Apr
14
2011
Am Ende war ich ein wenig sauer. Aber nur auf das Publikum und dessen unterschwellige Reaktion auf Aktionen von Joel Matip. Vier, fünf Mal unterliefen ihm in der zweiten Halbzeit dumme Pässe. Dann, wenn er den Ball einfach hätte weit herausschlagen müssen, suchte er den Mitspieler und scheiterte. Die Zuspiele landeten im Aus oder beim Gegner. Ja klar, ärgerlich. Allerdings kein Grund, sich über den jungen Schlacks zu echauffieren, insbesondere nicht, wenn man gesehen hat, wie er mit seinen Gazellenhaft langen Gräten zuvor das zentrale Inter-Mittelfeld manchmal im Alleingang aus dem Konzept gebracht hatte. Das war allerdings wirklich der einzige Makel, der gestern bei mir die gute Laune trübte. Denn nach der 5:2-Gala von San Siro hielt der Abend das, was er versprochen hatte. Schalke zog mit einem 2:1 gegen den Titelverteidiger locker und zu keiner Zeit ernsthaft gefährdet in das Halbfinale der Champions-League 2010/2011 ein. Mit einer konzentrierten Team-Leistung im Schongang unter die nominell besten vier Mannschaften Europas – Wahnsinn!
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Apr
13
2011
Das Thema „Manuel Neuer geht zu den Bayern“ kocht derzeit mal wieder hoch. Ich habe bereits vor einigen Wochen deutlich gemacht, dass ich dazu nichts sagen möchte, so lange der Hauptbetreffende sich auf sein Recht zu Schweigen bezieht. Dabei bleibe ich. Das heißt nicht, dass ich jegliche Diskussion darüber ablehne. Deshalb veröffentliche ich gerne Benes Gastbeitrag, den er in stundenlanger Arbeit recherchiert, formuliert und illustriert hat. Bene steht für einen direkten Kontakt via Twitter als „schalkerfuchs“ zur Verfügung.
Auch im Fußball gibt es so genannte slow-news-days, das bedeutet so viel wie: es passiert nichts, aber es gibt Zeitungsspalten zu füllen. Auf Schalke konnte man diese Spalten mit Nachrichten oder Mutmaßungen über Felix Magath füllen, zwischendurch mal das für immense Kosten zu erneuernde Dach thematisieren, dann ging Magath, es kam Rangnick und die Presse konnte sogar noch die alten „Fußball-Professor“ -Geschichten wieder raus kramen. Derzeit ist Manuel Neuer und sein vielseits kolportierter Wechsel zu den lederberockten Gamsbartträgern aus dem Freistaat der übliche Lückenfüller. Statt einer weiteren seichten Boulevardgeschichte über Restaurantbesuche in München und zufällige gleichzeitige Anwesenheiten von Hoeneß und Neuers Freundin, gibt’s daher von mir mal was Handfestes!
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Apr
12
2011
Am Samstag war ich erstmals nicht als Fan, sondern „in offizieller Mission“ auf Schalke unterwegs. Die Sportredaktion von „Zeit Online“ hatte mich gefragt, ob ich das Spiel des FC Schalke gegen den VfL Wolfsburg als „Twitter-Reporter“ begleiten möchte. Seit Beginn der Rückrunde schickt „Die Zeit“ einen Blogger ins Stadion und lässt ihn unter dem Account Zeitonlinesport Impressionen rund um das Topspiel des Tages twittern. In Ermangelung echter Topspiel-Alternativen war die Wahl diesmal auf „Magaths Rückkehr auf Schalke“ und irgendwie auch auf mich gefallen. Also tauschte ich einen Nachmittag lang meinen Dauerkarten-Stammplatz in Block K mit einer Akkreditierung für die Pressetribüne, die Mixed-Zone und die Pressekonferenz. Mit meinem schon etwas betagterem aber für die fröhliche Twitterei ausreichend dimensionierten Eee PC, einem UMTS-Surfstick von Vodafone und meinem nigelnagelneuen HTC-Smartphone machte ich mich am Samstagmittag auf den Weg nach Gelsenkirchen, wohl bedenkend, dass für mich neben dem Spaß und der neuen Erfahrung in erster Linie die Arbeit für „Zeit Online“ Priorität hat. Deshalb entschied ich mich am Samstag auch für neutrale Kleidung; Trikot und Fanclub-Kapuzenjacke blieben zuhause. Eine Entscheidung, die mir schwerfiel, die sich im Nachhinein jedoch als richtig herausstellte. Hier mein Erlebnisbericht „Behind the scenes“ und „Between the tweets“.
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Apr
10
2011
Als Wolfsburgs Sascha Riether am Samstag nach dem Spiel in der Mixed-Zone der Veltins-Arena einem Zeitungsjournalisten in den Block diktierte, dass der VfL unglücklich verloren habe, weil er das Spiel kontrolliert hatte und durchweg das bessere Team war, musste ich schon arg an mich halten, um ihm nicht die Frage „Hömma‘, welches Spiel hast du denn gesehen?“ zu stellen. Ich habe es nicht getan – man hat ja Kinderstube. Nein, es war sicherlich kein Spitzenspiel auf höchstem Niveau, in dem sich die Chancen die Klinke in die Hand gaben, aber es war ein verdienter Schalker Arbeitssieg. Verdient allein schon deshalb, weil der S04 die Mannschaft war, die zur Spielkultur beitrug, wohingegen Wolfsburg einzig und allein zur Verhinderung angereist war. Vor allem aber war es ein Sieg, der auch die letzten Restzweifel in die Bundesliga-Saison hinweggefegt hat. Denn mit nun 11 Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang müsste bei noch 15 zu vergebenen Zählern schon die Hölle zufrieren, damit für Schalke noch etwas anbrennt. Auf Schalke darf endlich auch in der Bundesliga wieder gelächelt werden.
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Apr
08
2011
Ich bin gespannt darauf, ob Trainager Felix Magath – das ist er ja noch immer, nur nicht mehr bei uns – nach einer etwaigen Niederlage mit einer etwaigen kniffeligen Schiedsrichterentscheidung darauf verweisen wird, dass der VfL Wolfsburg in dieser Spielzeit immer Pech hatte, u.a. beim späten Ausgleich durch Klass-Jan Huntelaar im Hinspiel, bei dem der Niederländer die Hand zu Hilfe nahm. Ich bin gespannt darauf, wie die Arena Magath empfangen wird. Nach dem sensationellen Einstand von Ralf Rangnick glaube ich jedoch nicht, dass allzu viele sentimentale Pro-Magath-Plakate im eckigen Rund hochgehalten werden. Ich bin gespannt darauf, wie sich die Mannschaft morgen präsentieren wird, insbesondere Jefferson Farfán, denn gerade für ihn dürfte das Spiel ein ganz besonderes werden. Und für Alexander Baumjohann ja sowieso.
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Apr
07
2011
Früher, bevor das Internet den Print-Journalismus durcheinander wirbelte, wartete ich nach großen internationalen Spielen der Schalker immer sehnsüchtig auf die Randspalte, in der die Pressestimmen aus aller Welt zusammengetragen wurden. Die erschien frühestens zwei Tage nach dem Spiel, denn natürlich mussten die internationalen Zeitungen erst gedruckt sein, um von den deutschen Journalisten gesichtet und besprochen zu werden. Die Ergebnisse dieser Meta-Recherechen warteten dann ihrerseits auf die Reproduktion im Rollenoffset um am Tag nach dem Tag danach endlich auf der Fußmatte der Abonennten zu landen. Heute geht es schneller. Die ersten Schlagzeilen zum Schalker Sieg in San Siro waren längst im Internet veröffentlicht, als ein Großteil der Anhänger in den Fankneipen noch nicht einmal den Deckel bestellt hatte. Wenn ein Medium heute die internationelen Pressestimmen zusammentragen will, kann dies noch locker vor Mitternacht geschehen. Leider bemerkt man diesen Zugewinn an Geschwindigkeit oft auch in der Qualität der „Pressestimmen“, die längst als Agentur-Massenware daherkommen. Sie sind – ehrlich gesagt – eigentlich nichts mehr, auf das es sich zwei Tage lang zu freuen lohnt. Es sei denn, man klickt sich selbst durch die Internetseiten der internationalen Presse – dann macht es wieder Spaß! Bene hat es gestern getan und die folgende Presseschau erstellt.
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Apr
06
2011
Schalke gewinnt in Mailand gegen den FC Internazionale mit 5:2. Kein Tippfehler! Bestenfalls ein Wahrnehmungsfehler, eine Halluzination. Doch für diesen Fall bitte ich meinen Koma-Pfleger inständig darum, die mir verabreichte Droge bitte, bitte, bitte niemals abzusetzen. Sollte es jedoch wirklich wahr sein, was ich zu sehen gemeint habe, dann war es una notte magica wie Gianna Nannini sie nicht besser hätte besingen können. Man muss mit derlei Superlativen vorsichtig sein, aber gestern hat der FC Schalke 04 wirklich und ernsthaft Geschichte geschrieben.
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Apr
05
2011
Als der FC Schalke 04 am 3. März 1998 zum zweiten und bislang letzten Mal im Guiseppe-Meazza-Stadion im Mailänder Stadtteil San Siro auf den FC Internazionale traf, spielten bei den Königsblauen heute längst verrentete Recken wie Olaf Thon, Mike Büskens, Johan de Kock, Ingo Anderbrügge und natürlich Yves „Wer war nochmal dieser Ronaldo?“ Eigenrauch. Für Inter liefen neben besagtem Urvater aller Ronaldos Fußball-Legenden wie Pagliuca, Simeone oder Fresi auf. Und natürlich Javier Zanetti. Heute, 13 Jahre nach diesem Aufeinandertreffen, ist der Argentinier der Letzte, der aus Sicht eines Aktiven von den vier Duellen in den Jahren 1997 und 1998 berichten kann. Denn Javier Adelmar Zanetti spielt seit 1995 bei den Blau-Schwarzen aus Mailand und absolviert somit sein 16. Jahr auf höchstem Niveau beim selben Verein.
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Apr
04
2011
Schiedsrichterassistent Thorsten Schiffner ging es am Tag nach dem Becherwurf von St. Pauli „den Umständen entsprechend gut“. Das konnte man der Sonntagsausgabe der Vierbuchstabenzeitung entnehmen. Da ich nicht weiß, wie der medizinische Fachterminus für „Bierbecher an’n Kopp“ lautet und welche Erkenntnisse die Forschung für diesen Fall vorhält, war es mir nicht möglich in Erfahrung zu bringen, was „den Umständen entsprechend gut“ bedeutet. Ist es ein „Mist, ich habe mir den kleinen Zeh an der Duschpfanne gestoßen, aber mir geht es den Umständen entsprechend gut!“ oder doch eher ein „Mir musste das linke Bein amputiert werden, doch jetzt geht es mir den Umständen entsprechend gut“? Naja, irgendetwas dazwischen wird es wohl sein. Unstrittig ist, dass Schiedsrichter Deniz Aytekin die Partie am Freitag abbrechen musste. Nicht weil eine lebensbedrohliche Verletzung seines Assistenten vorlag, sondern weil eine Fortsetzung des Spiels bedeutet hätte, den Assistenten noch fünf Minuten lang mit dem Rücken zu einer 8.000-Mann-Tribüne laufen zu lassen, von der er nicht weiß, was als nächstes geflogen kommt.
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Apr
01
2011
Ralf Rangnick wurde am 29. Juni 1958 geboren. Seit 1983 steht er als verantwortlicher Trainer nahezu ununterbrochen an der Seitenlinie eines Fußballfeldes. Man kann also davon ausgehen, dass er bereits einiges im Fußballgeschäft mitgemacht hat. Gestern jedoch hatte man den Eindruck, er stehe zum ersten Mal auf der großen Fußballbühne. Denn er bestand in der Vorspiel-Pressekonferenz zum Abstiegskampf-Duell beim FC St. Pauli gleich mehrfach darauf, „so etwas noch nie erlebt zu haben“. Kein Mannschaftsarzt, der während der Trainingseinheiten auf dem Vereinsgelände ist? „Eine Situation, die ich bislang so noch nicht kannte!“ Gruppen- statt Einzelsprachunterricht für Spieler, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind? „Dass man das so macht, wusste ich bisher nicht!“ Ein Trainingsplatz, der nach einem langen Winter nicht mehr aussieht wie das Putting Green eines Golfplatzes? „Nie erlebt!“
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