Alles, jedoch keine Umbruch-Saison!
18 Teams treten an, jedes mit 34 Spielen vor der Brust. 3060 Minuten pro Mannschaft, 27.540 Minuten insgesamt. Plus insgesamt ein paar Dutzend Minuten Nachspielzeit – und ganz am Ende legen ein sehr glücklicher und ein nicht ganz so glücklicher Club gemeinsam noch einmal 180 bis 210 Minuten drauf. Grob gerundet warten 28.000 Minuten Bundesligafußball auf uns – oder fast genau 462 Stunden. Das sind etwa 19 Tage. Nicht die schlechtesten Aussichten auf die kommenden neuneinhalb Monate, oder? Das bringt einen über das Jahr.
Zum dritten Mal in Folge startet Schalke mit einem Auswärtsspiel in die Saison. Das nervt, auch wenn es nach der Meisterschaft im Sauerland logisch ist. Als S04 zuletzt an einem ersten Spieltag in Stuttgart antrat, traf man als Vizemeister auf den deutschen Meister. Das Auftaktspiel der Saison 2007/2008 endete 2:2 und war somit aus königsblauer Sicht als Erfolg zu werten. Denn bei den 41 Auftritten in Stuttgart ergatterte Schalke nur vier Siege und 10 Unentschieden.
Um zu wissen, dass Stuttgart kein gutes Pflaster ist, braucht es jedoch keinen Blick in die Statistik. Da reichen ein paar schmerzhafte Erinnerungen. Wie die an das Jahr 2001, als Balakov in den Schlusssekunden Schalkes Meistertraum pulverisierte. Oder die an den April 2005, als Christian Panders vielversprechende Karriere im Zweikampf mit Andreas Hinkel zerriss wie das Innenband seines linken Knies. Nein, Stuttgart ist für Schalke kein Wohlfühl-Örtchen. Stichwort Örtchen: Von dort aus soll der urinierende Schwabe im umgebauten Stadion angeblich ab sofort „besten Blick auf das Spielfeld“ haben. Eigenartige Vorstellung, irgendwie. Also ich könnte da schon mal nicht. Da bin ich ehrlich.
Ich will, dass es losgeht! Ich will Schalke spielen sehen, ich will Schalke siegen sehen. Ich will eine Entwicklung beobachten können. Aber ich weiß auch, dass jede Saison für sich allein steht und der gut gemeinte Plan, einen Kader über Jahre hinweg zu entwickeln, nicht funktioniert. Warum auch immer. Das Letzte, was ich jedoch über die kommende Spielzeit hören oder lesen will ist, dass sich Schalke in einer Umbruch-Saison befindet. Das ist eine Floskel. Wie viele Umbrüche sollen es denn noch sein? Gab es in den letzten fünf Jahren eine einzige Saison, die auf Schalke nicht als „Umbruch-Saison“ ausgerufen wurde?
Schalke hat einen guten Kader zusammen. Huntelaar, der eiskalte Knipser. Raúl, der alles überstrahlende und dabei noch so sympathisch wirkende Star. Wäre Lewis Holtby auf dem freien Markt gewesen, hätte sich halb Europa um ihn gekebbelt. Julian Draxler zu sehen ist eine Augenweide. Benni Höwedes wird in den nächsten Monaten mehr als einmal dafür sorgen, dass Uli Hoeneß seine knallrote „Ich will, ich will, ich will“-Birne bekommt. Christian Fuchs und Marco Höger sind richtig geile weil richtig sinnvolle Verstärkungen. Alle anderen nicht zu vergessen! Ich habe keinen Bock auf einen Umbruch. Ich will, dass diese Spieler das abrufen, was sie können. Wohin uns das trägt, werden die kommenden 28.000 Minuten zeigen. Ich freu‘ mich darauf. Und wer weiß, wann ich das nächste Mal die Möglichkeit habe, Folgendes völlig unbelastet zu sagen:
Ich hab‘ dich lieb, Schalke. Jetzt geh‘ raus und mach‘ mich stolz!
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5 Kommentare zu “Alles, jedoch keine Umbruch-Saison!”
so ist es!
Amen !
Schnief … genau!
Vielleicht bin ich ja zu blöd, aber was heißt den „Meisterschaft im Sauerland“?
selbst eine Umbruch-Saison kann ein so dilettantisches Verhalten bei jeglichen Standardsituationen nicht entschuldigen … die erste hälfte hatte mit eigentlich gut gefallen aber wenn man dann über die gesamte Spielzeit in der Defensive so dämlich auftritt hat man es nicht anders verdient … das erste Wochenende ist damit schon mal versaut