Alles andere als ein Skandal

20. Jun. 2011 | 10 Kommentare

Zwei Wochen lang hatte der FC Schalke 04 die Werbetrommel für seine Jahreshauptversammlung gerührt. Am Ende kamen von den fast 100.000 Vereinsmitgliedern knapp 3 Prozent in die Emscher-Lippe-Halle. Hört sich wenig an, macht unter dem Strich aber knapp 3000 Mitglieder, die gestern von ihrem Stimmrecht gebrauch machten. Ich war nicht dabei, doch dank der Echtzeit-Berichterstattung von Torsten Wieland, Tobi, Tommes, Markus und anderen Twitter-Usern konnte ich mich vorzüglich darüber informieren, was ich verpasst habe. Dazu zählte auch der „Ausschluss der Öffentlichkeit“, den die Mitglieder per Abstimmung beschlossen. Ein völlig normaler Vorgang, der immer wieder bei Mitgliederversammlungen von Vereinen praktiziert wird. Mir ist es in meiner mehr als zehnjährigen lokaljournalistischen Tätigkeit häufiger passiert, dass ich nach ein paar Minuten den Versammlungssaal verlassen musste – bei Sportvereinen ebenso wie bei Schützenvereinen oder Karnickelzüchterclubs .

Dass die ausgeschlossene Presse mit der Entscheidung nicht glücklich war, ist nachvollziehbar. Dass selbst ein eher gemäßigtes Blatt wie die „11Freunde“ das Wort „Skandal“ in den Mund nimmt und dünnhäutige Scherze über das Schalker Demokratieverständnis reißt, ist eine Unverschämtheit und zeugt von einer maßlosen Selbstüberschätzung.

Ein Verein ist ein Verein ist ein Verein. Wer nicht dazugehört, darf sich nicht darüber beschweren, nicht dazuzugehören. Es sei denn die „11Freunde“ und die vielen anderen Medien, die nun in das Horn der Empörung blasen, legen dieselben Maßstäbe an sich an, wie sie es im Fall des FC Schalke 04 tun. Sollte dem so sein, möchte ich in aller Form um Entschuldigen ersuchen und bitte darum, mir Zeitpunkt und Ort der nächsten Gesellschafterversammlung des „11FREUNDE Verlag GmbH & Co. KG“ mitzuteilen. Ich käme dann mit ein paar Freunden gerne vorbei.

Ausführliche Berichte von der Schalker JHV gibt es im Königsblog und bei Blogundweiss.

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10 Kommentare zu “Alles andere als ein Skandal”

  1. @Limbos86am 20. Juni 2011 um 07:29 1

    Da gebe ich dir völlig Recht.
    Bei anderen Vereinen, auch in der BuLi, ist es ein normaler Vorgang… Bei Schalke natürlich „skandalös“.

    Das ist lächerlich und unprofessionell!

  2. ic0n_am 20. Juni 2011 um 08:00 2

    Ich hätte es nicht besser ausdrücken können und musste mir auch ein wenig die Augen reiben, als ich den 11 Freunde-Ticker gestern Abend nachgelesen habe.

    Wenn Du den Termin bekommen hast, lass es uns wissen 😉

  3. Auch Johannesam 20. Juni 2011 um 10:56 3

    Im Live-Ticker findet sich das Wort „Skandal“ alleine nicht. Nur „skandalös“. Und in diesem Satz:

    „»Skandalös«, echauffiere ich mich um des Echauffierens Willen.“

    Da kann ich keine wirkliche Skandalisierung erkennen. Typische 11-Freunde Schreibe, wie auch die Witze. Geschmackssachen, ja, aber dünnhäutig finde ich es nicht.

  4. Matthiasam 20. Juni 2011 um 11:11 4

    Das kannst du mir glauben oder nicht, aber die 11Freunde haben den Text inzwischen kommentarlos verändert. Bis gestern abend stand anstelle von „‚Skandalös‘, echauffiere ich mich um des Echauffierens Willen“ noch ohne jegliche weitere Einschränkung einfach nur „Ein Skandal!“ Auch an weiteren Stellen wurde der Tickertext nachträglich geglättet.

  5. Gregam 20. Juni 2011 um 11:13 5

    1904% agree!!

    11 Freunde waren im vergleich zum KSTA noch harmlos…

    http://www.ksta.de/html/artikel/1308322944346.shtml

    ^^eigentlich müsste man den Jungs mal eine Mail schicken….

  6. Neutralam 20. Juni 2011 um 11:55 6

    Wer den Schaden hat….

    „Das ist lächerlich und unprofessionell!“

    Lächerlich und unprofessionell ist es, einfach Medienvertreter und Kritiker auszusperren, sich anschließend am Rausschmiss des so heißgeliebten Magaths zu ergötzen (jetzt würde ich ja gern mal wissen, wo seine 200.000 Facebook-Freunde gestern waren) und in reinem Populismus seitens der beteiligten Verantwortlichen zu flüchten. O-Ton: „Keine Meisterschaft auf Pump“ ? – Ja, ne ist klar. Wofür wurden denn sonst die letzten Jahre so viele Spieler auf „Pump“ gekauft und Schulden angehäuft? Für mich war das gestern einfach wieder ein neuer Tiefpunkt. Und jetzt muss keiner mit gelebter Demokratie anfangen. Da hat der KSTA schon ganz Recht.

  7. Johannesam 20. Juni 2011 um 14:56 7

    @Neutral: Warst Du in der Versammlung?

    Zum KStA gibt es nur eines zu sagen: „Gedrucktes ist tot.“ (Aus welchem Film?) Print stirbt – dank solcher Journalisten wie dem Herrn Kaufmann noch ein bißchen schneller.

    Weder Vorstand noch Aufsichtsrat wollten den Ausschluß der Medien, ich selbst fand das ebenfalls nicht so glücklich, aber die Mehrheit wollte es so. Das ist, tatsächlich, Vereins-Demokratie.

    Das Geschreibsel des KStA-Journalisten geht meilenweit an der Sache vorbei, vermischt alles mit allem und offenbart mangelnden Respekt vor einer Mehrheitsentscheidung und ist damit – undemokratisch.

    Eine Mitgliedschaft beim geilsten Club der Welt hilft im Ãœbrigen weiter – nicht, daß man diese ganzen Schreiberlinge wie den Herrn Kaufmann jetzt so unbedingt dringend als Vereinsmitglieder brauchen würde, aber hey, ist auch Geld. Davon kann man und S04 gar nicht genug haben …

    Es gibt halt viel mehr schlechte als gute Journalisten. Unter guten Journalisten verstehe ich keine unkritischen Jubelperser, sondern solche, die kritisch und distanziert (vgl. das berühmte Zitat von Hanns-Joachim Friedrichs), aber doch mit der gebotenen Fairneß berichten, am besten noch garniert mit wenigstens ein wenig Sach- und einem Schuß gesunden Menschenverstand. Die sind im deutschen Sport- und insbesondere Fußball-Journalismus sehr sehr sehr rar gesät. Leider.

  8. bluesam 20. Juni 2011 um 18:11 8

    Lieber (@) neutral

    Wer wie T. Kaufmann vom ksta, die Schalker MV und eine Versammlung der NPD gleichsetzt, versteht weder was von Dikaturen noch von Vereinen. Im Verein ist die Mitgliederversammlung und nicht die Presse der Souverän. Der Mann macht sich lächerlich, bedient aber mit seinem Text vermutlich den schalkehassenden Wutbürger. Das liefert dem Schreiber eine Lesequote also seine Brötchen. Was sagte Schweinsteiger letztlich zu dem anderen Journalisten…?

  9. Martin1012am 20. Juni 2011 um 21:03 9

    Ich freue mich auf die nächste Bundesligasaison. Und entsprechend schöne Diskussionen über die schönste Nebensache der Welt. Das typische Prozedere der Vereinsversammlungen gehört natürlich zum Vereinsleben dazu. In diesem Fall war es auch völlig legitim. Unterschiedliche Meinungen dazu sind verständlich. Je nach dem Standpunkt des Betrachters auch absolut natürlich. Aber bitte, hier geht es um den Schalker Fussball, seine Meinungen und natürlich seine demokratisch umgesetzten Beschlüsse. Ein demokratische und hoffentlich erfolgreiche Saison erleben wir schon bald. Ach ja, und Magath ist doch derjenige, der nun wieder beim fast größten Autobauer der Welt arbeitet.

  10. Carlitoam 20. Juni 2011 um 22:16 10

    „Sollte dem so sein, möchte ich in aller Form um Entschuldigen ersuchen und bitte darum, mir Zeitpunkt und Ort der nächsten Gesellschafterversammlung des „11FREUNDE Verlag GmbH & Co. KG“ mitzuteilen. Ich käme dann mit ein paar Freunden gerne vorbei.“

    *ggg* Nimm mich mit, da gibt es sicher lecker Essen und Getränke für lau! 😉