Zeit-Online-Twitter-Reporter, reloaded

20. Sep. 2011 | 17 Kommentare

Da saß ich also auf der Pressetribüne. Zum zweiten Mal, nachdem ich im April meine Premiere als Twitter-Reporter für „Die Zeit“ erleben durfte. Ich bin weit davon entfernt, einen zweiten Besuch als beginnende Routine abzutun. Natürlich war es erneut ein besonderes Erlebnis. Doch ich muss auch ehrlich sein: Stand beim ersten Mal die Faszination am ungewohnten Umfeld im Vordergrund, ging ich das Ganze diesmal doch ruhiger und deutlich mehr auf die Arbeit fokussiert an. Mit einer kleinen Technik-Armada im Rucksack nahm ich eine Stunde vor dem Spielbeginn meinen Platz im Presseblock ein. Netbook, UMTS-Surfstick, Netzteil, Android-Handy, Handy-Ladegerät und sogar einen Dreifachstecker hatte ich eingepackt. Im April war mir aufgefallen, dass nicht an jedem Reporterplatz zwei Steckdosen zur Verfügung stehen und ich wollte nicht in die Situation geraten, mich mit einem Journalisten-Profi um die Stromzufuhr kebbeln zu müssen. Meine Sorge war indes unbegründet, da auch diesmal bei weiten nicht jeder anwesende Pressevertreter mit einem Notebook angereist war. Ganz viele Schreiber beobachten ein Spiel noch auf die klassische Art: mit Kulli, Kaffee und Notizblock. Sympathisch!

Die Pressetribüne war gut gefüllt, deutlich besser als im April bei „Magaths Rückkehr“. 45 Minuten vor dem Spielbeginn erhielt ich aus den Händen einer netten jungen Dame die Mannschaftsaufstellungen und weitere Informationen rund um das Spiel in gedruckter Form. An diesen Service könnte ich mich gewöhnen! Ich begann damit, die ersten Tweets abzusetzen, die in Gänze im Account von @zeitonlinesport nachgelesen werden können. Dann lief das Spiel und ich wurde Zeuge einer verdienten Niederlage des FC Schalke gegen den FC Bayern.

Zeitsprung. Nach dem Spiel begab ich mich in die Mixed-Zone, wo gerade die ersten TV-Interviews aufgezeichnet wurden. Joel Matip hatte seinen Einsatz schon hinter sich gebracht und verschwand wieder Richtung Kabine. Kurz darauf traf Benedikt Höwedes ein, der – zumindest auf mich – einen sehr nachdenklichen, fast besorgten Eindruck machte. Die Niederlage – vor allem aber die Art und Weise, wie verdient sie zustande kam – schien an ihm zu nagen.

Das komplette Gegenteil in Sachen Körpersprache war Bayerns Thomas Müller. Mit den Journalisten scherzend wippte er von einem Bein auf das andere du absolvierte breit grinsend die Interviews für Sky und Liga-Total. Nun muss ich vielleicht noch erklären, dass die TV-Interviews in einer kleinen, etwas abgelegenen Nische der Mixed-Zone geführt werden, sodass man als „Fußvolk-Journalist“, – insbesondere aber als zurückhaltender Beobachter wie ich – keine Chance hat zu hören, was die Spieler dabei sagen. Das erfährt man dann zumeist erst ein paar Minuten später über einen der vielen Monitore, die überall im Pressebereich hängen und das Sky-Signal übertragen.

Kurz nach Thomas Müller war Ralf Fährmann an der Reihe, direkt gefolgt von Manuel Neuer, der bereits auf dem Feld erste Interviews gegeben hatte. Neuer wirkte gelöst. Ehrlich gelöst. Beinahe fröhlich. Er hatte die erwartete Höllentour hinter sich gebracht und feixte mit den Anwesenden herum. Die Anspannung des ersten Spiels unter komplett verdrehten Vorzeichen war von ihm vollständig abgefallen. Es war eine sehr sympathische, sehr menschliche Reaktion, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Nachvollziehen kann ich jedoch auch die Reaktion weiter Teile des Stadionpublikums, deren Emotionalität am Sonntag von allen Seiten gegeißelt wurde, die mit eben dieser Emotionalität aber auch das ganze Spiel finanzieren. Man kann nicht einerseits erwarten, dass sich Zigtausende Fans den Stadionbesuch Woche für Woche vom Haushaltsgeld absparen und somit einen Multimillionen-Euro-Betrieb finanzieren (und damit meine ich auch den Pressetross), und andererseits diesen Fans dann vorhalten, wie dumm und einfältig sie doch sind, weil sie sich weigern, im Profifußball einzig und allein den Gelderwerb von Privilegierten zu sehen. Soviel dazu von meiner Seite.

Da ich mich beim letzten Mal zu lange in der Mixed-Zone aufgehalten hatte und darüber die Pressekonferenz versäumte, entschied ich mich, mit nur ein paar Eindrücken im Hinterkopf die Szenerie zu verlassen. Auf dem Weg zum PK-Raum musste ich mich am (anscheinend längst obligatorischen) Pulk fernöstlicher Journalisten vorbeischieben, die gerade Atsuto Uchida in Beschlag genommen hatte. Ich war nicht der Einzige, der diese Engstelle passieren musste und so kam es, dass mich der in Zivil vorbeihetzende Hans Sarpei unvermittelt anrempelte. Ein kurzer Augenkontakt, ein kurzes entschuldigendes Lächeln beiderseits und das war’s dann auch. Noch während ich mir ausmalte, wie die Sache für mich wohl geendet hätte, wäre ich nicht mit Sarpei, sondern mit Papadopoulos kollidiert, kam mir das Schalker Maskottchen Erwin entgegen und bot ein Bild des Jammers. Die Schultern hängend, die Fahne über den Boden schleifend, mühte er sich mit gesenktem Haupt und viel zu großen Schaumgummi-Schuhen die Treppe hinauf. Ich war nicht der Einzige, der die Tragik in dieser Szenerie erkannte. „Kopf hoch, Erwin. Wird auch mal wieder schönere Tage geben“, lachte ihm ein Security-Mitarbeiter hinterher.

Die Pressekonferenz hatte noch nicht begonnen. Auf diesen Umstand schob ich meine Beobachtung, dass die Journalisten-Sitzplätze im Raum nur zu einem Zehntel besetzt waren. Doch das änderte sich auch fünf Minuten später nicht, als die PK begann. Ich hatte damit gerechnet, dass der kleine Saal bis zum Bersten gefüllt sein wird – doch Fehlanzeige! Rund 30, maximal vielleicht 40 Journalisten wollten hören, was die Trainer zum Spiel zu sagen hatten. Die meisten anderen hatten sich anscheinend schon zuvor via Sky-Monitor mit den notwendigen Informationen versorgt und waren längst abgereist. Nach acht Minuten war der Zauber dann auch schon vorbei. Mit der Bekanntgabe der Gewinner des Journalisten-Tippspiels wurde eine Pressekonferenz beendet, die wenig spektakuläre Erkenntnisse brachte. Mit Ausnahme einer Aussage von Bayern-Coach Heynckes vielleicht, der sich kurz in Rage redete und den Schalker Fans empfahl, sie sollten doch gefälligst dankbar dafür sein, einen Spieler wie Manuel Neuer überhaupt in ihrem Verein spielen gesehen zu haben. Ich empfand diese Aussage, vor allem aber die belehrende Art wie Heynckes sie von oben herab formulierte, als eine bodenlose Frechheit. Es ist ja nun nicht so, als sei Manuel Neuer eines schönen Tages als Nationaltorwart aus dem Gelsenkirchener Himmel geplumpst und hätte sich dann in einem Anfall von Großzügigkeit dazu entschieden, dem popeligen FC Schalke ein paar Jahre Lebenszeit zu schenken. Nein! Manuel Neuer wurde vom Verein ausgebildet, hat dem Verein seinen sportlichen Werdegang zu verdanken und hat unbestritten auch vieles zurückgezahlt. Wenn hier jemand Dankbarkeit an den Tag legen sollte, dann sicherlich der FC Bayern. Dankbare Anerkennung dafür, dass Schalke etwas geschafft hat, was dem „Stern des Südens“ seit 40 Jahren nicht mehr gelungen ist: einem jungen Keeper von klein auf die Möglichkeit zu bieten, sich zu einem Klassemann zu entwickeln.

Mit leichter Wut im Bauch verließ ich den PK-Saal und verharrte in einem Vorraum, den die Spieler auf dem Weg von den Kabinen in den La-Ola-Club passieren müssen. Hier wartete neben mir noch ein gutes Dutzend jugendlicher Autogrammjäger, die dafür mit Unterschriften diverser vorbeihuschener Spieler belohnt wurden. Insgeheim hatte ich ja auf ein neuerliches Raúl-Erlebnis gehofft, doch als der sich nicht blicken ließ und bei mir allmählich die Zeit drängte, wurde ich mit einem nur Millisekunden dauernden Meet-and-Greet mit Huub Stevens entschädigt. Ungefähr so: Stevens tritt ein, schüttelt Hände, gibt Autogramme, lässt sich fotografieren, schaut mich kurz an, ich nicke ihm zu und murmele „Guten Tag, Herr Stevens“, er nickt zurück und geht kurz darauf wieder raus. Glück manifestiert sich oft in ganz, ganz, ganz kleinen Dingen.

Von Hans Sarpei angerempelt, von Huub Stevens angenickt – das musste dann aber auch reichen. Auf meinem Weg zur Straßenbahn sah ich, dass sich noch einige Fanbusse auf dem Parkplatz stauten, und erspähte den Bus meines münsterschen Fanclubs, den ich schon längst wieder in heimischen Gefilden wähnte. So blieb mir die fest einkalkulierte Rückfahrt mit der Bahn sogar erspart. Alles in allem war es ein guter Tag. Bis auf das Fußballspiel.

Die nachfolgenden Bilder lassen sich mit einem Klick vergrößern.

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17 Kommentare zu “Zeit-Online-Twitter-Reporter, reloaded”

  1. OnkelJKam 20. September 2011 um 01:36 1

    Und? Hast‘ dem Osram sicher die Meinung gegeigt, oder?

  2. Trainer Baadeam 20. September 2011 um 09:11 2

    Dass Heynckes nicht viel vom Empfinden der Fußballfans versteht, hat er zwar nicht alleine, dafür aber in besonderer Dosis (glaube ich, aus Quellen wie diesen urteilend).

  3. Bastiam 20. September 2011 um 09:34 3

    Echt schön geschrieben.
    Mit dem was der Jupp da von sich gegeben hat muss ich dir Recht geben. Das ist eine Unverschämtheit die Ihresgleichen sucht.
    Neuer wurde von Schalke ausgebildet. Bayern hat die letzten Torwarttalente wie Rensing oder Kraft wortwörtlich verbrannt und nicht geschafft was wir geschafft haben. Und Neuer wurde nicht von Heute auf Morgen Weltklasse, sondern weil er hier die Möglichkeiten hatte CL und regelmäßig BuLi zu spielen. Mich würde interessieren was passiert wäre, hätte Adler sich nicht vor der WM in Süd-Afrika verletzt.

  4. Malaoshiam 20. September 2011 um 11:07 4

    Danke für diesen starken Beitrag! Wie Du das Verhalten vom Extorwartangestellten nachvollziehbar machst, und auch unser Verhalten im Stadion beschreibst und erklärst, das hat Klasse. Das würde auch manchen Medien gut stehen, mal keinen Keil zwischen zwei Meinungen/Gruppen zu treiben, sondern so für Verständnis zu werben.

    Heinikens Ausführungen unterstreichen eine überhebliche Selbstgefälligkeit, die wohl nicht zwingend bei Fans (auch anderer Clubs), wohl aber bei deren Führung super glatt ankommt (Stichwort „persona non grata“).

    Ich hoffe, nachdem die Mannschaft sich diesmal scheinbar ähnlich wie wir mehr auf „das Wiedersehen“ konzentriert hat, es geht beim nächsten Aufeinandertreffen wieder um Tore, Punkte und guten Support.

  5. Katam 20. September 2011 um 12:19 5

    Merci beaucoup! Bei all dem „Geschreibsel“ in den übrigen Medien ein schöner und unaufgeregter Bericht über das Geschehen hinter den Kulissen. Ich hoffe, dass Dir die Leute von „Zeit Online“ in Zukunft weiterhin die Möglichkeit geben, uns hin und wieder (oder auch gerne regelmäßiger) mit netten Berichten über das Gezwitscher inkl. Drumherum zu versorgen.

  6. Fritzeam 20. September 2011 um 17:46 6

    Was ich am Wochenende von den Schalke Fans gehört und gesehen hab,war so ziemlich das primitivste und all den Jahren Bundesliga.
    Einen Manuel Neuer derart zu beschimpfen und runterzumachen ist derart armselig wie es tatsächlich nur Schalker sein können.statt die eigene Mannschaft anzufeuern und anzutreiben,konzentrieren sich die sogenannten Schalke Fans darauf neuer fertig zu machen. Aber auch im unterstützen der eigenen Spieler sind die Schalker Fans nur Mittelmaß auch da sind die Dortmunder meilenweit voraus.im übrigen was heisst eigentlich der neuer wurde auf Schalke ausgebildet? Ist er deshalb Leibeigener der Schalker?

  7. Matthiasam 20. September 2011 um 17:54 7

    Im übrigen: Was heißt eigentlich, Neuer wurde auf Schalke ausgebildet?

    Das heißt: Manuel Neuer wurde auf Schalke ausgebildet.

    War wohl missverständlich ausgedrückt. Sorry.

  8. Arneam 20. September 2011 um 18:29 8

    Dass der Thurn und Taxis hier im Blog mitliest: Respekt! 😉

  9. Tobiasam 20. September 2011 um 18:34 9

    Lob für den Text. Kein Lob an Fritze, der es offensichtlich nicht verstehen will, kann, möchte. Mit diesem Spiel ist das Thema Neuer dann auch abgehakt und die Schalker Seele findet (zumindest in dieser Sache…) wieder sein nicht vorhandenes Gleichgewicht.

  10. Löbbiam 20. September 2011 um 19:44 10

    Hallo Matthias,

    dein Bericht vom Spiel ist wirklich super interessant geschrieben und ich stimme dir bei vielem zu, aber was einige Fans da abgezogen haben ging mir dann doch zu weit. Auf eine lustige oder sarkastische Art hätte man Manuel zeigen können das man mit dem Wechsel nicht einverstanden ist. Der Haß und die Beleidigungen sind meiner Meinung nach aber völlig fehl am Platz. Hat man mit den Hasstiraden irgendetwas erreicht, außer das ganz Deutschland
    (Danke Bildzeitung) über die Schalkefans lästert. Hätte man die ganze Sache mit ein bisschen mehr Hirn auf die Beine gestellt und eine ordentliche Choreographie in die Kurve gezaubert, hätten wir mit Sicherheit als Fans unseren Respekt verdient und auch ein Manuel Neuer hätte sich vielleicht einen Kopf gemacht.

  11. Matthiasam 21. September 2011 um 01:33 11

    Hätte man die ganze Sache mit ein bisschen mehr Hirn auf die Beine gestellt und eine ordentliche Choreographie in die Kurve gezaubert, hätten wir mit Sicherheit als Fans unseren Respekt verdient und auch ein Manuel Neuer hätte sich vielleicht einen Kopf gemacht.

    Da hast du natürlich recht, und für die Außendarstellung wäre es natürlich besser gewesen, auch wenn sich die Presse in ihrer Scheinheiligkeit gerade zu übertreffen versucht. Auf Twitter postete heute @MSorghum: „Leute, die fast nie oder nie ein Stadion von innen sehen, verstehen die Schalker Fans nicht. Das macht mich soooooooo betroffen“. Ich weiß aus persönlicher Kenntnis, dass MSorghum alles andere als ein Schweinekopfwerfende Hassprediger ist. Auch deshalb – und vor allem aufgrund der treffenden Ironie – kann ich mich seiner Meinung anschließen.

    Was „Fritze“ anscheinend missverstanden hat ist, dass ich bewusst geschrieben habe: „Ich kann die Reaktionen nachvollziehen.“ Ich hätte auch schreiben können „Ich kann es verstehen.“ Verstehen (im Sinne von: die Gründe kennen) kann ich nämlich wirklich sehr viel! Ich kann sogar verstehen, warum sich das Regime in Nordkorea einmauert und sein Volk lieber verhungern lässt, als sich internationaler Hilfe zu öffnen. Eben weil eine Öffnung das Ende eines Regimes bedeuten würde, das seine Macht unbedingt erhalten möchte. Warum dieser krude Exkurs? Weil ich so deutlich machen will, dass „etwas verstehen können“ etwas ganz anderes meint, als „etwas gut finden“.

    Zurück zum Thema: Ich fand das große Banner über der Nordkurve „nicht gut“, aber aus dem Spruch abzuleiten „Schalker Fans wünschen Manuel Neuer den Tod“ ist schon sehr schräg. 61.000 Zuschauer waren am Samstag in der Arena. Die haben wirklich mitbekommen, was da abgegangen ist. Alle anderen beziehen ihr Wissen aus der Sky-Live-Ãœbertragung (dann wäre es ja noch gut) oder aus den Presseberichten der letzten Tage. Und von solchen Leuten lasse ich mir nicht erzählen, was am Sonntag in der Arena los war. Eben weil sie es nicht wissen können, wohingegen ich dabei war.

    Ich war übrigens als Jugendlicher damals Anfang der 90er in Mönchengladbach im ersten Spiel nach dem Effenberg-Wechsel zu den Bayern. Da sind die Fans reihenweise während des Spiels auf den Platz gerannt und wollten Effenberg an den Kragen. Und nach dem Spiel gelang es sogar einer größeren Gruppe, bis vor die Bayern-Kabine vorzudringen, was sich dann zu einer Riesenschlägerei mit der Polizei und dem Ordnungsdienst ausartete. Darüber spricht heute kein Mensch mehr. Genausowenig wie in vier Wochen noch jemand von Sonntag sprechen wird. Medien, insbesondere der Boulevard, leben nun einmal von Extremen. Es muss immer „das Schlimmste“, „das Hasserfüllteste“ etc. gewesen sein. Schade nur, dass sich immer noch so viele Menschen vom Boulevard ihre Meinung vorschreiben lassen. Und ganz Konkret: Die Sache mit der Sexpuppe an der Brücke halte ich irgendwie für nicht ganz koscher. Kann es sein, dass da jemand 15 Euro investiert hat, um als Leser-Reporter 250 Euro abzustauben? Ganz ausgeschlossen ist es nicht, oder?

    Zu deiner These am Anfang, die Kurve hätte doch besser eine kreative Choreo abgefeiert, um auf dieser Weise Manuel Neuer zu zeigen, was ihm entgeht: Das hört sich in der Theorie natürlich toll an. Aber die Beziehung zwischen Neuer und der Kurve war mindestens eine Liebesbeziehung. Vielleicht sogar mehr. Wenn dir deine Frau nach Jahren bedingungsloser Liebe (deinerseits) von einem Tag auf den anderen den neuen Lover vorstellt, dann musst du schon sehr, sehr, sehr edel sein, wenn deine erste Reaktion wäre: „Denen werde ich es zeigen! Ich fege jetzt jeden Tag die Straße vor deren Hütte, organisiere Nachbarschaftsfeste und lade sie ein, mähe deren Rasen und schicke ihnen Geburtstags- und Weihnachtskarten – die werden sich noch umschauen, ha!“ Nee – das macht keiner. Das wäre nicht menschlich. Der Mensch ist nun einmal nicht immer rational. Er ist ein Wesen, das sich von Gefühlen leiten lässt. Wer jetzt nicht versteht, warum weite Teile der Fans am Sonntag so abgegangen sind, der gesteht Fußballfans nicht zu, dass sie ihrem Verein und den Spielern echte Gefühle entgegen bringen. Und wer das macht, der ist für mich als ernsthafter Gesprächspartner – zumindest in dieser Sache – ohnehin ungeeignet. Das beziehe ich jetzt nicht auf dich Löbbi, Umgotteswillen. Das beziehe ich auf alle, die mir gerade den Untergang des Abendlandes prophezeien, nur weil am Sonntag etwas passiert ist, mit dem man fest rechnen konnte.

    Manuel Neuer hat den Tag überstanden. Schalke hat den Tag überstanden. Wichtig ist jetzt nur, dass es endlich vorbei ist.

  12. leeniam 21. September 2011 um 02:21 12

    So sieht das aus. Danke Matthias.

  13. Löbbiam 21. September 2011 um 07:25 13

    Ich nochmal.

    Interessante Ansichten die du an den Tag legst. Trotzdem bin ich der Meinung, Haß hat im Sport nichts zu suchen. Egal gegen wen (Vereinswechsler, Farbige, Gegnerische Fans, …. )
    Für Wut und Entäuschung kann man Verständniss haben, aber sie sollte nicht in Haß umschlagen.
    In einem Punkt gebe ich dir aber zu 100% Recht.

    Deinem letzten Satz.

  14. Felixam 21. September 2011 um 08:11 14

    @Matthias du sprichst mir aus dem Herz! Danke für die Klarstellung 😉

  15. ProErnstam 21. September 2011 um 20:15 15

    Danke für Deine Klarstellung Matthias. Aus meinen bisherigen Beiträgen kann man erkennen, dass ich Manuel Neuer Fan bin und auch bleiben werde. Ich war am Sonntag auch in der Arena und habe mich geschämt Schalker Fan zu sein, was ich auch bleiben werde.
    Danke Löbbi für deinen weiteren Beitrag, den ich voll und ganz unterstütze.
    Zukünftig hoffe ich hier nur noch über positive Einträge streiten zu können.

  16. Thomasam 21. September 2011 um 23:03 16

    Jupp auf Abwegen. Unglaublich!

  17. hellwacham 21. September 2011 um 23:38 17

    Matthias, mir gefällt die Abgrenzung von Verstehen und Gut finden ausgezeichnet. Allerdings kann ich mich mit extremem Fanatismus, so wie ich ihn am Sonntag empfunden habe, überhaupt nicht anfreunden. Auch wenn ich meine innere Ausgeglichenheit inzwischen wiedergefunden habe, inhaltlich bleibe ich bei dem, was ich am Montag dazu geschrieben habe. http://is.gd/wgo2T7