Raúls Tore sind die Wichtigsten

21. Dez. 2010 | 9 Kommentare

Damit mich niemand falsch versteht: Ich freue mich über jedes Schalker Tor. Ich gehöre zu denen, die selbst bei einem Testspieltreffer gegen einen Landesligisten zumindest kurz freudig die Faust ballen. Doch natürlich weiß auch ich, dass es „wichtige“ und „nicht ganz so wichtige“ Tore gibt. Das führt mich allerdings zwangsläufig zu zwei Fragen: Wie bemisst man die Bedeutung von Toren und – wenn man es dann getan hat – wer war Schalkes wichtigster Torschütze in der Bundesliga-Hinrunde? Um es gleich vorwegzunehmen: In der von mir erstellten „Rangliste der wichtigen Tore“ liegt Raúl knapp vor Klaas-Jan Huntelaar. Danach kommt ganz lange Nichts. Wie ich diese Rangliste berechnet habe, erfährst du nach dem Klick.

Grundlage der Tor-Bedeutungs-Tabelle

Dass ein Tor zum 1:0 bei einem Spiel, das 1:0 endet, wichtiger ist, als ein Treffer zum 3:0 bei einem Spiel, das 4:0 endet, dürfte eine unumstrittene Tatsache sein. Basierend auf dieser Überlegung habe ich die Schalker Spiele und Tore der Bundesliga-Hinrunde dahin gehend ausgewertet, welchen Spielstand ein Tor herstellte.

Beispiel 1, FSV Mainz 05 – FC Schalke 04: Schalke gewann mit 1:0. Zum Zeitpunkt, als das Tor fiel, hatte Schalke in der Blitztabelle einen Punkt. Farfáns Tor machte daraus 3 Punkte. Ich werte diesen Treffer somit mit einem Punkt für das Tor selbst und zwei zusätzlichen Punkten für die zusätzlich zum Spielzeitpunkt virtuell erzielten Tabellenpunkte.

Beispiel 2, Hamburger SV – FC Schalke 04: Am ersten Spieltag lag Schalke in Hamburg mit 0:1 hinten (Blitztabelle = 0 Punkte), als Farfán mit seinem Treffer zum 1:1 einen virtuellen Punkt errang. Er erhält somit einen Punkt für den Treffer selbst und einen Zusatzpunkt für den zum Spielzeitpunkt hergestellten Tabellenpunkt. Dass Hamburg am Ende 2:1 gewann und Farfáns Treffer tabellarisch wertlos wurde, konnte zu dem Zeitpunkt, als das Tor fiel, noch niemand wissen.

Beispiel 3, SC Freiburg – FC Schalke 04: Ivan Rakitic schoss das 1:0 (1 Punkt für das Tor + 2 Punkte für die zwei zusätzlichen Punkte in der Blitztabelle). Freiburg glich aus, Huntelaar traf zum 2:1-Endstand. Auch Huntelaar erhält damit 1 Punkt für den Treffer selbst und 2 Punkte für die durch den Treffer virtuell hergestellten Tabellenpunkte.

Das alles ergibt folgende Tabelle (anklicken zum Vergrößern):

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Und wie immer gilt: Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Wenn du einen anderen, vielleicht besseren Ansatz hast, dann bitte ich um Anregungen in den Kommentaren. Denn zum Ende der Saison werde ich diese Statistik gerne noch einmal auflegen.

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9 Kommentare zu “Raúls Tore sind die Wichtigsten”

  1. Danielam 21. Dezember 2010 um 10:22 1

    Ich bin nicht so der Statistikfan und auch NUR Schalke-Sympathisant von Zeit zu Zeit, aber du sagst doch schon selbst, daß bestimmte Punkte nichts wert sind.

    „…Dass Hamburg am Ende 2:1 gewann und Farfáns Treffer tabellarisch wertlos wurde, konnte zu dem Zeitpunkt, als das Tor fiel, noch niemand wissen….“

    Ich würde nur Treffer werten, die eine Führung bedeutet haben, die dann auch nicht mehr hergegeben wurde UND Treffer, die einen Ausgleich darstellen, der das Endergebnis war.

    So kommst du vielleicht auf deutlich weniger Punkte, aber die Wichtigkeit ist deutlicher unterstrichen.

    Just my two pennies. 🙂
    Sehr guter Blog by the way.

  2. Matthiasam 21. Dezember 2010 um 10:30 2

    Das würde aber auch bedeuten, einen Stürmer für einen späteren Fehler der Abwehr zu bestrafen. Deshalb habe ich ich die „Zum Zeitpunkt des Spiels“-Variante gewählt.

    Bei meinem Vorgehen gibt es einen anderen strittigen und durchaus diskutablen Haken: Edu erzielte bspw. in Wolfsburg das 1:2 und brachte Schalke somit überhaupt erst wieder zurück ins Spiel. Extrapunktmäßig brachte ihm das in meiner Aufstellung nichts. Und Höwedes erzielte gegen Bayern das 2:0 und machte somit den Sack zu. Auch er geht allerdings ohne Extrapunkte aus dieser Situation heraus. Beides ohne Zweifel sehr wichtige Tore, aber irgendwo muss man die Grenze ziehen.

    Wie gesagt: Ich bin für Vorschläge dankbar, wobei ich allerdings den vorgeschlagenen Weg, Tore nur dann mit Extrapunkten zu bewerten, wenn sie an den Tabellenpunkten auch tatsächlich etwas geändert haben, aus o.g. Gründen nicht beschreiten möchte.

  3. Danielam 21. Dezember 2010 um 10:34 3

    Könnte man eine kleine Glaubensfrage daraus machen. Ist Fussball im allgemeinen, und Tore im speziellen, positiv zu bewerten, wenn es „gefühlt“ etwas gebracht hat, oder wenn das Ergebnis stimmt. 🙂

    Aber ich verstehe auch deine Argumentation und gebe ehrlich zu: einen wirklich besseren Vorschlag hab ich dann auch nicht.

  4. Benjaminam 21. Dezember 2010 um 10:38 4

    Schöne, außergewöhnliche Statistik.
    Aber wie du selber schon sagst… Der psychologische Aspekt lässt sich damit nicht erfassen. Aber die Rangliste geht wie sie ist in Ordnung. Hat ja auch mit unserer Psyche zu tun, dass wir uns mit Raul zusammen irgendwie immer so wunderbar wie ein kleiner Junge freuen und uns irgendwie über Platz 1 für ihn in deiner Statistik sehr freuen. 😉

  5. Matthiasam 21. Dezember 2010 um 10:45 5

    Auch wenn man nur die „reinen Tore“ in der Bundesliga nimmt liegt Raúl mit 9 Treffern vor Huntelaar (7). Die Aufstellung war nun wirklich nicht dazu gedacht, Raúls Tor-Leistung irgendwie zu überhöhen.

    Zum psychologischen Aspekt: Genau darum ging es mir, als ich die „Zum Zeitpunkt des Spiels“-Variante erdachte. Denn beim Stand von 0:1 ist ein Schalker Tor zum 1:1 psychologisch mindestens ebenso aufwühlend wie ein Schalker Treffer zum 1:0. Oder gibt es tatsächlich Leute, die mit angezogener Handbremse jubeln, so nach dem Motto: „Ist nur der Ausgleich, da reichen 75% Brüllerei.“ 🙂

  6. Benjaminam 21. Dezember 2010 um 16:20 6

    Naja, genaugenommen verallgemeinerst du aber ja mit der „Zum Zeitpunkt-des-Spiels“-Berechnung etwas, das sich so nicht berechnen und erfassen lässt: Den Grad des Antriebes, den ein solches Tor gibt.
    Aber ich bin ja kein Korinthenkacker. 😀
    Finde das hier dennoch sehr schön gelöst. Besser würde es mir auch nicht gelingen.

  7. Alexam 21. Dezember 2010 um 18:44 7

    Finde ich sehr interessant. Liebe Statistiken 🙂

    Würde aber eins sagen: Dadurch, dass Raul und Huntelaar auch die meisten Tore (ohne Boni) geschossen haben, stand zu erwarten, dass sie sich die ersten Plätze teilen würden. Außerdem: Mehr Tore heißt tendenziell auch mehr wichtige Tore. Möchte man aber eine Aussage darüber treffen, wessen Tore die wichtigsten sind, wär es m.M.n. interessanter, deine Gesamtpunkte noch einmal durch die Gesamtzahl der Tore zu teilen. Man erhält dann einen Wert, für die durchschnittliche Bedeutung eines Tores. Davon würden aber wahrscheinlich Jurado, Rakitic und Metzelder unangemessen profitieren… Nur ein Ansatz. 😉

  8. Floam 22. Dezember 2010 um 15:11 8

    Ich finde hohe Führungen geben hier noch zuviele Punkte das 4:0 ist wohl kaum soviel Wert wie das 2:0 (bei einem 4:0 Sieg). Vielleicht würde es Sinn machen alle Tore die eine Führung ausbauen nur mit einem halben Punkt zu werten, oder irgendwie nur anteilig am Endergebnis. (z.B. S04 siegt 4:1 Torfolge 1:0, 1:1, 2:1, 3:1, 4:1 Die ersten beiden Tore wie oben berechnen, das 3:1 aber nur mit 1/3 und das 4:1 sogar nur mit 1/4 werten.)
    Mich würde deine Tabelle auch mal mit allen Toren (zusätzlich zur Buli noch CL und Pokal) interessieren.

  9. klugioham 22. Dezember 2010 um 22:05 9

    Ich halte eine solche Statistik für sinnlos.
    Folgendes Beispiel:
    Kuranyi wurde von Kritikern immer wieder vorgehalten, er mache nur unwichtige Tore. Treffer zum 3:0, fünf(?) Stück gegen Cottbus auf einmal und danach lange keins mehr.
    Eines dieser unwichtigen Tore hätte er am 4. Spieltag 08/09 machen können/müssen:
    Schalke führte nach 54 Minuten 3:0 in Dortmund, kurz darauf hatte Kuranyi die Riesenchance zum unbedeutenden 4:0, verwertete die Chance aber nicht.
    Nach 90 Minuten stand es 3:3.
    Das Beispiel zeigt deutlicher als jedes andere die Sinnlosigkeit einer solchen Statistik. Macht Kuranyi das 4:0 und das Spiel geht 4:0 oder 4:1 aus, wertet man das Tor ex-post als unwichtig. So aber hieß es, hätte Kuranyi das 4:0 gemacht, ist das Spiel entschieden.

    Mein Fazit und gleichzeitig mein Verbesserungsvorschlag: Stampf‘ die Statistik ein! Solche Statistiken werden ohnehin der Bedeutung eines Tores nie gerecht. Selbst mit den von Dir vorgenommenen Abstufungen unter den verschiedenen „wichtigen“ Toren nicht.
    Der „Zum Zeitpunkt des Spiels“-Ansatz ist natürlich eine interessante Variante. Aber auch „Zum Zeitpunkt des Spiels“ hätte man wohl im Nachhinein Kuranyis potentielles 4:0 für unwichtig erachtet.
    Denn im weiteren Sinne ist die „Zum Zeitpunkt des Spiels“-Bewertung trotzdem wieder eine Bewertung im Nachhinein.
    Daran kann man natürlich schwerlich etwas ändern, denn niemand kann bewerten, wie ein Spiel augegangen wäre, wenn dieses oder jenes Spielereignis einen anderen Verlauf genommen hätte.
    Deshalb bleibe ich im Kern dabei: Diese Statistiken sind vielleicht eine nette Spielerei, aber die Aussagekraft und objektive Messbarkeit der Bedeutung eines Tores ist gleich null.