Karlsruhe und so

26. Okt. 2011 | 3 Kommentare

Ich denke, es gibt einige Leute meiner Generation, die im Karlsruher SC einen grundsympathischen Verein sehen. Der Grund dafür ist fast 20 Jahre alt und gründet in der großen Zeit des KSC, als dieser in der begeisternden Europapokalsaison 1993/1994 unter anderem den FC Valencia aus dem Wettbewerb schleuderte. Wer das 7:0 gegen den (damals schon) spanischen Topclub gesehen hat, kam nicht umhin, von Edgar „Euro Eddy“ Schmidt und seinen Mitstreitern zu schwärmen, die es unter der Leitung des jungen, wilden Trainers Winfried Schäfer um ein Haar ins UEFA-Cup-Finale schafften. Erst im Halbfinale war Schluss. Karlsruhe scheiterte an Salzburg, und wenn man sich vergegenwärtigt, dass damit ein österreichischer Club ins Europapokalfinale einzog, merkt man erst so richtig, wie elendig lange das schon her ist.

Damit sind wir auch schon beim zweiten Grund, warum mir der KSC bis heute sympathisch ist: Er hatte nie die Chance, mir auf den Sack zu gehen! Die Saisonplatzierungs-Fieberkurven von Schalke und Karlsruhe in den letzten zwei Jahrzehnten könnten unterschiedlicher nicht sein. Aus dem Fahrstuhlverein Schalke erwuchs einer der erfolgreichsten deutschen Clubs der letzten Jahre. Aus Karlsruhe, der Bundesliga-Top-Adresse der frühen 1990er, wurde ein Dauergast in der 2. Liga. Immerhin lieferte Karlsruhe den Running-Gag der Jahrtausendwende, denn das von den Badenern im Nachklang zu den Europapokalnächten reißerisch vorgestellte Zukunftskonzept „KSC 2000“ führte den Verein in der Tat pünktlich zum Millennium auf den mit riesigen Investitionen angestrebten 1. Tabellenrang. Dummerweise in der Regionalliga Süd.

Heute also mal wieder Karlsruhe. Im DFB-Pokal geht der Tabellendritte der Bundesliga gegen den aktuellen 16. der Zweiten Liga als klarer Favorit ins Spiel. Eine Pokalüberraschung ist natürlich jederzeit drin, zumal sich die Überraschungen gestern arg in Grenzen hielten, doch Schalke muss selbstbewusst genug sein, um vor der Hürde Wildparkstadion nicht Bange zu sein.

Atsuto Uchida wird wieder in den Kader rücken – ob er aber bereits wieder spielen wird, muss man abwarten. Lars Unnerstall wird im Tor stehen – keine Ãœberraschung. Eine Ãœberraschung war die deutliche, beinahe harsche Aussage von Huub Stevens in der Vor-Spiel-PK, dass Marco Höger nicht mehr für die rechte Außenverteidigerposition infrage komme. Höger sei ein Mittelfeld- und kein Abwehrspieler. Er habe in der Verteidigung aushelfen müssen, aber das Trainerteam sei sich einig, dass Benedikt Höwedes hier die bessere Alternative sei. Auch wenn der Trainer sich danach bemühte zu versichern, dass dies keine Entscheidung gegen den jungen Neuzugang gewesen sei, so bleibt doch das große Fragezeichen, warum er es dann doch so deutlich thematisierte. Zumindest der Eindruck eines öffentlichen Abwatschens blieb hängen.

Ich wünsche uns allen einen schönen Pokalabend, an dessen Ende ich gerne weiterhin sagen möchte, dass mir der Karlsruher SC mangels Auf-den-Sack-geh-Potenzial sympathisch ist.

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3 Kommentare zu “Karlsruhe und so”

  1. bluesam 26. Oktober 2011 um 08:16 1

    Bei dem was Huub Stevens zu Marco Höger sagt ist auch eine andere Interpretation möglich. Huub Stevens sagt in der PK, dass er den ganzen Kader mit einbezieht und braucht, weil die Saison lang ist. Das macht Huub Stevens richtig. Das unterscheidet ihn auch vom ausgebrannten Ralf Rangnick bei dem Jones, Kluge und andere schon durchs Raster gefallen waren. Dabei bietet der ungewollt breite Schalke Kader doch die einmalige Möglichkeit mit nahezu gleichwertigen Einwechselungen, Mitte der 2. Halbzeit oder auch zum Ende der Saison mit frischen Kräften nochmals richtig Dampf zu machen und den Gegner zu überrennen.
    In Interviews oder bei den PKs mit Stevens habe ich öfter den Eindruck, dass Stevens bei vielen Fragen der Reporter irgendwie zurückblafft, geradeso als sei er angegriffen worden. Ist wohl ein bischen sein Stil.

    Marco Höger sagt in einem Interview bei Spox zu seiner Postion als rechter Aussenverteidiger:
    „Diese Position habe ich hier bei Schalke ja überhaupt zum ersten Mal in meiner Karriere gespielt. Als gelernter Mittelfeldspieler …“

    http://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/1109/Artikel/marco-hoeger-schalke-rechtsverteidiger-umschulung-ralf-rangnick-raul-alemannia-aachen.html

    Und im Mittelfeld,neben Holtby, hat er ja bei Huub Stevens bereits kurz gespielt. Damals mit Moritz und Holtby in Aachen ja auch schon. Und wenn sich Farfan gegen Schalke entscheidet oder er sich verletzt kommt für dessen Position unter anderem auch Marco Höger in Frage.

  2. Uweam 26. Oktober 2011 um 09:12 2

    Also ich habe ja aus Lokalpatriotismus durchaus auchSympathien für den KSC – und ich habe dort auch schon viele legendäre Spiele (u.a. auch das 7:0 gegen Valencia) und Tore (u.a. das erste „Tor des Monats“ von Klaus Fischer) geshen,

    Fischer machte beim 2:2 im September 1975 das 0:2 inder 14. Minute (!) per Fallrückzieher oder wie ich gerade bei der Recherche gelernt habe „bicycle kick“ 😉

    Ich dachte eigentlich immer das wäre das „Tor des Jahrhunderts“ gewesen, aber das fiel dann doch zwei Jahre später beim Länderspiel in Stuttgart. Ob ich da auch war, weiß ich echt nicht mehr…

    Aber zurück zum KSC. Da war´s eigentlich immer nett, wenn man die lange Wege zum Stadion und der immer stärkere Verfall der Bausubstanz mal außer Acht liegt.

    Was sich aber absolut negativ entwickelt hat, oder was ich zumindest seit einiger Zeit dort so empfunden habe, ist das Verhalten der heimischen Fans. Bei den letzten beiden Besuchen (dann jeweils als Schalker im Gästeblock) wurde man doch auf dem Rückweg nach Spielschluss mehrfach so dumm von der Seite angequatscht, dass ich mich immer noch wundere, dass wir dabei alle verhältnismäßig ruhig geblieben sind. Aber der Klügere gibt eben nach…

    Heute sitze ich mit zwei Kumpels (KSC-Fans) im Block neben unserem Schalkeblock und hoffe auf ein gutes Spiel.

  3. Gordenam 26. Oktober 2011 um 09:41 3

    Meine Sympatien zum KSC tendieren gegen Null. Das resultiert auch aus der Zeit des Trainers Schäfer. Mir sind vor allem die Fouls in Erinnerung die entweder taktischer oder bösartiger Natur gewesen sind. Eine so unfaire Mannschaft habe ich seit dem selten gesehen. Unvergessen ist mir auch, dass bei einem Auswärtsspiel in Karlsruhe erst Max und dann Mulder nach Fouls runter mussten und für Monate ausfielen. Naja, den UEFA-Cup haben wir ja trotzdem gewonnen.