Fremdschämen in Gelsenkirchen
„Eine Saison mit Höhen und Tiefen! Aber ihr seid die Besten! Danke!“ – Das Plakat, das die Spieler vor ihrem letzten Heimauftritt in der Spielzeit 2010/2011 reumütig im Mittelkreis präsentierten, ließ die Vermutung zu, dass sich das Team anständig aus der Bundesliga-Saison verabschieden möchte. Die danach folgenden 90 Minuten zerschlugen diese Hoffnung prompt ich habe mich für die Mannschaft und ihr Plakat geschämt.
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Schalke verlor brav und ohne Gegenwehr auch das fünfte Spiel in Folge. Nach dem 0:1 gegen Kaiserslautern, dem 0:2 und dem 1:4 gegen Manchester United, der 1:4-Klatsche in München und dem gestrigen 1:3 gegen den FSV Mainz 05 stehen nun in den letzten 450 Fußballminuten des FC Schalke 04 desaströse 3:14 Tore in der Statistik. Sollte es jemals einen „Rangnick-Effekt“ gegeben haben, ist dieser längst verflogen. Was bleibt ist die bittere Feststellung, dass Schalkes Mannschaft nicht nur ein fußballerisches, sondern auch ein ebenso großes charakterliches Problem zu haben scheint. Da man nicht davon ausgehen darf, dass sich das Team ausgerechnet am kommenden Samstag in Köln wieder fangen wird – warum denn auch, da man doch selbst den eigenen Klassenerhalt komplett in die Hände anderer Vereine gelegt hatte – wird man also mit sechs Niederlagen in Serie ins Pokalfinale gehen. Ich bin sicherlich nicht der Einzige, der darin ein großes Problem sieht.
Was vom gestrigen Tag positiv hängen bleibt, ist der erste Treffer von Klaas-Jan Huntelaar nach einer mittelgroßen Ewigkeit, eine wirklich sehr gelungene Stadion-Choreografie, die das Thema „Eingetragener Verein“ in den Mittelpunkt rückte, und ein quirliger Lewis Holtby, der längst als der wichtigste Neuzugang für die kommende Spielzeit gehandelt wird. Mir tut der Junge ehrlich leid, steht er doch vor dem Wechsel aus einer gewachsenen Mannschaft mit Teamgeist und Esprit in ein Team, das genau diese Eigenschaften seit Wochen vermissen lässt. Zu denken, dass ein 20-jähriger Schalke im Alleingang neues Leben einhauchen wird, ist sicherlich genau so falsch wie zu erwarten, dass uns in zwei Wochen in Berlin ein Selbstläufer bevorsteht.
Mehr zum Spiel schreibt der „kicker“. Das Internetangebot der WAZ beschäftigt sich ausführlicher mit der Personalie Lewis Holtby.
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7 Kommentare zu “Fremdschämen in Gelsenkirchen”
es ist wirklich bitter. rangnick scheint am ende.
aber man sollte auch nicht vergessen, wie clever es die tiroler
wieder einmal geschafft haben, zwei ligakonkurrenten komplett
aus der spur zu bringen. in jeweils ganz wichtigen phasen muss
vizekusen den abschied von seinem trainer und schalke den abschied von neuer bekannt geben. die ergebnisse sind bekannt.
der verein sollte überlegen, ob neuer der richtige kapitän ist, ob er überhaupt aufgestellt werden soll.
Nein, so weit würde ich nicht gehen. Vielmehr denke ich, dass Rangnick (und Schalke) jetzt wissen, dass sie am Anfang einer langen Entwicklung stehen, die nicht so reibungslos verlaufen wird, wie es anfangs den Anschein hatte. Vielleicht ist es sogar ganz gut, dass sich Schalke nicht gegen Kaiserslautern und Mainz zu einem Sieg und einem Unentschieden gerumpelt hat. Denn dann stünde man jetzt auf dem 7. Platz (der ebensowenig wert ist wie der aktuelle Rang) und könnte sich einen in die Tasche lügen.
Auch hier bin ich anderer Meinung. Wie ich schon einmal schrieb, verstehe ich den Revanchismus gegenüber dem Torhüterangestellten nicht. Als Sportler wird er bis zum letzten Tag seines Wirkens auf Schalke meine Wertschätzung erfahren und natürlich muss er in Berlin spielen, weil er objektiv betrachtet der beste der drei aktuellen Schalker Keeper ist. Warum sollte man sich im Finale selbst schwächen nur um ein Exempel zu statuieren. Und vor allem: Wofür sollte man ein Exempel statuieren? Nur weil ein Profi so handelt, wie ein Profi nun einmal handelt?
„Wofür sollte man ein Exempel statuieren? Nur weil ein Profi so handelt, wie ein Profi nun einmal handelt?“
Das Neuer den Verein wechselt ist doch völlig normal, was auf Schalke die letzten 10 Jahre passiert ist stellt alles zuvor geschehene in den Schatten. Danke Manu für Deine Treue.
frage nicht, was dein verein für dich tun kann, sondern frage dich, was du für deinen verein tun kannst!
damit ist alles gesagt!!!
Also ich glaube nicht das es egal ist ob Platz 7 oder Platz 14. Ich habe mal gelesen das zwischen jeder Platzierung ca. 700.000 € liegen. Somit könnten wir als siebter wahrscheinlich 3-4 Mil mehr auf unserer Habenseite nach Abzug der Prämien verbuchen.
Aus meiner Sicht spielen wir am 21.5 nicht um den DFB Pokal sondern wieder um den Titel die Deppen der Nation und dafür sind wir zurzeit in einer guten Form.
Vielleicht ist es auch so besser , wenn viel verlieren in der BL, dann redet nächstes Jahr auch kein Mensch für unrealistische Ziele und der Absturz folgt. ..
Ich bin zugegeben zu weit entfernt von eurem Verein und bekomme außer der Presse und was so im TV kommt nicht viel mit, aber vielleicht schadet ein neutraler Blick nicht.
Nach dem Aus in der CL habe ich kaum ein Wort zur Buli und Schalke mitbekommen. Es wurde nicht der Blick auf das nächste Spiel gerichtet sondern bereits auf das Pokalfinale. Das ging den meisten von euch so, sicher auch dem Umfeld der Spieler und somit auch die Spieler selbst. Nicht so ganz verwunderlich, dass diese also zur Zeit nicht mehr ganz bei der Sache sind. Es mag in so einem großen Kader sicherlich charakterschwache und unzufriedene Spieler geben, Rangnick hatte jetzt aber ein paar Wochen Zeit sich das ganze anzusehen und hat die Gelegenheit demnächst richtig auszusortieren. Gerade Hoogland, den ich aus Mainzer Zeiten kenne, ist eine echte Kampfsau, der wenn er wieder fit ist euch sicher weiterhelfen kann. Holtby braucht starke Mitspieler die voran gehen um aufzublühen und immer ein bisschen Platz. Steht man ihm auf den Füßen hat er noch große Probleme, also bitte überhöht eure Erwartungen an den jungen Mann nicht.
Und jetzt hält der politisch und historisch besetzte Begriff des „Revanchismus“ Einzug in den Profifußball… Was wohl die Polen dazu sagen? 🙂
Manu Neuer und seine Münchener Perle freuen sich auf den Umzug in die Hauptstadt der Lederhosen. Ich freue mich auf einen neuen Torwart. Glück auf!