappst da in genau die Gedankenfalle, in die ich zunächst auch gerannt bin: Beim „Supporter“, „Follower“ und „Consumer“-Modell geht es ausdrücklich nicht um die Kategorisierung in „gute Fans“, „schlechte Fans“, „Erfolgsfans“, „Arenatourisren“ etc. Es gibt unter den „Consumern“ sicherlich ebensoviele „gute Fans“, wie es unter den „Supportern“ auch „Erfolgsfans“ gibt. Es geht letztendlich darum, wie sich der Fan selbst und seine Rolle im Verein sieht. Ich für meinen Teil habe an mich nie den Anspruch gestellt, den Verein FC Schalke 04 zu gestalten, weiß aber sehr wohl die Arbeit derer zu schätzen, die es tun. Um so ärgerlicher ist es für mich, wenn diejenigen, die sich die Verantwortung für den Verein auf die Fahnen geschrieben haben, nun unverantwortlich handeln.
…wann werden wir von diesen leuten erlöst?
warum stellt sich keiner vom aufsichtsrat vor magath?
ist das die rache von rojek und seinen 3 gefolgsleuten?
ist man schon superfan, wenn man -magath raus- fehlerfrei
schreiben kann?
werden solche aktionen vom sfcv, supporters (von wem)
ultras angeschoben?
unglaublich.
@warum stellt sich keiner vom aufsichtsrat vor magath?
eher scheint das gegenteil der fall zu sein.
im sat1 videotext ist heute zu lesen, sollte gegen frankfurt nicht gewonnen werden, ist der gute felix weg. 🙂
ich glaube ja, dies wird alles aus lüdenscheid gesteuert. 🙂
ziemlich gut 🙂
es ist nur schade, dass es die, bei denen es etwas bewegen sollte, nicht oder nur minimal erreicht :/
„im sat1 videotext ist heute zu lesen…“
Der gute, alte VT. Immer eine seriöse Informationsquelle! 😀
Hi
Bei diesem komischen Supporter Verein sind nur Idioten drin.
Großartig aufgearbeitet, ich befürchte nur, es lesen die Falschen…also die Guten!
Ich frag mich ja, wen Schalke für diese Truppe wohl verpflichten will, sollte Magath bald nicht mehr da sein. Van Gaal?
Freundliches Kopfschütteln aus Düsseldorf.
Mal was zu den heutigen Meldungen: Die Quelle stammt von Bild Online. Obs jetzt der gute alte Videotext oder irgend ein anderes Medium ist. Alle haben ihre Meldung von der qualitativ hochwertigen Bild. Was das bedeutet sollte eigentlich jeder wissen.
Ein richtig geiler Beitrag, der voll zutrifft!
Ausgezeichneter Artikel. Leider scheinen ihn bisher nur die Falschen, also die Vernünftigen gelesen zu haben. Ich hab auch den Eindruck das die ‚Magath Raus‘ Schreihälse keinem normalen Argument zugänglich sind.
@ „Ich für meinen Teil habe an mich nie den Anspruch gestellt, den Verein FC Schalke 04 zu gestalten“
Ich bestreite auch, dass diejenigen, die das Plakat am Samstag in Stuttgart gehisst haben, irgendein Mandat haben. Weder für das Plakat, gegen Magath oder sonstwen. Einzig um Auflagen kämpfende Schmierfinken
sehen das gerne.
Danke Mattias für den Beitrag der mich wirklich sehr nachdenklich macht.
@Bild&Videotext: Ist euch schonmal aufgefallen, dass die Schlagzeilen von Bild.de nahezu unverändert auf den videotextseiten von den Sender der Sat1/ProSieben übernommen wird!
Klasse Beitrag, kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.
Leider habe ich das Gefühl das der denkende Schalker in Unterzahl ist, und die Medien nehmen leider die Deppen wahr, weil diese einfach besser zu vermarkten sind.
Starker Beitrag, danke!
Toller Beitrag – wiedermal Danke dafür.
Ich bin wahrscheinlich so etwas wie ein „follower light“. Bei mir hat es lange gedauert, bis ich (für mich) verstanden habe, warum die Supporters zurecht gewisse Rechte einfordern können. Sie sind halt die Konstante, denen Wetter, Entfernung und Tabellenstand egal ist, einen Basis, ohne die Vereine flüchtige Gebilde wären.
Aber wie immer gehören zu Rechten auch Verantwortung. Zum Beispiel die, sich nicht selbst wichtiger zu nehmen, als den Verein. Die Aktion vom Samstag (besonders der Zeitpunkt) ist da echt fragwürdig.
Auf der anderen Seite kann ich mir auch vorstellen, dass es hart ist, wenn man einfach nicht beachtet wird und an einer glatten Medienwand zerschellt. Unmöglich, aus der Ferne zu beurteilen, ob sich unser Trainager hier einem richtigen Dialog verweigert. Durchaus möglich (Emotionen sind nicht seine Sache, und hier geht es um Emotionen). Leider ist aber auch sonst niemand (mehr) da, der das drauf hätte. Ein Emotioniker wie Rudi Völler. Oder jemand, der den Verein führt und lebt, wie es zum Beispiel ein Uli Hoeneß tut. Der ist so 100% Bayern, dass er sich problemlos mit den Supporters „anlegen“ kann und er hat auch den Mut, das zu tun. Er lebt den Verein, so wie es die Supporters tun. Bei uns sind die „Büroetagen“ leider eher blutleer (und Mike wurde gegangen, wäre ein sehr wertvoller Co-Trainer).
Schöner Beitrag Matthias,
allerdings werden auch einige wichtige Punkte nicht erwähnt um den gesamten Kontext verstehen zu können.
– primär die Historie und Dynamik dieser Entwicklung, die bereits in diesem Sommer, nach einem Jahr voller Vertrauen und Vorschusslorbeeren durch eben diese Leute, ihren Höhepunkt fand. Unabhängig von sportlichem Erfolg/Misserfolg…
– …und unabhängig von diesem wird die Mannschaft/ der Verein nunmeher seit 3/4 der Saison von eben diesen Leuten supportet, wie es kaum bei einem anderen Verein denkbar wäre – angesichts dieser Katastrophenleistungen die man teilweise geboten kriegt. Denn der sportliche Erfolg/Misserfolg steht nicht im Focus. Was passiert, wenn eben diese Leute ihren „Support“ einfach einstellen, konnte man zum Beispiel beim Heimspiel gegen den FCN hören. Nichts!
– schlussendlich der wichtigste Punkt. Vielleicht kommt nach einem 3/4 Jahr der (mittlerweile teils massiven) Kritik tatsächlich mal irgendwem in den Sinn, dass FM (und seine Entourage) sich tatsächlich völlig isoliert hat. Isoliert ist – bei Mannschaft, Gremien, Mitarbeitern – und auch bei Fans/Mitgliedern. Natürlich da nicht bei allen, wie man ja auch hier lesen kann. Aber man kann sich auch den Mund fusselig reden, aber was geneigter Schalker nicht hören will, weil es nicht sein kann, hört er auch nicht…
Da vertraut man lieber demjenigen, der uns medial inszeniert Woche für Woche, respektlos hoch 1000, ins Gesicht lacht und uns einen Bären nach dem anderen aufbindet, anstatt den langjährigen, treuen und loyalen Weggefährten.
Oli, Danke für deine ergänzenden Anmerkungen. Als ich meine Zeilen tippte, wusste ich, dass das ein heißes Eisen ist, ich keinesfalls jede Facette beleuchten und es durchaus auch falsch verstanden werden kann. Ich gehöre zwar keiner organisierten Fangruppe an, die auf Schalke (vor Magath) in direktem Kontakt mit der Vereinsführung stand, jedoch habe ich auch dort meine „Fühler“ drin und bin – so denke ich – ganz gut auf dem Laufenden, was die Problematik angeht. Ich kann deshalb den Frust, der aktuell herrscht, sehr gut verstehen und sehe ja auch selbst in Magaths Handeln ein großes Problem. Mir geht es deshalb keinesfalls darum mit dem Finger auf die „Supporter“ zu deuten und zu sagen: „Die machen unseren Verein kaputt!“
Worum es mir ging war der Versuch, die Realität für diejenigen abzubilden, die Schalke nur von außen betrachten können. Und diese Leute, von denen viele glühende Anhänger sind, sehen nur ein „Magath Raus“-Transparent, dass drei Tage nach einem gewonnenen Halbfinale bei der erstbesten Gelegenheit ausgerollt wird. Wenn man dann nicht um die sensiblen internen Angelegenheiten und die lange Vorgeschichte weiß, kann man diese Querverbindung nicht ziehen. Dann ist ein „Magath Raus“-Transparent bei einem unglücklichen Rückstand in Stuttgart eben nicht der Ausdruck der tiefen Sorge um die Vereinskultur, sonden einfach nur das, was es ist: Ein „Magath Raus“-Transparent bei einem unglücklichen Rückstand. Und so etwas wird ohne die entsprechende Hintergrundinformation von der Öffentlichkeit (zu der, wie gesagt, auch viele glühende S04-Fans gehören) als die Aktion von dauernörgelnden, wichtigtuerischen Erfolgsfans wahrgenommen. Das ist insofern besonders schade, weil dadurch die vielen richtigen und wichtigen Kritikpunkte in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen werden, weil sie durch das falsche Bild, dass durch „Magath Raus“-Plakate entsteht, überlagert werden.
Es liegt mir fern, irgendwie geartete Vorwürfe in Richtung der organisierten Fangruppen zu äußern. Aber ich sehe die Gefahr, dass die ehrbaren Anliegen der organisierten Fans durch die die Art und Weise, wie die Kritik aktuell vorgetragen wird, komplett unter den Tisch fallen.
Insofern fand ich es auch sehr unglücklich, dass die UGE ausgerechnet jetzt ihr Manifest für die Kurve (Leitbild) veröffentlichte und darin – so kam es leider rüber – von jedem Stadionsbesucher verlangt, sich mit ihren Zielen zu solidarisieren, inklusive Pyrotechnik etc. Das hat selbst für mich den Anschein, als solle hier noch schnell ein weiterer Brocken Fleisch in die köchelnde Suppe geworfen werden. Dass es sich dabei um ein Stück Fleisch handelt, dass für 95% aller Nicht-Ultras schlichtweg ungenießbar ist, müsste selbst dem leidenschaftlichsten Hobby-Pyrotechniker unter den Ultras klar sein.
Was bei alledem feststeht, wer auch immer „Schuld“ sein mag: FM ist Angestellter des Vereins S04, was ihn verpflichtet, sein Handeln an dessen Wohle auszurichten. Wenn nun der Erfolg des Vereins durch fortwährende Unruhe und Missstimmungen beeinträchtigt wird, und darauf wird es ja hinauslaufen, wenn nicht in Ruhe gearbeitet werden kann, dann hat FM die Verpflichtung, dem entgegenzuwirken. Daher erwarte ich von ihm im Hinblick auf die „Supporter“ deeskalierende Maßnahmen. Es kostet ja kein Geld, sich mal zusammen in einen Raum zu setzten, und sich die deren Meinung anzuhören. Das bedeutet nicht, dass FM nicht zb hinsichtlich der Transferpolitik letztlich anderer Ansicht sein darf. Dafür wurde er schließlich geholt, er ist der Fachmann! Aber ich verstehe nicht, warum er die Situation noch durch seinen Facebook-Auftritt anheizt, der als „Reaktion“ auf die Forderung nach mehr Kommunikation ein Schlag ins Gesicht derer ist, die sich WIRKLICHEN Austausch gewünscht haben.
In meinen Augen ist eins der Probleme, dass der Supporterclub mit seiner öffentlichen Kritik einfach zu unsachlich ungegangen ist. Sätze wie „Nero auf Schalke“ ebnen einem nicht gerade „Hoch das Tor“ und verspricht mit Sicherheit keine Einladung deluxe – da würde ich als Betroffener ebenfalls nicht mehr reagieren und die Jungs an langen Arm verhungern lassen. Zudem sich die -in meinen Augen nötige- Kritik in dem offenen Brief des Supportersclub auch fast nur auf FM beschränkt. Und nicht eben, wie es eigentlich sein sollte / müsste, auf den Verein und allen agierenden Personen. Der nachfolgende SFCV-Brief hat das Thema noch einmal viel komplexer aufgegriffen und etwas mehr Licht ins dunkel gebracht. Das Problem beim Supporterslub scheint mir zudem, dass die Organisatoren des Briefs anscheinend von kompletter Informationspolitik bei allen Schalkern ausgehen. Als wenn jeder verstehen würde, was die Jungs eigentlich meinen. Im Grunde sind die sportlichen Belange und die Person Magath anscheinend nur 50% der Kritik, die anderen 50% wurden -aus meiner Sicht- absolut unzureichend mitgeteilt. Vielleicht Kaffeesatzleserei, aber hätte man nachträglich noch mal die öffentlich Chance ergriffen, dann es vielleicht eine Signalwirkung ergeben könen. Das ist bisher aber nicht der Fall. In der Kombination mit den unsäglichen Reaktionen (Facebook, Basisarbeit in MH etc.) wird die Öffentlichkeit und die allg. Fanbasis nun immer mehr zum Spielball der Eitelkeiten. Quasi jeder gegen jeden. Die Fädenspinnerei von Magath, Diettrich und Co. halte ich ebenfalls für verantwortungslos in den aktuellen Tagen. Denn sich quasi übers das Feedback der „anderen Schalker“ seine eigene Stärke einzuholen ist das schlechteste was passieren konnte. Das ist der falsche Weg.
Ich bin gespannt, was die nächsten Wochen und Tage so bringen werden. Zudem freue ich mich auf die JHV, wo der Supportersclub o. die generellen „Supporter“ Stellung beziehen müssen und dem Vorstand, Trainer und Aufsichtsrat vielleicht auch mal vernünftig mit einbezieht.
Sind leider ein paar Fehler drin – hab zu schnell geschrieben, sorry.
„(…)aber hätte man nachträglich noch mal die öffentlich Chance ergriffen, dann es vielleicht eine Signalwirkung ergeben könen.“
Vielleicht ist das Thema aber ja „intern“ auch auf fruchtbaren Boden gestossen und wird da, nämlich da wo es in einer Vereinsfamilie auch hingehört, erörtert und diskutiert…
Der Beitrag ist super. Bei Facebook wird dazu aufgerufen am Mittwoch und Samstag Flyer mit Pro Magath zu zeigen bevor das Spiel beginnt. Es wird Zeit das sich diese Leute zeigen die hinter F.M stehen. Was nach meiner Meinung nicht gerade wenige sind. Macht mit und unterstützt uns. PRO Magath. Man muss ihm eine chance geben.
Genau richtig !
Mittwoch müssen wir Magath mal den Rücken stärken!
Und somit auch der Manschaft!
http://www.punklabel.com/pro.doc
Ausdrucken! Auch ruhig mehrere und dann verteilen!
endlich mal ein seriöser Blick auf diese Typen. Ich möchte noch anmerken das es ohne die Erfolge Magaths den finanziellen Kollaps gegeben hätte. Heute kam die Info das durch die CL mehr als 30 Mio € sicher sind weitere 7 Mio € winken am Mittwoch. Dazu kommen nochmal 5-6 Mio € durch das Pokalfinale. All diese Fakten werden von diesen Trotteln ignoriert. Laßt Felix seinen Job weiterhin so erledigen und wir werden noch viel Erfolg und Spass mit ihm haben
ich sehe das im kern anders, als z.b. rantanplan es oben schrieb. der denkende schalker ist nicht unbedingt in der unterzahl, doch ist es, wie in nahezu jedem gesellschaftlichen bereich, so, dass die blinde minderheit lauter ist – und durch die vorwiegend subtile botschaft auch besser verstanden wird.
das hat ganz simple gründe.
der sensationsjournalismus verkäuft sich einfach besser als der durchdachte, um mehrere ecken aufgeschlüsselt strukturierte.
eine zeitung, welche versuchen würde „wahrheit“ im umgreifenden sinn zu publizieren, wäre zu neutral und damit langweilig.
eine zeitung, die aus einem bisschen eis an der meeresoberfläche einen titanickiller macht, wirkt schon interessanter. selbst für die, die eigentlich eine neutralere meinung haben.
und privat? wer schreit schon eine eher neutrale meinung heraus oder versucht sie aufn plakat zu bringen?
matthias hat das hier sehr schön verfasst und sogar versucht mit einer wertfreien kategorisierung der fans die standpunkte und wünsche, existenzberechtigungen zu erläutern.
nur wo führt es hin?
die, die eine abwartende, passive rolle haben und sich nicht in massive unzufriedenheit gedrückt fühlen, werden keinen „fanbrief“ verfassen.
handeln tun nur die, die panik haben. sei es begründet oder auch nicht.
deswegen werden sie gehört.
und wir, die wir gelassener sind, weiter blicken und akzeptieren, was vielleicht noch wachsen muss, tun nichts.
das traurige daran ist, dass wenige so mehr bewegen als viele. denn ich glaube, dass leute, die so wie matthias denken (auch, wenn sie es nicht so brauchbar auszudrücken in der lage sind), in der mehrzahl sind.
und insofern ihr selbstbewußtsein und intellekt reicht, sich nicht von irgendwelcher hetze anstecken zu lassen, bleiben sie es auch.
es ist schwer mit neutralität ein gegengewicht zu einer extremen meinung zu bilden. menschen tendieren dazu nur in pro und contra zu denken. die grauzone ist verpöhnt.
aber vielleicht würde ein „offener brief“ an schalke, der mal etwas mehr weitblick und tiefe hat, geduld und akzeptanz zeigt, dennoch ein wenig gegenbewegung zur definitiv falschen richtung, die durch die „lauten“ begangen wird, hergeben?
Und sind die fast 100 000 Mitglieder und täglich steigend alles Idioten . Es gibt keine Massenflucht wegen F.M oder weiß ich wem.
Wegen ein paar ich will wichtig sein ,leidet der Verein genauso wie unter der Tab.situation.Runter kommen, der Verein hat keine Kohle für Experi.mit Trainern.Am Anfang der Saison war ich in Hamburg u.habe die Aktion der K.G. erlebt u. so hat sich das durch die ganze Saison gezogen.Einfach nur den anderen Akzeptieren wie er ist ,egal wo er sitzt oder steht .Es gibt nur EIN SCHALKE im ganzen u.nicht im einzelnen.
glück auf
Sorry, holzboy2008, aber Du hast Matthias‘ Beitrag offensichtlich nicht verstanden. 100.000 Mitglieder, die nicht flüchten, als Argument dafür zu bringen, dass ja alles nicht so schlimm sein kann, ist das Gleiche, wie 100.000 Facebook-Friends als Argument dazu zu benutzen, dass Felix Magath nun ja kommuniziere.
Wie Matthias oben stößt mir die Verknüpfung mit der sportlichen Situation auch sauer auf. Ich bin (auch) nicht nah genug dran, um zu beantworten, ob alles so ist wie „man sagt“. Aber der Aufsichtsrat sollte das beurteilen können.
Wenn die „Magath Gruppe“ wirklich mehr oder weniger autark arbeitet und die bisherigen Mitarbeiter aussen vor lassen, wenn tatsächlich selbst führende Funktionären im Club (Heldt, Peters) kaum Einflussmöglichkeiten haben, wenn sich die „Magath Gruppe“ tatsächlich nicht an getroffene Absprachen hält und einfach ihr Ding durchzieht; dann bin ich sehr daführ dass Magath und Gefolgsleute rausgeschmissen werden, egal in welcher sportlichen Situation, unter der Voraussetzung dass sich Schalke 04 das finanziell eisten kann.
Da ich das leider nicht abschließend beurteilen kann fluche ich weiter über die scheiß Kommunikation auf Schalke – auch von Magath-Gegner-Seite – und halte nichts hoch, das suggeriert, man könnte das Problem mit 2 Worten erledigen.
Für einen „wissenschaftlichen Unterbau“ fehlt aber noch die Quellenangabe. 🙂 für dieses schöne Arbeit. Die 3-fach Kategorisierung zur Identität mit einem Fußballverein beinhaltet in der Realität natürlich viele Schnittpunkte zueiander. Sonst wäre es wirklich zu einfach und auch zu ungerecht.
Die supporters sind als Fangruppierung bestens organisiert und mit ihren klaren Ansagen in ihrer Politik anderen Gruppen voraus und überlegen. Das ist nicht nur auf Schalke so. Gleichzeitig verkörpern sie überwiegend nun einmal das lautstarke Stimmungsbarometer auf Schalke – sonst tote Hose. Unterschiedliche Meinungsbilder muss Schalke auch in dieser Intensität aushalten können. Bei anderen Vereinen werden sogar Gästetorhüter gnadenlos in Aktionen angegangen …
Magath ist für den Verein mittlerweile ein heißes Eisen geworden. Seine Politik spaltet nun mal. Die sportliche Situation stetzt dem Ganzen noch den Hut auf. FM erweckt den Eindruckt, als sei er mit seiner Allmacht mittlerweile überfordert. Seine durchsichtige Netzwerkaktion untermauert diesen Eindruck leider. So haben die Lüdenscheider weiter ihren Spaß beim Anklicken 🙂 und können direkt die Fan-Situation auf Schalke beeinflussen.
Fußball ist ein verdammt kurzlebiges Geschäft. Und „Geld ist im Profifußball immer noch das wichtigste Argument“ so Magath. Tönnies wird seine eigene Rechnung schon aufgestellt haben …
S04 – FC Valencia 2:1 n.V.
Da will ich mich nicht mit fremden Federn schmücken, denn das erwähnte Modell der Kategorisierung von Fangrupen war mir bis vor kurzem völlig unbekannt und ich wurde erst von Matthias Berghöfer in der eingangs erwähnten Diskussion darauf aufmerksam gemacht. Originär stammt es von Chas Critcher.
Wissen, egal wie man’s erwarb, zu Nützlichem zu verwenden und in positiver Absicht mit Anderen zu teilen, ist m.E. ein sehr lobenswertes Vorgehen. Deshalb bekommst du von mir gerne einige Federn zum schmücken, Matthias, auch wenn ich deinen Artikel nicht vollständig „unterschreibe“, weil er hier und da im Detail nicht ganz zutrifft oder auch mal Wesentliches fehlt.
Aber das ist eben die Krux bei solchen Texten im Internet – je genauer und exakter man etwas darstellt, desto länger wird der Text und desto weniger werden ihn lesen und verstehen, und dann diese Details auseinanderklamüsern zu wollen in Form von Kommentaren wie diesem hier, das ist ziemlich schwierig und lädt wieder zu neuen Mißverständnissen ein, wie ich in der von dir mehrfach erwähnten Diskussion auf „Auswärtssieg!“ gemerkt hab.
Deshalb unumwunden: dein Anspruch, dein Text: zu allem „Chapeau!“
Herr Wieland ,ich wollte damit nur sagen ,es gibt für mich nicht DEN FAN ,es gibt Menschen in allen Facetten ,auch auf Schalke.
Wer am lautesten brüllt oder Protestiert hat nicht immer gleich Recht.Nochmal egal ob STEHER o.SITZER uns vereint nur eins SCHALKE bei allem Unterschied im denken u. handeln.
glück auf