Manuel Neuer war ein Knirps, als er erstmals das Trikot des FC Schalke 04 trug. Er war ein Bubi, als er erstmals in einem Bundesligaspiel bei Alemannia Aachen den verletzten Frank Rost vertrat. Er wurde zum Super-Bubi, als er ein halbes Jahr später Rost ganz aus dem Tor verdrängte. Heute ist er ein Großer, und wenn er irgendwann einmal auch den Pokal mit den Ohren in der Hand hält, wird er ein ganz Großer geworden sein. Manuel Neuer ist ein Torhüter, der vom FC Schalke 04 ausgebildet wurde.
Ralf Fährmann war vor zwei Jahren der Bubi hinter Manuel Neuer. Als er 2009 zur Eintracht wechselte, tat er dies, um die Entwicklung zum Bundesliga-Torhüter zu vollziehen, die auf Schalke nicht möglich gewesen wäre. Es hat alles im allem – wenn auch aufgrund des konservativen Starsinns von Trainer Michael Skibbe mehr schlecht als recht – geklappt. Nun ist Ralf Fährmann wieder da. Der Junge, der einst als Teenager aus Chemnitz kam um beim FC Schalke 04 die Torhüter-Schule zu genießen, wird in der kommenden Saison die königsblaue 1 auf dem Trikot tragen.
Ich bin mit dieser Entwicklung sehr zufrieden. Vieles von dem, was der unwürdige Abgang und das letztendlich vereinsschädigende Verhalten Manuel Neuers – der mit seinem Aussagen präventiv Angebote anderer Clubs abblockte, um zu der AG zu wechseln, mit der er sich dem Vernehmen nach schon 2009 handelseinig geworden war – emotional angerichtet hat, erfährt durch Ralf Fährmanns Rückkehr eine Heilung.
Der FC Schalke 04 geht als Gewinner aus der Situation hervor. Davon zeugen nicht nur die 18+X Millionen Euro, die in den nächsten Wochen aus Süddeutschland eingehen werden. Schalke ist ein Verein, der seit Jahren die Bundesliga mit Torhütertalenten beglückt. Die letzten beiden Weltmeisterschaften wurden mit Torhütern bestritten, die das Schnappen in Gelsenkirchen erlernten. Auf Schalkes Bank saß in den letzten beiden Jahren mit Mathias Schober ein Ersatzkeeper, der ebenfalls ein Kind der Schalker Torwartschule ist und seine Klasse während seiner Wanderschaftsjahre in Hamburg und Rostock nachgewiesen hat. Christofer Heimeroth (Mönchengladbach), Christian Wetklo (Mainz) und Robert Wulnikowski (Offenbach) sind weitere Keeper mit reichlich Bundesliga-Einsätzen, hinter deren Namen in den kicker-Sonderheften der Name FC Schalke 04 auftaucht. Anderswo muss man sich Keeper mit Qualität teuer einkaufen – wir auf Schalke backen sie uns selbst. Das macht mich Stolz.
Ralf Fährmann wird Manuel Neuer nicht ad hoc 1:1 ersetzen können – doch das muss er auch gar nicht. Eine bessere Wahl als die ebenfalls nur im Talent-Status befindlichen Ron-Robert Zieler oder Kevin Trapp ist seine Verpflichtung allemal. Es hat mich gefreut, Manuel Neuers Entwicklung vom Jugendspieler bis hin in die Welt-Torhüterelite hautnah begleiten zu können. Nun freue ich mich auf Ralf Fährmanns weiteren Werdegang. Dieses Mitfiebern bei jedem Schuss, dieser Stolz bei jeder Parade, diese Eruption der Gefühle bei jedem gehaltenen Elfmeter – dieses alles in dem Wissen, dass da „unser Junge“ im Kasten steht: das haben wir Schalker den Anhängern des FC Bayern voraus. Das ist etwas, was man uns auch mit 100 Millionen Euro nicht abkaufen kann.
Ich wünsche Manuel Neuer eine schöne Zeit im Trophäenschrank von Uli Hoeneß. Und uns allen wünsche ich eine geile Zeit mit dem nächsten Super-Bubi aus der Gelsenkirchener Talentschmiede.