Nov 30 2011
Dummschwätzen mit HSV-Chef Edgar Jarchow
Ich habe es in den kommenden Wochen auch vor, eines unserer Auswärtsspiele in Mitten unserer Fans zu schauen. Wenn ich sehe, dass sich Chaoten daneben benehmen, würde ich sie aber nicht fotografieren, sondern schnellstens den Ordnern Bescheid geben.
sagte HSV-Vorstandschef Edgar Jarchow zur Aktion von Schalkes Aufsichtsrats-Vorsitzenden Clemens Tönnies, der am Samstag in Dortmund im Schalker Stehplatzblock die Zünder von „Bengalos“ mit seinem Handy fotografierte und danach persönlich ansprach.
Korrekt, Herr Jarchow! Wenn man in der proppenvollen Kurve steht, dann drängelt man sich heraus und holt einen unbeteiligten Ordner, der den Job wahrscheinlich auf 400-Euro-Basis zur Aufbesserung der Rente macht, und weist ihn an, sich mit 20 halbvermummten Gestalten anzulegen, die den Bengalo-Schwenker abschirmen. Schließlich wissen wir alle, dass es das größte Glück eines Ordners ist, wenn ihm vom Mob so richtig der Arsch aufgerissen wird. Oder noch besser: Man ruft gleich eine Hundertschaft der Polizei in den Block! Das, Herr Jarchow, ist nämlich immer eine Riesengaudi, wenn eine Gruppe behelmter Beamter in Vollausrüstung mit ihren Plastikschilden eine 20 Meter lange und  fünf Meter breite Schneise in eine ohnehin schon gedrängt stehende Menschenmasse schlägt. Denn wissen Sie, Herr Jarchow, der freundliche Fußballfan besitzt die erstaunliche Fähigkeit, sich im entscheidenden Moment zu entmaterialisieren, damit eine heranstürmende Polizei-Hundertschaft ungehindert durch ihn hindurch spazieren kann. Aber als Vereinsverantwortlicher selbst tätig zu werden, selbst die – wie Sie sie nennen – Chaoten anzusprechen und selbst eine Möglichkeit zu finden, die auf den eigenen Verein zukommende mehrere tausend Euro schwere Geldstrafe den Verursachern weiter zu berechnen, das macht man natürlich nicht. Dafür hat der Mann von Welt doch Untertanen, die die Fresse hinhalten. Stimmt’s, Herr Jarchow?
Herr Jarchow, gestatten Sie mir einen Tipp: Wenn Sie sagen, sie hätten in den kommenden Wochen vor, ein Fußballspiel inmitten der Fans zu sehen, dann meinen sie doch sicherlich diesen brandgefährlichen Pöbel auf den 90-Euro-Sitzplätzen der Gegengerade, richtig? Dann passen Sie aber bitte gut auf sich auf, Herr Jarchow!