Ralf Fährmann und eine Idee mit ganz viel Charme
Als Ralf Fährmann den FC Schalke 04 zum Ende der Saison 2008/2009 verließ, hatte er gerade einmal fünf Profi-Pflichtspiele für den Verein absolviert, zu dem er im Alter von 13 Jahren gestoßen war. Als Torhüter der 2. Mannschaft vertrat er die damals verletzten Manuel Neuer und Mathias Schober im ersten Saisonviertel bei den Bundesligaspielen in Dortmund, gegen Frankfurt und in Köln sowie im DFB-Pokal gegen Hannover 96 und im UEFA-Cup-Playoffspiel bei APOEL Nikosia. Die Schalker Bilanz mit Ralf Fährmann im Tor fiel positiv aus. Einer Niederlage (in Köln) und einem Remis (in Dortmund) standen drei Siege gegenüber. Der „kicker“ bewertete die Auftritte des damals 19-Jährigen sehr positiv mit einem Notenschnitt von 2,7. Und ganz Schalke jubelte über den „Super-Bubi“, der im Schatten von Manuel Neuer herangewachsen war. Genau dieser Schatten war es auch, der das allgemeine Verständnis für Fährmanns Entscheidung stützte, als dieser im Januar 2009 bekannt gab, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern und zum Saisonende zu Eintracht Frankfurt zu wechseln. Selten wurde ein Talent mit so viel wohlwollendem Verständnis aus der heimischen Obhut entlassen.
Der erhoffte Karrieresprung blieb aus. In Frankfurt fand sich Ralf Fährmann prompt in der Rolle wieder, vor der er aus Schalke geflohen war. Trainer Michael Skibbe legte mehr Wert auf die Dienste des „ewigen Oka Nikolov“ und gönnte Ralf Fährmann nur drei Liga-Einsätze in der Spielzeit 2009/2010 (kicker-Notendurchschnitt 3,67). Erst in der Rückrunde der aktuellen Spielzeit durfte sich Ralf Fährmann häufiger auszeichnen und absolvierte so 14 von 33 möglichen Spielen. Zuletzt spielte er im Stamm, jedoch in einer Mannschaft, die in der Rückrunde förmlich zerbröselte. Mit einem kicker-Notenschnitt von 3,25 gehörte er zwar zu den besseren Frankfurtern in der Rückrunde, allerdings wurden seine Auftritte gegen Stuttgart (5,5), Schalke (5,0) und Hoffenheim (5,0) katastrophal benotet.
Seit gestern macht die Nachricht die Runde, dass Ralf Fährmann bei einem nicht mehr sehr unwahrscheinlichen Abstieg der Eintracht den Verein ablösefrei verlassen kann. Und prompt schießen natürlich die Spekulationen ins Kraut. Ich gebe zu, dass es auch für mich einen gewissen Charme hätte, wenn Schalke sich um die Dienste seines einstigen „Super-Bubis“ bemühen würde, auch wenn er die letzten zwei Jahre – mit Ausnahme der letzten drei Monate – fast ausschließlich auf der Ersatzbank verbracht hat. Ralf Fährmann könnte den Bonus des Eigengewächses für sich beanspruchen und dürfte sich auf mehr Nestwärme verlassen als jeder andere Torhüter, der das schwere Erbe von Manuel Neuer antreten muss.
Ich denke, dass seine Entscheidung zum Wechsel trotz zweier letztlich verschenkter Jahre in Frankfurt richtig war. Denn auf Schalke hätte er noch weniger Spielpraxis sammeln können, da Manuel Neuer zuletzt allein 77 Bundesligaspiele ununterbrochen in Folge absolvierte. Und trotzdem ist es natürlich eine kuriose Situation. Denn wäre er damals geduldig auf Schalke geblieben, hätte er die „Nummer 1“ bei den Königsblauen in der kommenden Spielzeit vermutlich sicher.
So ist seine Rückkehr derzeit nur eine Idee mit ganz viel Charme.
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16 Kommentare zu “Ralf Fährmann und eine Idee mit ganz viel Charme”
Also bis auf seine „Herkunft“ weiß ich nicht, was für Fährmann sprechen sollte. Auch mit dem Rückhalt ist das so eine Sache. Im Königsblog wurde das mal zu Amtip angemerkt. Auch ein „Ur-Schalker“, und trotzdem scharf kritisiert. So wäre es auch, wenn Fährmann käme und dann schwch spielen würde. Andererseits wäre ein guter, „fremder“ Torwart mit guten Leistungen auch schnell akzeptiert.
Wenn man einen jungen TW holt, dann sollte es Zieler sein. Fährmann ist zwar ein solider Mann, aber den Sprung zu den Topleuten schafft er nicht mehr…bei Zieler bestehen da noch gute Chancen!
Sehr schöne Idee.:)
Ich fände es auch gut.
Wie so oft im Leben: Warum eigentlich nicht?
Den meisten Fans ist hoffentlich klar, dass wir – egal wer zu uns kommt – keinen Superschnapper wie Manu im Tor haben werden.
Und selbst der benötigte eine gewisse Aufbauphase.
Glück auf!
Ich muss da leider eher Henning beipflichten, auch wenn ich Fährmann immer für nen guten Schnapper hielt und ich es damals schade fand, dass er ging, denn ein Szenario wie aktuell bei Neuer fürchte ich „damals“ schon. Und vermutlich hast Du Recht Matthias, dass er die Nummer 1 würde, wenn er damals geblieben wäre. Aber dass ist mir ein wenig zu viel konjunktiv.
Und ich gebe zu bedenken, dass er sich in 2 Jahren bei der Eintracht ja auch nicht wirklich durchgesetzt hat.
Allerdings plädiere ich in Summe trotz allem eher für nen jungen unverbrauchten Schnapper, der dann hoffentlich ein wenig „Welpenschutz“ genießen wird, im Gegensatz z.B. zu einem Wiese.
Mit Zieler z.B. könnte ich mich glaube ich auch gut anfreunden, anscheinend hat Slomka ja ein gutes Auge für Torleute… 😉
Ralf Fährmann wurde am 27.09.1988 geboren. Ron-Robert Zieler kam am 12.02.1989 zur Welt. Der Altersunterschied beträgt weniger als fünf Monate. Dass Fährmann all‘ sein Entwicklungspotenzial bereits vesrchossen hat, wohingegen Zieler sich noch deutlich steigern wird, ist reine Spekulation.
Zieler absolvierte in dieser Saison 14 Bundesligaspiele und erreichte in einer überraschend guten Mannschaft einen kicker-Notenschnitt von 2,86. Fährmann absolvierte in dieser Saison ebenfalls 14 Bundesligaspiele in einer Phase, als die Mannschaft überraschend schlecht spielte, und erreichte einen kicker-Notenschnitt von 3,25.
Wer am kicker-Managerspiel teilnimmt weiß, wie ungerecht die Notenvergabe manchmal ist. Für das Spiel auf Schalke kassierte Fährmann bspw. eine glatte 5, obwohl er gleich mehrmals grandios in 1:1-Situationen rettete. Ausschlaggebend für die vernichtende kicker-Benotung war somit die eine Szene, in der er sich von Raúl übertölpeln ließ.
Ralf Fährmann brach sich in der Saisonvorbereitung 2009/2010 im Trainingslager die Hand, fiel deshalb wochenlang aus und konnte nicht in den Kampf um einen Stammplatz mit Nikolov eintreten. In dieser Saison profitierte er dann seinerseits von einer Verletzung Nikolovs, hat den Stammplatz aber auch nach dessen Rückkehr behalten.
Beobachter aus Frankfurt, die näher dran sind als ich, haben sich bereits vor der Saison verärgert über die erneute Skibbe’sche Entscheidung Pro-Nikolov geäußert (Klick hier).
Bitte nicht falsch verstehen: Ich stecke selbst noch mitten in der Meinungsbildung, ob ich – wäre ich Ralf Rangnick – auf die Karte Fährmann setzen würde. Auch für mich existieren da sehr viele Fragezeichen. Aber zu sagen, dass Fährmann zu alt ist, zu wenig Entwicklungspotenzial besitzt und in dieser Saison weitaus schlechter als Zieler spielte, entspricht nicht der objektiven Faktenlage.
ich finde die Idee mit Fährmann (gerade auch weil ablösefrei bei einem Abstieg der Eintracht) durchaus interessant. Gleichzeitig gibt mir aber auch die Entwicklung, oder sagen wir eher die nicht zu sehende Entwicklung Fährmanns einige Bedenken.
Sicherlich hat er sich zu einer Unzeit die Hand gebrochen und musste zudem mit Oka Nikolov einen Ur-Frankfurter als seinen Konkurrenten betrachten.
Die Entscheidung von Skibbe jedoch nur darauf zu reduzieren ist mir allerdings zu einfach, auch wenn ich zugeben muss, nicht wirklich gut über die Zustände bei der Eintracht in den letzten 2 Jahren informiert zu sein.
Unfair wäre es aber auch, Fährmann der Rückrunde mit Zieler dieser Rückrunde zu vergleichen. Während Zieler mit voller Rückendeckung von Trainer in einer auftrumpfenden Mannschaft direkt überzeugte und damit auch in Hannover schnell Sympathien ergatterte, ist Fährmann bei einer abstürzenden Mannschaft und nicht ohne jeden Zweifel ins Tor gekommen.
Meiner Einschätzung nach konnte man Fährmann bisher einfach seine fehlende Spielpraxis anmerken. Er war gerade in den ersten Einsätzen zum Teil übernervös, patzte gegen Stuttgart und sah in Hoffenheim scheiße aus, wobei das Tor durchaus unglücklich fiel.
Wie mein Vorredner bereits schrieb haben diese Aktionen einige gute Paraden leider überschattet. Ob das nun für Fährmann spricht (tolle Paraden), oder eher gegen ihn (denn schließlich reicht ein Patzer des TW in 90 Minuten aus um ein Spiel zu entscheiden) vermag ich jetzt nicht abschließend zu beurteilen.
Gut, vielleicht stand ich bei der Bewertung doch zu sehr unter dem Eindruck dieser Saison. Fakt ist jedenfalls, dass Zieler die DFB-Teams von der U16 bis zur U20 durchlaufen hat (dann verletzte war und in England), Fährmann die von der U19 bis U 21.
Sicherlich ist der Notenschnitt des Kickers kein gutes Kriterium, wobei man aber auch sagen muss, dass die Benotung bei den Torhütern anders als bei den Feldspielern nicht so stark vonm Erfolg der Mannschaft abhängt. Gerade Torhüter von schwachen Vereinen können sich eben auch oft auszeichnen. Hat man ja beim derzeitigen Torhüterangestellten diese Saison sehen können.
Fährmann ist im Übrigen auch kein Urschalker, sondern erst im letzten U19-Jahr gekommen.
Um es mal kurz auf den Punkt zu bringen: Ich habe nichts gegen Fährmann, obgleich ich es nicht für ein gutes Indiz halte, dass er sich in 2 Jahren bei Frankfurt nicht voll durchsetzen konnte. Ich glaube aber auch nicht, dass er eine gute Wahl ist, weil er „Schalker“ sei. Ist er nicht mehr als andere, er hat nur mal (kurze Zeit) hier gespielt!
Und mal ein Skibbe Zitat aus dem von dir zitierten Frankfurt-Forum von vor der Saison:
“Ralf ist mehr zum Herausforderer [für Oka Nikolov] geworden als im vergangenen Jahr. Er hat auch an Sicherheit und Souveränität gewonnen und nimmt eine gute Entwicklung, aber er ist kein Neuer oder Adler.”
Sowohl kicker.de als auch wikipedia listen auf, dass Fährmann 2003 aus Chemnitz zum FC Schalke 04 kam. Da war er irgendwas um die 14 Jahre alt.
Allerdings scheint der Fließtext im betreffenden Wikipedia-Artikel fehlerhaft zu sein. Die tabellarische Aufstellung deckt sich jedenfalls mit der des kicker:
1995 – 1998 – VfB Chemnitz
1998 – 2003 – Chemnitzer FC
2003 – 2009 – FC Schalke 04
Ansonsten gebe ich dir in deiner Argumentation natürlich recht. Fährmann ist auch in meinen Augen nur eine Option, auf die ich mich hier gar nicht festlegen möchte. Es ist halt eine „charmante Idee“.
Ich würde sehr gerne mal von jemandem, der die 2te öfters spielen sieht wissen, wie gut Unnerstall ist…
Ansonsten mal zum Vergleich Zieler – Fährmann: Zieler wäre daher eine gute Wahl, da er auch ein Keeper ist, der sehr gut mitspielen kann, bei Fährmann habe ich das bisher nie so empfunden. Wobei ich mich (um ein anderes Gerücht aufzugreifen) auch mit Baumann sehr gut anfreunden könnte.
So oder so, ich denke dass die Zuständigen für die Auswahl des neuen Keepers schon wissen, was sie tun. Rangnick hat Starke geholt, welcher in seiner 1. BuLi Saison fantastisch gehalten hat. Lothar Matuschak (der ja hoffentlich mit einbezogen wird) hat mehr Erfahrung darin Keeper zu sehen als jeder andere. Bernd Dreher kennt sich damit denk ich mal auch aus. Auf der Position werden wir denke ich zu 100% eine für alle zufriedenstellende Lösung finden.
Ich könnte mit einem Zieler auch sehr gut leben, aber das Leben ist kein Wunschkonzert.
Baumann ist dieses Jahr auf keinen Fall zu haben, das hat Dirk Duffner bereits im Kicker klar gestellt (http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/vereine/551701/artikel_baumann_kein-wechsel-im-sommer.html)
Zieler hat sich gerade erst in Hannover als Nummer Eins etabliert und spielt dort in jedem Fall Euro League im nächsten Jahr. Sicherlich könnte ich mir bei ihm Vorstellen, dass er sich den Schritt zutraut, das Erbe des MN anzutreten, wer in der Jugend nach ManU geht, dem sollte es nicht an Selbstvertrauen mangeln. Dennoch hat Hannover die Möglichkeit seinen Vertrag per Option bis 2013 zu verlängern, sie können also im Zweifel erst nächstes Jahr diese Baustelle für sich selbst aufmachen. Zudem sind sie auch nicht unbedingt auf Transfererlöse angewiesen und Schamdtke kann, wenn er denn will, „Mondpreise“ verlangen.
Bleiben nicht mehr viele von den Wunschkandidaten übrig, und genau daher kommen doch überhaupt erst die Überlegungen über Fährmann und Co. (die im Bus nach Manchester von Kessler bis Fromlowitz reichten)
Insofern greife ich einfach nochmal die Worte von Matthias auf. Es ist halt eine „charmante Idee“ …
Das „Super-Bubi“-Attribut war damals sicher so verfrüht, wie es nun das Abschreiben dieses jungen Kerls ist. Ja, er hat sich gegen Nikolov nicht durchgesetzt. Aber für einen Torwart ist durchsetzen eben auch etwas ganz anderes als für einen Feldspieler.
Talent hat er sicherlich. Ich denke es wäre eine ganz andere Situation für ihn, wenn er als Nr. 1 geholt wird und der Trainer ihm das Vertrauen ausspricht. Neben der Eintracht war 2008 auch Rangnick für Hoffenheim an Fährmann interessiert. Das klingt grundsätzlich nach guten Voraussetzungen. Aus der Entwicklung Neuers in den letzten zwei Jahren möchte ich schließen, dass Bernd Dreher einen ziemlich guten Torwarttrainer-Job macht. Ich denke der könnte auch Ralf Fährmann weiterbringen.
(Ich hoffe inständig dass Dreher bleibt und sich Manuel Neuer in München tatsächlich mit Walter Junghans begnügen muss ..)
lassen wir den fährmann wo er ist und werfen einen blick nach leverkusen !
Mich interessiert eigentlich mehr was vor dem Torwart noch passiert. LV und linker IV. Wenn da mehr Sicherheit kommt,ist die Torwartwahl auch entspannter. (Das man dann für Stekelenburg 12 Mio € zahlen müsste, ist unverhältnismäßig , würde aber zu den Schalkepersonalentscheidungen passen.
Die große Lösung sozusagen, da man ja nicht irgendjemand nach Neuer in den Kasten stellen kann….)
Uchida legt bestimmt noch leistungsmäßig zu und Höwedes ist der stärkste Verteidiger den wir haben.
Im Mittelfeld wird man doch aus dem Angebot von Spielern mehrere Varianten basteln können.
Im Angriff fehlt jegliche Kopfballgefahr und das Euro-Harry die Lösung ist, bezweifle ich.
Die NRZ Sportredaktion hat vor Jahren Fährmann für ne „yearly soap“ ausgeguckt. Die „yearly soap“ war interessant. Mit Blick auf die nächsten Jahre könnte ein junger Mann mit Potenzial und „Stallgeruch“ gut ins Team passen.
Laut Kicker und Reviersport ist aus dieser Idee nun Wirklichkeit geworden, mit maximalem finanziellen Plus aus dem Torhüterangestellten-Transfer – zudem hoffe ich und wünsche mir, der Charme bleibt.