Der Ãœberpott?
Denke ich an den Supercup, denke ich ausschließlich an eine Szene: 1987 war’s, als der damalige Hamburger Keeper Uli Stein dem Münchner Stürmer Jürgen Wegmann in den Schlussminuten einen Knock-out verpasste. Nicht etwa versehentlich im Gerangel um den Ball, sondern seelenruhig im Fünfmeterraum gegenüber sitzend, nachdem der Stürmer mit dem von ihm selbst kultivierten Spitznamen „Die Cobra“ gerade den Ball zum 2:1-Siegtreffer über die Linie gestochert hatte. Es war die allererste Ausgabe der Supercups und wäre Uli Stein damals nicht die Hand ausgerutscht, könnte sich niemand mehr an dieses Spiel erinnern.
Wäre der Supercup eine Frau, wäre er wohl die echt nette allerbeste Freundin der unglaublich heißen Traumfrau auf der Party in der vorletzten Woche. Man kann sich irgendwie noch daran erinnern, dass sie auch da war. Aber wenn man jetzt etwas über sie erzählen soll? Pfffff… Etwas ganz anderes wäre es natürlich, hätte sich die echt nette allerbeste Freundin zu fortgeschrittener Stunde in der Bowle übergeben. Dann hätte man ein Bild vor Augen! So gesehen muss man Uli Stein für seinen Faustschlag fast dankbar sein, lieferte er doch den einzigen „Weißt du noch“-Moment, den der Supercup je zu bieten hatte.
Der Supercup vereint nominell das Beste, was die abgelaufene Spielzeit hervorgebracht hat: den Meister und den Pokalsieger. Doch der Supercup vergleicht Äpfel mit Birnen. Dortmund und Schalke trennten in der abgelaufenen Spielzeit mehr als 30 Punkte. Vom Aufeinandertreffen der Besten zu reden, wäre hier verfehlt. Besser sollte man sagen, dass im Supercup die konstanteste Mannschaft gegen die antritt, die sich in den entscheidenden Momenten zusammengerissen hat. Was beide dafür prädestiniert, sich in diesem von der DFL verkündeten Highlight zu duellieren, ist allein ihr Status als Titelträger. Wem das ausreicht, der darf gerne vom Supercup schwärmen.
Der Supercup ist kein Titel. Er ist kein Wettbewerb. Er wird ja noch nicht einmal in einem „richtigen“ Fußballspiel ausgetragen, denn dafür fehlt die Option einer Verlängerung. Und dennoch wird es am Samstag natürlich ein Erlebnis werden, wenn Schalke gegen Dortmund antritt und versuchen wird, die schmachvollen Erinnerungen aus den letzten beiden Aufeinandertreffen zumindest teilweise zu tilgen.
Ein sportlicher „Weißt du noch“-Moment wäre schön. Daran glauben tue ich nicht. Abwarten.
Abgelegt unter Schalke