Erst Schalke – dann Messi, Messi und Messi
Mein Bruder Florian arbeitet aktuell in Barcelona. Am vergangenen Samstag, als Schalke mit 3:1 gegen Hoffenheim gewann, nutzte er die Gunst der Stunde und besuchte das Ligaspiel des FC Barcelona gegen RCD Mallorca. Hier ist sein Erlebnisbericht mit Bildern. |
Aus beruflichen Gründen bin ich für ein paar Wochen in Barcelona. Als sich diese Möglichkeit ergab, war für mich klar, dass – wenn schon einmal in Barcelona – ich unbedingt auch ein Spiel im Camp Nou sehen möchte. Am vergangenen Samstag war es soweit. Ich hatte mir Tickets für das Spiel des FC Barcelona gegen RCD Mallorca besorgt. Besser gesagt: Ich habe sie ganz offiziell an einem Geldautomaten des örtlichen Kreditinstituts gezogen. Dass man auf diesem kuriosen Weg Karten erwerben kann, wundert mich mittlerweile längst nicht mehr. Denn allgemein ist der FC Barcelona in der Stadt allgegenwärtig. Es gibt fast an jeder Ecke einen Barça-Shop und wirklich überall kann man Trikots kaufen. Dass ich in den Tagen meines Aufenthalts hier noch keine einzige Kneipe gefunden habe, in der nicht mindestens ein Messi-Trikot hängt, muss ich wohl nicht gesondert erwähnen.
Anpfiff zum Spiel war um 20.00 Uhr, sodass ich für den Vormittag noch etwas Sightseeing eingeplant hatte. Diesen Gedanken habe ich am Samstagmorgen jedoch rasch verworfen, da ich bereits am Freitagabend Barcelona ausführlich unter die Lupe genommen hatte – unter besonderer Berücksichtigung der Kneipenszene. Es war dabei etwas später geworden …
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Bundesliga-Konferenz bei „Don Bratwurst“.
Somit stand der Samstag komplett im Zeichen des Fußballs. Für mich ging es um 14.30 Uhr los. Von meinem Hotel am Stadtrand machte ich mich auf ins Zentrum. Ich wollte mir vorher noch das Schalker Spiel gegen Hoffenheim ansehen und deswegen führte mich mein Weg zu „Don Bratwurst“. Das ist der Name einer eine deutsche Kneipe in Barcelona, in der die Bundesliga-Konferenz gezeigt wird. Dort angekommen bemerkte ich, dass sich meine Tagesplanung – erst Bundesliga im TV, dann Live-Fußball bei Barça – mit der vieler anderer Deutscher in Barcelona deckte: Es war es extrem voll! So erlebte ich dann im Kreise von zahlreichen Bundesliga-Fans mitten in der Stadt des aktuell wohl besten Fußballclubs der Welt einen netten Nachmittag, an dessen Ende Schalke auf Platz 2 der Liga gestürmt war.
Nach dem Ende der TV-Konferenz brachen die Massen in Richtung Stadion auf – ich mittendrin. Auf dem Weg zum Camp Nou sammelte ich an einer Metro-Station noch Denis ein. Der Student weilt für ein Auslandssemester in Barcelona und wir hatten uns zum gemeinsamen Besuch des Spiels verabredet. Mit der Metro kommt man aus der Stadt sehr gut zum Stadion. Von der Metro-Endstation läuft man dann noch etwa zehn Minuten und steht vor den Einlasstoren. Doch auch auf diesem vergleichsweise kurzen Weg fällt direkt ein großer Unterschied zwischen deutschen und spanischen Stadienzuwegungen auf: Es gibt in Spanien keinen Dosenpfand! Somit sind die Wege zum und die Plätze vor dem Stadion mit Getränkedosen regelrecht gepflastert.
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Die Einlasskontrollen am Stadion waren ein Witz. Ich glaube, ich hätte wirklich alles mit reinbringen können, denn Kontrollen wie man sie aus deutschen Stadien kennt, gibt es nicht. Anscheinend werden diese Kontrollen aber auch gar nicht benötigt, denn während des Spiels wurde kein einziger Feuerwerkskörper oder „Bengalo“ gezündet!
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Der Katalane mag blanken Beton.
Das Camp Nou ist sowohl von außen als auch von innen – also die Wege innerhalb des Stadions – keine wirklich schöne Sportstätte. Es ist ein reiner Betonklotz und kann weder beim Design noch in puncto Technik mit der Schalker Arena mithalten. Und trotzdem ist es imposant, einfach schon, weil es so gigantisch groß ist.
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Trostloser Stadion-Innenbereich.
Wir hatten uns Karten der günstigsten Kategorie gekauft, was in Barcelona allerdings immer noch satte 34,- Euro bedeutet. Unsere Plätze waren ganz oben, im obersten der Ringe. Ich fand die Plätze allerdings nicht schlecht. Die Spieler auf dem Rasen wirkten zwar winzig klein, dafür hatten wir eine exzellente Aussicht auf die Gesamtkulisse.
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Obwohl wir eine dreiviertel Stunde vor dem Anpfiff bereits unsere Plätze eingenommen hatten, war unser Block schon gut gefüllt. Das war insbesondere deshalb bemerkenswert, weil der Rest des Stadions noch fast leer erschien. Generell füllte sich das Stadion eigentlich erst in den letzten zehn Minuten vor dem Anstoß. Auf Schalke sind die Ränge wesentlich früher besetzt.
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Mir wurde im Verlauf des Abends klar, warum ausgerechnet unser Block sich dem Trend zum „auf den letzten Drücker kommen“ wiedersetzte: Wir saßen im Touristen-Bereich! Um uns herum wurde sich in deutsch, englisch, französisch und in vielen anderen Sprachen unterhalten. Spanisch hingegen hörte man kaum.
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Messi schießt per Elfmeter das 1:0 für Barcelona.
Spanisch wurde es direkt vor dem Anpfiff. Erst wurde das Vereinslied gesungen – ein absoluter Gänsehautmoment, wenn 90.000 Menschen wie aus dem Nichts „Barça, Barça“ schmettern – danach wurden die Mannschaftsaufstellungen verlesen. Als Messi auf der Anzeigentafel auftauchte, gab es im Stadion kein Halten mehr. Die Messi-Fans feierten ihr Idol – und Messi-Fans gibt es im Camp Nou genug. Mindestens 75 Prozent der Trikots sind mit seinem Namen beflockt. Der kleine Argentinier wird hier wie ein mythischer Held verehrt.
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Zum Spiel selbst werde ich nicht viel schreiben. Mallorca wurde mit 5:0 vom Platz gefegt und es war nahezu eine reine Messi-Show. Die ersten drei Tore schoss er selbst und somit sah ich erstmals in meinem Leben in einem Stadion einen „lupenreinen Hattrick“. Eine besondere Erwähnung sollte allerdings noch das 5:0 durch Alves erhalten. Es war ein wunderschöner Schuss, der aus 25 Metern im rechten Winkel landete.
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Blick aus dem Stadion in die Stadt.
Nach dem Abpfiff sind wir noch ein paar Minuten sitzen geblieben und haben die erste große Welle abgewartet. Trotz der großen Besucherzahl kommt man vom Stadion extrem schnell an und in die Metro. Ich habe vielleicht zehn Minuten an der Metro-Station gewartet – das ist nicht wirklich lange.
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Noch einmal die Betonwüste im Stadion-Innenbereich.
Ein ereignisreicher Tag neigte sich dem Ende entgegen. Ich kann es wirklich jedem Fußballfan, der mal die Chance dazu hat, empfehlen, sich im Camp Nou ein Spiel des FC Barcelona anzusehen. Es ist schlichtweg genial, in diesem Stadion zu sitzen und die ganzen Weltstars zu sehen. Die Stimmung ist eine völlig andere als in der Bundesliga. Die Fans sind insgesamt gesehen viel ruhiger. Dauersupport wird nicht angeboten. Die Fans wollen sich unterhalten lassen, rasten dann aber bei den Toren regelrecht aus.
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Heldenverehrung am Zeitungsstand.
Für mich war’s ein erfolgreicher Fußball-Tag und heute kann ich von mir behaupten, innerhalb von ein paar Stunden erst Schalke und dann Messi bestaunt zu haben.
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5 Kommentare zu “Erst Schalke – dann Messi, Messi und Messi”
Feiner Bericht.
Sehr vieles kam mir vom letzten S04 Auftritt dort bekannt vor, lasche Kontrollen (2 Dosen Bier reingebracht), trostlose Architektur, die wie ein Rohbau vor der nächstes Ausbaustufe anmutet. Nachdem ich dann noch den umgekippten Reifen dieses Jahr von innen sehen durfte, wusste ich erst recht zu schätzen, was unsere Arena doch für ein Schmuckbau ist.
Schöner Bericht! Ich denke sowohl das Stadion, als auch natürlich die Stadt als solche sind wohl eine Reise wert. Mal sehen, ob sich das noch mal irgendwann ergibt.
in Wort und Bild sehr schön!
Ich war auch schon mehrmals im Camp Nou und kann alles nur bestätigen. Für mich die wichtigste Frage für meinen nächsten Besuch in Barcelona: wo finde ich Don Bratwurst ?
Don Bratwurst findest du hier.
😉