Was ist noch irrelevanter als ein „Like“?

12. Aug. 2011 | 7 Kommentare

Vor wenigen Tagen erschien ein Ranking, in dem die Facebook-Aktivitäten der Bundesligisten verglichen wurden. Schalke wurde gegeißelt, weil sich der Verein den Frevel erlaubt hatte, als einziger Club der Liga nicht in diesem kommerziellen Netzwerk vertreten zu sein. Gestern gab der FC Schalke 04 die freundliche Übernahme einer bislang privat von einem Hamburger Geschäftsmann unter Verwendung des Vereins-Markennamens betriebenen Facebook-Seite bekannt. Jetzt ist S04 Dritter im Facebook-Ranking.

Als Schalke in dieser Woche als deutschlandweit zweiter Verein die 100.000-Mitglieder-Marke knackte, war das den meisten Medien nur eine Randnotiz wert. Die Übernahme einer Facebook-Seite sorgte gestern jedoch für ein gleichgeschaltet-inbrünstiges Medienecho, wie es sonst nur ein Papstbesuch schafft.

Offen gefragt: Bin ich der Einzige, der befürchtet, dass hier sich hier die Realitäten in einem bedenklichen Maß verschoben haben?

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7 Kommentare zu “Was ist noch irrelevanter als ein „Like“?”

  1. Sebastianam 12. August 2011 um 09:36 1

    nein, bist Du nicht. Dieser ganze Facebook Hype hat doch schon zu FM Zeiten ziemlich genervt…

  2. skAndyam 12. August 2011 um 09:44 2

    Richtig. Ein viel wichtigerer Indikator für die Größe einer Fangemeinde ist doch, wie viele Autoaufkleber des jeweiligen Vereins gerade auf den Strassen unterwegs sind. Wer übernimmt?

  3. Jochenam 12. August 2011 um 10:04 3

    Autoaufkleber. Sehr gut, skAndy! Socken sollte man auch nicht unterschätzen. Ich habe null von dem „inbrünstigen Medienecho“ über Schalkes Gesichtsbuch-Aktivitäten mitbekommen. Und ich bin heftiger Medienkonsument. Nur ein erneuter Beleg, wie viele Parallelwelten es gibt. Und jeder glaubt, seine wäre die Realität. Wie heißt es so schön: Die Wahrheit liegt aufm Platz.

  4. SimSch04am 12. August 2011 um 10:16 4

    Es geht hier, m.E., nicht darum das Schalke 300.000 Fans auf Facebook hat. Vielmehr ist es das erste mal in Deutschland (man widerspreche mir falls ich irre), dass eine Marke eine Facebook-Präsenz von Privatleuten „abkauft“ (wenn auch in Form von Spende). Das zeigt, dass ein umdenken stattgefunden hat, an der Stelle wo vor 5 Jahren noch Menschen auf der „Anklagebank“ standen die Domaingrabbing betrieben haben.

    Daher verstehe ich die Reaktionen bei horizont, off-the-record, W&V, t3n oder turi (also Fachmedien für Marketing und Kommunikation). Das DerWesten unreflektiert, dumm und einfältig ist, ist ja nichts neues und von daher wundert mich nichts…

  5. Jochenam 12. August 2011 um 10:55 5

    Noch was zum Thema Gesichtsbuch: Die Erfindung des „Gefällt mir“-Buttons ist gewiss die Höchstleistung in der Geschichte des Medienmachens. Hier hat jemand etwas geschaffen, durch das sich auch geistige Einzeller ernstgenommen fühlen. Umgekehrt können Anbieter durch das Kennen und Führen des Konsumverhaltens solcher Benutzer jede Menge Profit erwirtschaften. Kein klassisches Medium war bislang imstande, die „Gefällt mir“-Button-Klicker-Zielgruppe zu erreichen, auch die Bildzeitung hat deutlich intellektuellere Ansprüche an ihre Leser. Aus dem Klassiker „Ich denke, also bin ich“ hat Gesichtsbuch ein „Ich konsumiere, also bin ich“ gemacht. Das ist doch einfach großartig, oder?

  6. Carlito69am 12. August 2011 um 15:12 6

    @SimSch04: „Das DerWesten unreflektiert, dumm und einfältig ist, ist ja nichts neues und von daher wundert mich nichts…“

    Touché!^^

  7. Jensam 12. August 2011 um 18:18 7

    Diese Facebookgeschichte finde ich schon interessant, allerdings aus einem anderen Blickwinkel: Wenn der Verein von einer (Marken-)Rechtsverletzung profitieren kann, wird der auf eigene Faust Handelnde sogar noch für sein Tun belohnt und hofiert. Parallele: Der ZDF-Online-Account bei twitter.
    Wer hingegen mal ein Ticket oder ein gefälschtes Trikot bei ebay verkloppt, muss immer mit Sanktionen rechnen.

    Das Thema Vereinsmitgliedschaft sehe ich allerdings mittlerweile auch größtenteils negativ, da sie, zumindest in meiner Wahrnehmung, zu einem reinen Ticketbeschaffungsinstrument verkommen ist.